Eine Stuttgarterin hat mit ihrem Charme und Aussehen zwei betagte Herren aus der Region um einen Millionenbetrag gebracht. Jetzt muss die 45-Jährige deshalb für fast vier Jahre hinter Gitter.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Auch am Ende des Betrugsprozesses am Landgericht gegen eine 45 Jahre alte Frau ist nicht eindeutig klar, welches die Gründe dafür gewesen sind, dass zwei betagte alleinstehende Herren aus der Region der Stuttgarterin lange auf den Leim gegangen sind und dabei viel Geld verloren haben. War es das Aussehen und der Charme der Stuttgarterin oder eher deren Beharrlichkeit und Skrupellosigkeit? Oder hat auf Seiten der Opfer Mitleid, Blauäugigkeit sowie Liebe und Sex den Ausschlag dafür gegeben, dass die Frau den beiden Herren jeweils eine halbe Million Euro abknöpfen konnte?

 

Ihr Geld werden die Senioren vermutlich niemals zurückerhalten. Die Frau sagte im Prozess aus, dass sie alles verspielt habe. Wegen Betrugs in 32 Fällen verurteilten die Richter die 45-Jährige nun zu drei Jahren und neun Monaten Haft.

Die Frau hatte ihr erstes Opfer – ein heute 78 Jahre alter Bietigheimer – bereits Ende 2010 in einer Pizzeria kennengelernt. Die Hausfrau gaukelte dem Mann vor, dass sie im lukrativen Goldhandel tätig sei. Er ließ sich dazu überreden, sein Geld in ihre Geschäfte zu investieren.

Die Frau hatte mit einem Gewinn von fünf bis acht Prozent gelockt. Bis Anfang 2013 gab der Mann der Stuttgarterin in fast 20 Tranchen insgesamt eine halbe Million Euro. Dafür nahm er sogar einen Kredit in Höhe von 150 000 Euro bei seiner Bank auf. Um die Raten dafür aufbringen zu können, musste er später sein Haus verkaufen.

6,6 Kilo Gold, 14 Kilo Silber und 267 000 Euro verloren

Vom Sommer 2013 bis August 2014 betrog die Frau einen weiteren betagten Herrn aus Leonberg. Die 45-Jährige und der 80-Jährige lernten sich über ihre Hunde kennen. Bald gaukelte sie dem Mann vor, selbstständige Goldschmiedin zu sein, die in eine finanzielle Schieflage geraten sei. Um der Frau aus deren vermeintlichen Patsche zu helfen, stellte ihr der Leonberger 6,6 Kilogramm Gold, 14 Kilogramm Silber und 267 000 Euro zur Verfügung.

Die Frau räumte in dem Prozess ein, die Männer betrogen zu haben. Als Gegenleistung habe man auch Sex gehabt. Nein, Intimitäten habe es keine gegeben, sagten hingegen die beiden Opfer aus. Der Leonberger wirkte dabei ehrlich entrüstet. „Leider nicht“, entfährt es aber dem Bietigheimer. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, warum man denn irgendwann nicht die Reißleine gezogen habe, antwortete der Bietigheimer, dass er mit den weiteren Beträgen sein Geld habe retten wollen. „Die Frau kam immer wieder und behauptete, dass man jetzt das große Geschäft machen könne, und damit würde ich mein Geld zurückbekommen“, so der Mann. Nun sei alles weg. Die halbe Million Euro habe er im Laufe seines Berufslebens als Selbstständiger zur Seite gelegt. „Ich habe der Frau vertraut. Das war mein Fehler.“

Ähnlich sagte der Leonberger aus, der sich als „sehr misstrauisch“ beschrieb. Dennoch gelang es der Frau, an dessen Vermögen zu gelangen – obwohl der Mann früh witterte, dass sie eine Betrügerin ist. Mal hieß es, dass ihr geliehenes Geld gestohlen worden sei, dann gab es einen vermeintlichen Autounfall. Für den Schaden müsse die Frau selbst aufkommen. „Notlage“ folgte auf „Notlage“. „Ihre Geschichten klangen aber für mich immer plausibel“, sagte der Mann. Der ehemalige selbstständige Kaufmann erklärte, dass er „Schwabe“ sei und immer gespart habe. Nun blieben ihm nur sein Häusle und eine kleine Rente.

Opfer: Ihre Geschichten klangen plausibel