491 Kilogramm Abfälle pro Einwohner sind 2019 angefallen. Für den Zuwachs sorgt mehr Grünschnitt.

Leonberg - Die Müllmengen im Kreis Böblingen nehmen weiter zu. Das geht aus der Statistik des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) für das Jahr 2019 hervor, die jüngst im Umweltausschuss des Kreistags vorgestellt wurde. 219 542 Tonnen sind im vergangenen Jahr angefallen, wenn man Rest- und Sperrmüll, Gewerbe- und Bioabfälle, Wertstoffe und Klärschlamm zusammen betrachtet. Das sind 7500 Tonnen mehr als noch im Jahr davor. Nur in wenigen Bereichen, etwa bei Baustellenabfällen, wurde ein Rückgang verzeichnet. Da seit Jahren die Einwohnerzahlen im Kreis steigen, legt der AWB mit der Abfallstatistik auch eine Pro-Kopf-Rechnung der Müllmengen vor.

 

Im Vergleich zu 2018 hat der Landkreis Böblingen 1847 Einwohner dazu gewonnen. Bricht man die Müllmenge (ohne Gewerbeabfälle) pro Kopf runter, so ergeben sich 491 Kilogramm pro Einwohner für das gesamte Jahr 2019. Das sind 21 Kilo mehr als noch im Jahr davor. Sieht man sich die einzelnen Mengen an, so sticht der Grünschnitt heraus. Hier gab es einen erheblichen Anstieg von 73 auf 95 Kilogramm. Die übrigen Stoffe blieben in der Mengenverteilung pro Kopf meist gleich. Veränderungen gab es beim Biomüll (minus ein Kilo), Altpapier (minus zwei Kilo) und Sperrmüll (plus zwei Kilo).

Der AWB hat 2018 den Hausmüll analysieren lassen, um herauszufinden, wie hoch die Erfassungsquote für Wertstoffe im Kreis ist, sprich wie viel davon im Restmüll oder auf dem Wertstoff landet. Kompostierbares, Papier und Glas werden dabei zu 95 Prozent oder mehr wiederverwertet. Bei den Leichtverpackungen wie Getränkekartons, Weißblech oder Aluminium sind es dagegen nur 87 Prozent. „Der Erfolg und die positiven Wirkungen des Böblinger Wertstofferfassungssystems auf die Abfalltrennung lassen sich auf diese Weise eindrucksvoll belegen“, heißt es dazu.

Auch auf die Kritik am für die Verbraucher aufwendigen Wertstoffhofsystem geht der Abfallbericht ein. Die Abfälle würden sortenrein zur weiteren Verwertung übergeben. Dies lasse den Schluss zu, dass ein deutlich höherer Anteil anschließend auch verwertet werde als dies bei Städten und Kreisen der Fall sei, die den Gelben Sack verwenden.

Allerdings muss der AWB an dieser Stelle auch zugeben, dass man trotz Bemühungen keine Daten über die weitere Verarbeitung der Wertstoffe habe, also wie viel verwertet wird, aber auch wie und wo. Man habe keinen rechtlichen Anspruch auf Offenlegung.

Gesamtmenge pro Kopf

491 Kilogramm – so viel Müll verursachte ein Bewohner des Landkreises Böblingen im gesamten Jahr 2019. Pro Monat entfallen damit auf jeden Einwohner 40,9 Kilo Abfälle. Insgesamt sind es 21 Kilo mehr als noch 2018. Laut Abfallwirtschaftsbetrieb geht der Anstieg aber gänzlich darauf zurück, dass 2019 mehr Grünschnitt angefallen ist. 2017 waren es 483 Kilogramm Müll pro Einwohner im Kreis.

In der Statistik des AWB werden zur Gesamtmüllmenge der Restmüll, Bioabfälle, Verpackungen, Glas, Papier und Karton, Grünschnitt, Sperrmüll und Schritt gezählt. Nicht dazugezählt werden Gewerbeabfälle, die von Fremdentsorgern angeliefert werden, sowie der Müll aus der Panzerkaserne Böblingen.

117 Kilogramm Restmüll

Die Mengen beim klassischen Haus- und Geschäftsmüll, der gemeinsam abgeholt wird, stagnieren – und das seit Jahren. Pro Kopf sind das 9,75 Kilo im Monat und 2,25 Kilo pro Woche.

24 Kilogramm Altglas

Zwei Kilo pro Einwohner pro Monat – die Menge an Glas, die in den entsprechenden Containern landet, ist seit Jahren im Landkreis stabil. Auch 2018 waren es 24 Kilogramm Altglas pro Kopf.

30 Kilogramm Sperrmüll

Dies ist der einzige Posten außer dem Grünschnitt, bei dem die Abfallmengen zugenommen haben – um zwei Kilo pro Person im Vergleich zum Vorjahr und um drei Kilo im Vergleich zu 2017. Zum Sperrmüll zählen sperrige Einrichtungsgegenstände, die wegen ihrer Größe oder Beschaffenheit nicht in normale Abfallbehälter passen.

15 Kilogramm Leichtverpackungen

Der klassische Verpackungsmüll aus Plastik, Aluminium oder Weißblech – die Menge pro Einwohner stagniert zum zweiten Mal in Folge. Allerdings wird die orangefarbene Wertstofftonne immer häufiger genutzt, hier gab es einen Zuwachs auf 926 Tonnen insgesamt. Schaut man sich die Einzelmengen an, so wurden etwas mehr Getränkekartons (von 543 auf 556 Tonnen) und Weißblechdosen (von 751 auf 772 Tonnen) über die orange Tonne und die Wertstoffhöfe entsorgt.

95 Kilogramm Grünschnitt

Hier gab es einen deutlichen Anstieg um 22 Kilo pro Einwohner. Die Gründe dafür lassen sich laut Abfallwirtschaftsbetrieb nur schwer nachvollziehen. Das Aufkommen sei „stark klima- und witterungsbedingt“. Im Abfallbericht heißt es dazu, dass „längere Trockenheit in Vegetationsperioden zu einem geringeren Gewicht, starker Niederschlag in diesen Zeiten dem gegenüber zu deutlich höheren Gewichts- und damit Masseanteilen führen“ könne. Allerdings war das Jahr 2019 insgesamt sehr trocken. Die Menge für 2019 „überrasche“. Der AWB weist aber darauf hin, dass „im vergangenen Jahr zur Bewältigung der höheren Anliefermengen auf den Häckselplätzen im Sommer an zusätzlichen Tagen das Material gehäckselt wurde – die verarbeiteten Mengen fließen in die Jahresbilanz“.

74 Kilogramm Papier und Karton

Die Digitalisierung schlägt sich auch am Papiercontainer nieder – es fällt immer weniger Papiermüll an. Auch diesmal sank die Menge wieder und zwar um zwei Kilogramm. 2017 sind es noch 80 Kilo pro Kopf gewesen. Zwei Drittel der Menge werden über die Altpapiertonnen gesammelt. Ein Sechstel wird als Altpapier auf den Wertstoffhöfen abgegeben, ein weiteres Sechstel als Kartonagen.

83 Kilogramm Biomüll

Bei den Küchenabfällen ist auch 2019 ein Kilo weniger pro Einwohner angefallen als im Jahr davor. Bis zum September des vergangenen Jahres wurden die Bioabfälle im Landkreis in die Vergärungsanlage Leonberg gebracht. Nachdem diese zu großen Teilen abgebrannt ist, wird der Biomüll zur Vergärung und Kompostierung in andere Anlagen in Baden-Württemberg gefahren. Der Wiederaufbau der Vergärungsanlage Leonberg ist bis zum Herbst 2023 geplant.

53 Kilogramm „Sonstiges“

Unter „sonstiger Müll“ fällt alles, was vom Kreis sonst noch gesammelt oder verwertet wird, etwa Elektro- und Metallschrott, Altkleider und Schuhe oder Klärschlamm. Die Pro-Kopf-Menge blieb im Vergleich zum Vorjahr stabil. Um knapp zehn Prozent gingen die Holzabfälle insgesamt zurück, die absolute Menge bei Schrott und Altkleidern blieb dagegen gleich. Bricht man dies auf die gestiegene Zahl der Einwohner im Kreis herunter, so bleibt die Pro-Kopf-Menge in etwa gleich.