Landkreis Göppingen Ausbau des Breitbandnetzes kommt voran

Arbeiter heben einen Graben für Glasfaserkabel aus. Bislang wurden im Kreis vorwiegend Hauptverteiler errichtet. Foto: dpa//Moritz Frankenberg

Die Deutsche Telekom und die Deutsche Glasfaser konkurrieren unter dem Dach des Zweckverbands Gigabit im Landkreis Göppingen um Kunden. Beide Anbieter haben Verträge für die Bereitstellung Tausender Glasfaseranschlüsse abgeschlossen.

In immer mehr Kreisgemeinden werden Glasfaserkabel verlegt, die Meldungen über neu gebaute Hauptverteiler trudeln nahezu im Wochentakt ein, so wie jüngst in Uhingen, der Göppinger Nordstadt oder Wangen. Außer in Göppingen selbst ist überall der Zweckverband Gigabit Landkreis Göppingen, der zum gleichnamigen Verband der Region Stuttgart gehört, aktiv. Aber auch das Privatunternehmen Deutsche Glasfaser mischt den Markt auf und hat derzeit nach eigenen Angaben in 13 Kommunen im Landkreis mit der Bauplanung begonnen. Was bedeutet das nun für die Haushalte?

 

Ursprünglich war der Gigabit-Verband 2018 mit der Telekom als Kooperationspartner angetreten, doch das hat sich mittlerweile geändert. „Im Mai 2021 gab es erste Verhandlungen mit der Deutsche Glasfaser“, sagt Gigabit-Sprecher Helmuth Haag. Im Oktober desselben Jahres sei dann eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben und vereinbart worden, dass das Unternehmen – wie auch die Telekom – Unterstützungsleistungen bekommt.

Unterschieden zwischen den beiden Anbietern

Ein wichtiger Punkt unterscheidet die beiden Anbieter Telekom und Deutsche Glasfaser: Während Letztere erst aktiv wird, wenn sich in einer Gemeinde 33 Prozent aller Haushalte verpflichtet haben, mindestens einen Vertrag über zwei Jahre abzuschließen, geht die Telekom in Vorleistung und verlegt auch ohne vorherige Kundenakquise Leitungen. „Deshalb geht es in der Regel bei der Telekom auch schneller“, sagt Haag. Aktuell sei die Telekom in acht Kommunen im Landkreis aktiv, „in Bau oder in Planung“, sagt Haag. Im Dezember hatte das Unternehmen vermeldet, 9000 Haushalte und Betriebe im Kreis könnten jetzt einen Glasfaseranschluss buchen, in diesem Jahr sollten 8000 hinzukommen.

13 Gemeinden zählt Diana Stiebe, Pressesprecherin der Deutschen Glasfaser auf: Wäschenbeuren, Birenbach, Börtlingen, Wangen, Uhingen, Ebersbach, Schlierbach, Hattenhofen, Zell, Adelberg, Albershausen, Rechberghausen und Heiningen. Unterm Strich habe ihr Unternehmen bislang Verträge mit 10 700 Haushalten abgeschlossen. „Das Projekt in Albershausen ist am weitesten vorangeschritten“, sagt Stiebe, „und der offizielle Start der Baumaßnahmen steht bevor.“ Und sie betont: „Deutsche Glasfaser ist führend im Glasfaserausbau im ländlichen und suburbanen Raum.“

Bis wohin werden die Kabel verlegt?

Bis wohin werden dann die Kabel gelegt? Haag erläutert, „jetzt wird immer FTTB verlegt“ – das bedeutet, die Glasfaser geht bis ins Gebäude und nicht nur bis zu einem Verteiler an der Straße, von wo dann Kupferleitungen in die Häuser gehen (siehe Infobox). Doch damit liegen innerhalb der Gebäude noch keine Glasfaserkabel, die Geschwindigkeit der Datenübertragung wird durch die bestehende Kupfer-Verkabelung im Haus also wieder gedrosselt. Haag meint deshalb: „Die Inhouse-Verkabelung ist noch ein ganz großes Thema für die Zukunft, das ist dann ein zweiter Schritt.“

Jeder Hauseigentümer kann sein Gebäude komplett mit Glasfaserkabeln ausrüsten lassen, so wird dann eine durchgehende Downloadrate von 1 GBit erreicht, das Sieben- bis Zehnfache der Geschwindigkeit eines aktuellen DSL-Anschlusses.

Als einzige Kommune im Landkreis hat sich die Stadt Göppingen nicht dem Zweckverband Gigabit angeschlossen, vielmehr ist hier derzeit die Energieversorgung Filstal (EVF) mit einem Tochterunternehmen dabei, die Glasfaserinfrastruktur auszubauen. Verwaltung und Gemeinderat vertreten den Standpunkt, dass die Stadt von dem Bündnis keinen Mehrwert habe und lieber in die Aktivitäten der eigenen Stadtwerke investieren sollte. Bisher wurden von der EVF Hauptverteiler für das neue Netz in Holzheim, Bartenbach und der Nordstadt errichtet.

Anschluss ist nicht gleich Anschluss

Varianten
 Glasfaseranschluss ist nicht gleich Glasfaseranschluss. Wer einen Vertrag abschließt, sollte darauf achten, was sich hinter dem angebotenen Anschluss tatsächlich verbirgt.

FTTC
 Die Abkürzung bedeutet „Fibre to the curb“, also „Glasfaser bis zum Bordstein“. Das ist oftmals bereits bei bestehenden DSL-Anschlüssen der Fall, wo die Glasfaserkabel bis in die Verteilerkästen an der Straße führen, in die Gebäude aber Kupferleitungen verlegt sind.

FTTB
Die vier Buchstaben beschreiben, dass die Glasfaser bis ins Gebäude („Building“) gelegt wird. Im Haus muss sich der Eigentümer dann selbst kümmern. Standardmäßig wird die Glasfaser im Keller an einem Übergabepunkt mit den bereits verlegten Kupferleitungen verbunden.

FTTH
 Die Abkürzung sagt aus, dass die Glasfaser direkt bis in die Wohnung („Home“) verlegt wird.

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