Die Bedenken waren und sind groß – doch der Kreistag in Ludwigsburg stellte sich am Freitag zumindest hinter die Entwurfsplanung für ein Katastrophenschutzzentrum.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Der Kreistag in Ludwigsburg hält an der Planung für ein bisher grob auf 20 Millionen Euro geschätztes Katastrophenschutzzentrum in Asperg fest. Eine Mehrheit der Kreisräte stimmte am Freitag dafür, rund 700 000 Euro in eine weitere Entwurfsplanung zu investieren. Im Oktober fällt die endgültige Entscheidung, ob der Landkreis sich ein solches Projekt angesichts der schwierigen Haushaltslage überhaupt leisten will.

 

Das Millionenprojekt bewegt schon seit zwei Jahren die Bürgervertreter im Landkreis Ludwigsburg. Sie beschlossen im Januar 2024 das Katastrophenschutzzentrum. Es soll 2027 gebaut werden und 2029 in Betrieb gehen. Die Unwägbarkeit der Kosten, die nach Befürchtungen eines Kreisrats mit einer Innenausstattung leicht auch auf 30 Millionen Euro steigen könnten, beschäftigt die Kommunalpolitiker.

Vertreter der Feuerwehr verfolgten die Diskussion im Kreishaus. Foto: Werner Kuhnle

Die Kreisverwaltung steht fest hinter ihrem Vorhaben. Nur ein Neubau komme für ein derartiges Gebäude aus Sicherheitsgründen in Frage, stellte der Landrat Dietmar Allgaier zunächst klar. Er positionierte sich damit gegen einen Vorschlag der SPD, die verlangt hatte, ein gebrauchtes Gebäude ausfindig zu machen. „Die Integrierte Leitstelle muss gegen Zugriffe von außen abgesichert sein“, sagte Allgaier und nannte spezielle Anforderungen des Katastrophenschutzes wie etwa gesicherte Fassaden und eine große Raumhöhe.

Die Zweifel beseitigen konnte Allgaier bei der SPD damit nicht. „Wir sind seit Christi Geburt ohne Katastrophenschutzzentrum ausgekommen – die Integrierte Leitstelle hat sich bewährt“, sagte der Bietigheimer OB Jürgen Kessing für die SPD. Das Projekt rangiere unter „Nice to have“. Das Geld fehle, um die Feuerwehren vor Ort auszustatten.

Sind hohe Kosten für mehr Sicherheit gerechtfertigt?

Die Mehrheit von 56 Kreisräten stellte sich jedoch bei 23 Nein-Stimmen und zwölf Enthaltungen hinter das Vorhaben, durch das vor allem die Raumnöte der Integrierten Leitstelle (ILS) gelöst werden sollen. Zuletzt hatte der Krisenstab am Glatteis-Tag in dieser Woche unter Leitung von Kreisbrandmeister Andy Dorroch auf dem Flur agieren müssen. Alle Fraktionen waren sich einig, dass eine technisch und organisatorisch verbesserte Lösung gefunden werden müsse, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten.

Die weitere Planung erfolgt auf der Grundlage des Siegerentwurfs der Berliner TRU Architekten Part mbH + Pichler Ingenieure GmbH. Der Neubau sei funktional und füge sich städtebaulich gut ein, weil er mit rund 50 Metern relativ kurz sei – außerdem sei er auch besonders wirtschaftlich im Bau und was die Heizbarkeit angehe, erklärte Eckart Rosenberger, der Vorsitzende des Preisgerichts, das die Entwürfe von 14 Teilnehmern prüfte und am Ende drei Preisträger ermittelte.

Politiker fordern: Sich auf das unbedingt Notwendige beschränken

Einen Daumen auf den Kosten haben und nicht zwanghaft am Ende wegen bereits getätigter Investitionen im Oktober zustimmen zu müssen – dieser Wunsch klang in den Statements der Fraktionen an. „Die Integration der ILS macht allein 50 Prozent der Baukosten aus“, sagte der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter für die Freien Wähler und forderte die Kreisverwaltung auf, Einsparpotenziale und Fördermittel zu identifizieren. „Sich auf das unbedingt Notwendige beschränken“, gab der Ludwigsburger Klaus Herrmann von der CDU mit auf den Weg.

Nicht erst im Oktober, sondern schon vor der Sommerpause wollten die Grünen einen Blick auf die Kosten in zwei der drei Leistungsphasen werfen, um weiter zu entscheiden. Der von der Ditzinger Grünen Doris Renninger vorgebrachte Antrag scheiterte jedoch bei 49 Nein-Stimmen, 27-mal Ja und 15 Enthaltungen. Der Grund: Bis zum Sommer können die Büros lediglich eine Kostenschätzung ermitteln – mit einer Unschärfe von 50 Prozent. Die Kostenberechnung im Oktober sei mit einer Unschärfe von 25 Prozent genauer, hieß es aus der Kreisverwaltung.