Von Herbst an soll es im Kreis insgesamt zehn Gemeinschaftsschulen geben. Vier von ihnen haben nun grünes Licht erhalten. Doch ist das auch mit Kosten verbunden.

Böblingen - Bei den vier Schulen im Kreis, die grünes Licht für eine Gemeinschaftsschule erhalten haben, herrscht eitel Freude. Auf der Internetseite der Leonberger August-Lämmle-Schule steht in großen

 

Lettern: „Hurra. Es ist soweit. Unser Kulturminister Andreas Schoch hat uns neben 80 anderen Schulen im Land zum kommenden Schuljahr die Einrichtung genehmigt.“ Für die meisten Schulen ist mit der Schaffung des zusätzlichen Angebots aber auch ein hoher Kostenaufwand verbunden. In Sindelfingen-Maichingen will man deshalb gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ein geplanter Neubau soll nicht nur genügend Platz für die künftige Gemeinschaftsschule schaffen. Die Schüler, die bisher in Containern unterrichtet werden, sollen künftig in ordentlichen Fachräumen lernen dürfen.

Neubau für Widmannschule

Die Maichinger Johannes-Widmann-Schule ist in den vergangenen Jahren aus allen Nähten geplatzt. Viele der 576 Schüler und deren Lehrer müssen schon seit zehn Jahren mit einem Provisorium Vorlieb nahmen. „So lange schon tragen wir uns mit dem Gedanken, die Grund- und Werkrealschule zu erweitern“, sagt der Sindelfinger Kulturamtsleiter Horst Zecha. Nun liegen die Pläne auf dem Tisch: Die Baukosten belaufen sich auf 5,4 Millionen Euro. Durch den Zuschlag für eine künftige Gemeinschaftsschule erhofft sich Zecha einen kräftigen Landeszuschuss .

Der Neubau könne parallel zur Einrichtung der neuen Eingangsklassen von statten gehen. Geplant sind neue Fachräume und auch eine Mensa. Im Jahr 2017 soll dann der Einzug gefeiert werden. Möglicherweise könne zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Einrichtung einer Oberstufe anvisiert werden. Für die Gemeinschaftsschule werden dann auch Gymnasiallehrer benötigt, um die Schüler zur Allgemeinen Hochschulreife zu führen.

Profil der beruflichen Orientierung

„Wir praktizieren in dieser Schule heute schon neue Lernformen und legen großen Wert auf eine praktische Ausrichtung des Unterrichtsstoffs“, sagt Zecha. Damit soll der Übergang von der Schule in den Beruf leichter fallen. Dies solle auch in Zukunft so sein und habe die Entscheidung für die neue Schulform sicher positiv beeinflusst.

Auch die Grund- und Werkrealschule in Jettingen besticht mit ihrem Profil der beruflichen Orientierung. Der Bürgermeister Hans Michael Burkhardt ist ebenfalls froh über die Zusage aus dem Kultusministerium. Allerdings kritisiert er: „Die Entscheidung ist sehr spät gefallen. Viele Eltern haben sich bereits entschieden, wohin sie ihre Kinder im nächsten Schuljahr schicken.“ Er hofft deshalb, dass sich 40 Schüler für die Anfangsklassen der Gemeinschaftsschule anmelden und überhaupt zwei Züge zustande kommen.

Oberstufe ist das Ziel

„Die Konkurrenz unter den Schulen ist groß“, sagt Burkhardt. Neue Schularten seien ein wichtiger Standortfaktor für eine Gemeinde, wenn es um den Zuzug neuer Bürger gehe oder auch um die Ansiedlung von Betrieben. Zweizügig ist die Schule in dem kleinen Gäuort heute schon, insgesamt 140 Schüler besuchen die Klassen fünf bis zehn. Burkhardts Ziel ist ebenfalls eine Gemeinschaftsschule bis zum Abitur. „Dann werden wird anbauen müssen“, sagt er. 250 000 Euro seien als Investition geplant: „Die Summe ist auch notwendig. weil wir ohnehin neue Räume für den naturwissenschaftlichen Unterricht brauchen.“

Um die Oberstufenklassen voll zu bekommen, strebt Jettingen mit den Schulstandorten Bondorf und Gäufelden eine Kooperation an. Die beiden Nachbargemeinden dürfen im Verbund mit einer Gemeinschaftsschule starten. Die Klassen fünf bis sieben sollen zunächst in Bondorf gebildet werden, in Gäufelden später die Klassen acht bis zehn. „Die Raumkapazitäten dafür sind vorhanden“, erklärt der Bondorfer Bürgermeister Bernd Dürr. Doch müsse in Bondorf der naturwissenschaftliche Fachraum saniert werden, um dem Profil der Schule gerecht zu werden.

Überzeugt hat die Schulexperten auch das Angebot der Lämmle-Schule in Leonberg, die mit zahlreichen Arbeitsgemeinschaften aufwartet. Auf dem Programm stehen Tanz, Theater, Musizieren, Schach und allerlei Sportarten. Und daneben dürfen die Schüler auch Schnitzen lernen.