Stadtwerke aus Fellbach und Schorndorf sehen vorerst keine Realisierungschancen für das Projekt. Für das Windpark-Projekt auf dem Schurwald sieht es reichlich mau aus.
Schurwald - Diese Nachricht kommt angesichts der Entwicklungen der vergangenen Wochen und Monate nicht ganz überraschend: Für das Windpark-Projekt auf dem Schurwald sieht es reichlich mau aus. Eigentlich steht es womöglich sogar vor dem Aus. Die Betreiber dieser nahe Oberberken vorgesehenen vier Windräder haben sich nach einer am Freitag veröffentlichten Erklärung entschlossen, „die Aktivitäten am Standort für einige Jahre zurückzustellen“. Der aktuell noch laufende Genehmigungsantrag bei den Behörden werde man „nicht weiter vorantreiben“.
Rotmilan wurde beobachtet
Zuständig für den Windpark auf dem Schurwald ist eine Unternehmenskooperation, bestehend aus der Energieversorgung Filstal sowie den Stadtwerken aus Fellbach und Schorndorf. Im Laufe des Jahres 2018 wurde eine erneute Untersuchung zur Raumnutzung windkraftempfindlicher Vogelarten durch einen externen Gutachter durchgeführt. Dieses Gutachten wurde notwendig, um Klarheit über das tatsächliche Aufkommen sowie das Raumnutzungsverhalten windkraftempfindlicher Vogelarten am geplanten Windkraftstandort zu erlangen. Die Endfassung des Gutachtens wurde schließlich im Dezember 2018 der Genehmigungsbehörde zu Prüfung und Bewertung übergeben.
Während des Untersuchungszeitraums, so die Erläuterung der Kooperation, wurde an einigen wenigen der 19 Beobachtungsterminen vor Ort beobachtet, wie der Rotmilan das geplante Gebiet überflog. Dies liege unter anderem an der untypisch offenen Struktur des Waldgebietes. Durch die frühere Nutzung als Bundeswehrdepot seien viele Wege und Freiflächen vorhanden, die der Rotmilan aktuell gerne als Nahrungssuchgebiet überfliege.
Projekt wird auf Eis gelegt
Die nun vorliegende Stellungnahme der zuständigen Genehmigungsbehörde, hier Landratsamt Rems-Murr-Kreis und Landratsamt Göppingen, zum Schlussbericht des Gutachtens kommt zu dem Ergebnis, dass an zwei der vier geplanten Windenergieanlagen umfangreiche Vermeidungsmaßnahmen notwendig wären, um Windenergieanlagen errichten zu können. Ein Anlagenstandort hat keine artenschutzrechtlichen Konflikte und könnte realisiert werden. Eine weitere Anlage wäre nicht genehmigungsfähig.
Aufgrund dieser Tatsache wird das Projekt nun zumindest auf Eis gelegt. Allerdings halten sich die Geschäftsführer der Stadtwerke, zu denen auch der Fellbacher Gerhard Ammon gehört, ein Hintertürchen offen. Durch die nun anstehende Wiederaufforstungs- und Entsiegelungsarbeiten der Wege und Lagerflächen durch den Flächeneigentümer Forst-BW werde das Waldgebiet mit dem Aufwuchs der Neupflanzungen geschlossener, heißt es in der Stellungnahme. Dadurch könnte in Zukunft der Überflug stark abnehmen. Außerdem biete der technische Fortschritt zukünftig die Möglichkeit, „über Erkennungssysteme an den Windrädern Annäherungen von Vögeln zu erkennen und somit Konflikte zu vermeiden“. Die Hersteller arbeiteten momentan mit Hochdruck an der Entwicklung solcher Systeme.
„Nach wie vor“ sind die Kooperationspartner trotz der negativen Entwicklung überzeugt, dass der geplante Standort im Bereich des ehemaligen Bundeswehrdepots „ideale Voraussetzungen für die Windkraftnutzung bietet“. Womöglich könne dieser Standort „GP-03 Weinstraße“, so der offizielle Titel, in einigen Jahren wieder genehmigungsfähig werden. Schließlich stelle der Ausbau der Windenergie in Süddeutschland, auch im Hinblick auf zukünftige Abschaltungen von Großkraftwerken und in Ergänzung der Jahreserzeugung von Fotovoltaikanlagen, einen wichtigen Bestandteil zur Versorgungssicherheit dar.