Zurück zur Forderung Calws nach 3,9 Millionen Euro. Wie kommt eigentlich diese Zahl zustande?
Es gab vor einigen Jahren einen Antrag meines Kollegen aus Calw mit der Frage, ob wir uns daran beteiligen. Ich habe immer gesagt: Wir leisten allenfalls einen Einmalbetrag. Etwa 20 Prozent der Bahnstrecke verläuft durch den Kreis Böblingen, und die 3,9 Millionen Euro entsprechen 20 Prozent der damals kalkulierten Investitionskosten.
Warum beteiligen Sie sich überhaupt? Welche Vorteile hat der Landkreis Böblingen durch die Bahn?
Die vitalsten Vorzüge der Bahn hat natürlich der Kreis Calw, das ist klar. Aber wir sollten nicht so tun, als ob für uns hier nur Nachteile entstehen. Wir profitieren davon, wenn weniger Autos mit CW-Kennzeichen durch den Landkreis Böblingen rollen. Die Hermann- Hesse-Bahn bedeutet weniger Verkehr auch auf unseren Straßen und weniger Abgase. Wir wollen, dass die Fachkräfte aus dem Nordschwarzwald bequem, schnell und umweltfreundlich zu uns kommen.
Warum beteiligt sich der Kreis Böblingen erst jetzt, wo doch alle Grundsatzentscheidungen zur Hesse-Bahn schon gefallen sind?
Wir haben abgewartet, bis der Zweckverband gegründet wurde. In der Sache mussten zunächst unsere drei Kernforderungen erfüllt sein. Insofern ist jetzt die Zeit reif, über den Calwer Antrag zu entscheiden.
Der Kreis Böblingen wird aber kein reguläres Mitglied im Zweckverband, deshalb dürfen Sie künftig nicht mitentscheiden.
Wir streben nur eine beratende Stimme an. Das ist nicht ideal, aber wir sitzen mit am Tisch. Hätten wir eine beschließende Stimme, wären wir an allen Kosten, die im Zweckverband entstehen, automatisch beteiligt. Das ist zu viel des Guten. Deshalb finde ich den Vorschlag „Einmalbetrag“ fair. Das ist ein Kompromissangebot, zu dem ich stehe. Ich hoffe, dass der Kreistag im Herbst dem folgen wird.
Manche fordern, mit der Entscheidung abzuwarten, bis das S-Bahn-Gutachten fertig ist. Dieses Gutachten untersucht, ob eine S-Bahn-Verlängerung bis Calw wirtschaftlich wäre.
Wir können unsere Mitwirkung nicht auf die lange Bank schieben. Das entspricht auch nicht dem Stufenkonzept. Dort wird uns zugesichert, dass es eine Untersuchung zur S-Bahn-Verlängerung geben wird. Aber dies steht erst in Stufe 2. Wenn wir das jetzt zur Bedingung erheben würden, wäre das nicht in Ordnung. Dafür müsste das S-Bahn-Gutachten zeitnah nach den Sommerferien eine gewisse Reife erreichen.
Wobei dieses Stufenkonzept – also erst die Dieselbahn, anschließend die S-Bahn – nie in Kraft getreten ist, weil es die Gemeinderäte von Weil der Stadt und Renningen abgelehnt hatten.
Das nehme ich zur Kenntnis. Aber man muss den Verkehrsminister mit seinem Versuch zu moderieren auch ernst nehmen. Man kann nicht im Nichts agieren. Die, die das Stufenkonzept nicht akzeptieren, müssen dann auch einen anderen Vorschlag machen.