Der Böblinger Landrat Roland Bernhard ist gescheitert mit dem Plan, den Park um das Heckengäu im Kreis Böblingen zu erweitern.

Böblingen - Ein Naturpark, der nicht nur den Wald des Schönbuchs, sondern auch das Heckengäu (Kreis Böblingen) mit seinen Streuobstwiesen und Schlehenhecken umfasst, das war die Vision des parteilosen Böblinger Landrats Roland Bernhard. Doch seit einigen Wochen ist klar, eine weiträumige Ausdehnung des Naturparks Schönbuch wird es nicht geben. Sowohl der Naturpark-Vorsitzende Martin Strittmatter als auch die Vertreter der anderen Landkreise, auf deren Gebiet der Naturpark liegt (neben Böblingen sind das Tübingen, Reutlingen und Esslingen), haben seine Pläne abgelehnt.

 

Allerdings könnte das Umweltschutzgebiet, mit 156 Quadratkilometern der kleinste Naturpark Baden-Württembergs, demnächst leicht vergrößert werden. Im Landkreis Böblingen könnten mehrere Kommunen am nördlichen Schönbuchrand wie Hildrizhausen, Altdorf oder Weil im Schönbuch in das Fördergebiet aufgenommen werden. Allerdings müssen die Kommunen sowie das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium zustimmen.

Finanzielle Nachteile

Eine weiträumige Ausdehnung des Naturparks Schönbuch hätte nach den Angaben des Vorsitzenden Martin Strittmatter den Charakter des Parks zu stark verändert. Im Gegensatz zum Heckengäu seien "90 Prozent des Naturparks durch Wald bedeckt", sagte Strittmatter. "Wenn man das Heckengäu diesem Gebiet zugeschlagen hätte, wäre es nicht mehr der Naturpark Schönbuch geblieben." Das Heckengäu ist außerdem mehr als siebenmal so groß wie der Naturpark Schönbuch - wenn man es als Fördergebiet des "Heckengäu Plenum"-Umweltprogramms definiert.

Für die teilnehmenden Landkreise und Kommunen hätte eine Ausdehnung möglicherweise auch finanzielle Nachteile bedeutet. Denn momentan wird der Naturpark von der Forstverwaltung des Tübinger Regierungspräsidiums betreut. Größere Naturparks in Baden-Württemberg haben hingegen einen Trägerverein, die Kommunen müssen Mitgliedsbeiträge zahlen. Bei einer Erweiterung hätte eventuell auch der Naturpark Schönbuch einen solchen Trägerverein gebraucht.

Der Park hat bis jetzt nicht nur aufgrund seiner geringen Größe einen Sonderstatus, sondern auch, weil er 1972 als erster Naturpark in Baden-Württemberg gegründet worden ist. Nach Angaben von Martin Strittmatter hat Baden-Württemberg den Naturpark Schönbuch in diesem Jahr mit etwa 60000 Euro gefördert. Der Landrat Roland Bernhard widerspricht deshalb Vermutungen, dass er die Erweiterung des Parkgebietes um das Heckengäu aus finanziellen Erwägungen vorgeschlagen habe. Vor allem wegen der Förderung des Tourismus habe er die Erweiterung des Naturparks um das Heckengäu ins Auge gefasst.

Schutzprogramme

Naturparks: Mit nur 156 Quadratkilometern ist der Naturpark Schönbuch der kleinste seiner Art in Baden-Württemberg. Insgesamt gibt es sieben Naturparks im Land, die sich über 29 Prozent der Fläche Baden-Württembergs erstrecken.

Definition: Auf dem Gebiet von Naturparks befinden sich in der Regel Städte und Gemeinden, es wird weiterhin Land- und Forstwirtschaft betrieben. In Nationalparks sind die Umweltschutzauflagen strenger.

Förderung: Durch das Landesprogramm "Plenum" werden bis 2014 fünf Projektgebiete in Baden-Württemberg mit mehreren Millionen Euro gefördert. Eines davon ist das Heckengäu, das sich über die Kreise Böblingen, Ludwigsburg, Calw und den Enzkreis erstreckt. Das Ziel ist die Erhaltung von Kulturlandschaften, die bessere Vermarktung regionaler Produkte und die Förderung von "sanftem" Tourismus.

Artenschutz: Beim kürzlich aufgelegten EU-Programm "Life rund ums Heckengäu" arbeiten die "Plenum"-Landkreise beim Schutz gefährdeter Tiere und Pflanzen zusammen. ktk