Die Kreisverwaltung hat bei der Personalakquise oft das Nachsehen gegenüber der Wirtschaft. Am kommenden Montag sollen drei Spitzenpositionen neu besetzt werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Die Strukturen im Waiblinger Landratsamt hat der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel nach seinen Vorstellungen neu geordnet, kaum dass er neun Monate im Amt gewesen war. Bei der Besetzung der Führungsebenen hingegen scheint er für längerfristige Lösungen deutlich mehr Zeit zu benötigen. Sigel räumt ein: „Geeignetes Personal, insbesondere für herausragenden Führungspositionen, ist nicht einfach zu bekommen.“ Beim Wettbewerb um schlaue Köpfe habe man gegenüber der freien Wirtschaft leider oft das Nachsehen.

 

Der Erste Landesbeamte leitet zwei Dezernate

So leitet der Erste Landesbeamte Michael Kretschmar seit dem Weggang der „grünen“ Bereichschefin Tina Hülle zwei Dezernate. Und der Bereich Soziales, Gesundheit, Jugend und Bildung ist schon zum zweiten Mal verwaist. Erst war Petra Bittinger, die vor zwei Jahren zur Nachfolgerin der in den Ruhestand verabschiedeten Dezernentin Rosemarie Längle-Sanmartin bestimmt worden war, dem Ruf eines freien Trägers gefolgt. Dann hatte eine bereits vom Kreistag gekürte Nachfolgerin der Nachfolgerin kurz vor dem Amtsantritt noch einen Rückzieher gemacht – nachdem ihr bisheriger Arbeitgeber in Bayern der 42-Jährigen offenbar noch ein verbessertes Angebot gemacht hatte.

Natürlich spiele Geld eine Rolle, gibt der Rems-Murr-Landrat zu. Doch bei der Honorierung habe er als Verwaltungschef „null Spielraum“, die Vergütung sei von einer Stellenbewertungskommission definiert. „Einfach mal 10 000 Euro drauflegen oder einen Dienstwagen spendieren geht nicht“, sagt er. Den Ausgang der Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst, bei der den Arbeitnehmern ein deutliches Plus gewährt wurde, kommentiert der Behördenchef zwar nicht direkt, aber er betont seinen Standpunkt, dass „gute Arbeit uns ruhig auch etwas wert sein darf“.

Geld aber sei nicht alles. Er selbst habe deshalb einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf Personalentwicklung gesetzt. Ein Ziel sei, das Image zu entstauben, die Verwaltung jünger und moderner zu gestalten. Die Kreisverwaltung sei immerhin der drittgrößte Arbeitgeber an Rems und Murr. Sigels langfristige Hoffnung ist, dass seine Mitarbeiter bei der Frage nach dem Arbeitsplatz in privater Runde wie Arbeitnehmer von Porsche, Bosch oder Stihl mit ähnlich stolzgeschwellter Brust „beim Waiblinger Landratsamt“ sagen werden .

Noch aber bleibt das Problem der Stellenbesetzung akut: Die Position der Sozialdezernentin ist im Januar neu ausgeschrieben worden, die Bewerberfrist ist abgelaufen. Weil er zuerst die Kreisräte informieren will, gibt der Landrat zwar noch keine Details über den Rücklauf bekannt. Aber es deutet sich an, dass er recht überschaubar ausgefallen ist. Parallel zu der Ausschreibung des Waiblinger Landratsamts sei in dem Bereich eine Dezernatsleitung im Landkreistag zu besetzen gewesen, zudem suche der Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS) zurzeit händeringend nach Personal, nennt Sigel Erklärungen dafür.

Kommissarischer Leiter wird es auch offiziell

Ein wenig tröstlich dürfte da sein, dass eine weitere Führungs-Baustelle im Bereich des Rems-Murr-Sozialdezernats am kommenden Montag aller Voraussicht nach geschlossen wird. Holger Gläss soll zum Leiter des Kreisjugendamtes gewählt werden. Der 57-Jährige, der das Amt bereits kommissarisch führt, seit die bisherige Amtsleiterin die Behörde im vergangenen Sommer verlassen hat, ist der einzige zugelassene Kandidat.

Ein wenig mehr Auswahlmöglichkeit haben die Kreisräte am selben Tag bei der Besetzung zweier weiterer Führungspositionen. Zwei Kandidaten wollen Nachfolger des Finanzdezernenten Frank Geißler werden, der Anfang kommenden Jahres in den Ruhestand geht: Zur Wahl stehen Andreas Eschbach, der Hauptamtsleiter der Stadt Neckarsulm, und Peter Schäfer, der Kämmerer der Stadt Heilbronn.

Die Besetzung der Leitung des Rechnungsprüfungsamts, die frei wird, weil Iris Strauß das Amt in Richtung freie Wirtschaft verlässt, könnte hingegen die Gemeinde Remshalden in Nöte bringen. Dort wird sich demnächst vielleicht nicht nur ein neuer Rathauschef einarbeiten müssen, der zum Nachfolger des nach Freiburg wechselnden Amtsinhabers Stefan Breiter gewählt wird. Holger Mayer, der Leiter der Finanzverwaltung der Kommune, hat sich auf die Dezernentenstelle im Landratsamt beworben. Verhindern könnte das nach jetzigem Stand nur Kerstin Brenner. Die Sachgebietsleiterin für Buchhaltung und Kassenverwalterin in der Stadtkämmerei Pforzheim, ist neben Mayer die einzige zugelassene Kandidatin.