Nach dem Umbau wird es im Landtag in Stuttgart mehr Licht im fensterlosen Plenarsaal geben – und das gleich zweifach: von oben durch die Decke, und von der Seite, wo sich der Raum zur Lobby hin öffnen wird. Im Mai 2016 soll alles fertig sein.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Alle fünf Jahre, jeweils nach den Landtagswahlen, wurde der Plenarsaal bisher zur Baustelle. Mit erheblichem Aufwand musste die Zahl der Sessel und Bänke jener der gewählten Abgeordneten angepasst werden. Mal wurden mehr benötigt, mal weniger – je nach Verteilung der Direkt- und Zweitmandate.

 

Künftig ist dafür nicht mehr viel Mühe nötig. Nach dem Umbau des Landtags lassen sich Tische und Stühle einfach umstecken, Platz ist für bis zu 160 Parlamentarier. Derzeit sind es 138, die Volksvertretung könnte also noch kräftig wachsen.

Es ist eine jener Veränderungen bei den derzeit laufenden Arbeiten, die nicht sonderlich auffallen, aber dennoch einen beachtlichen Effekt haben. Gleiches gilt etwa für die Klimatechnik, die mittels einer zusätzlichen Innenfassade auf den neuesten Stand gebracht wird; von außen wird sich das gut fünfzig Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude präsentieren wie vorher.

Die neue Decke wurde eigens für den Landtag entwickelt

Höchst auffällig ist im Innern jedoch die Neuerung, die einer der Hauptgründe für den Umbau war. Viele Kollegen, berichtete Landtagspräsident Wilfried Klenk (CDU) am Dienstag bei einer Baustellenbesichtigung, hätten sich mehr Licht im fensterlosen Plenarsaal gewünscht. Nun bekommen sie es, und zwar gleich zweifach: von oben durch die Decke, in die zwölf große Lichtzylinder eingelassen wurden, und von der Seite, wo sich der Raum zur Lobby hin öffnen wird. Auf die aufwendig konstruierte Decke, durch die man sogar in den Himmel schauen kann, ist Klenk besonders stolz: sie sei eine Neuentwicklung für den Landtag von Baden-Württemberg.

„Die Vorfreude auf Sitzungen im neuen Plenarsaal mit Tageslicht steigt langsam, aber sicher“, sagte der Parlamentschef. Am 11. Mai 2016 soll die Premiere sein, bei der konstituierenden Sitzung des neuen Landtags. Rechtzeitig vorher will man vom Interimsquartier am Schlossplatz wieder an die Konrad-Adenauer-Straße zurückziehen. Bauherr, Planer und Firmen sind guten Mutes, dass das klappt. Nach wie vor liege man im Zeitplan, berichtete Klenk zufrieden. Eine Sommerpause gab es für die Arbeiter freilich nicht, im verbleibenden guten halben Jahr ist noch viel zu tun.

Für die Kunst am Bau braucht es einen zweiten Anlauf

Auch der Kostenrahmen werde „Stand heute eingehalten“, sagte der Landtagschef. Rund 52 Millionen Euro soll der Umbau kosten, dabei dürfte es bleiben. Lob und Dank gab es von Klenk dafür für die Bauverwaltung samt dem Projektsteuerer im Finanzministerium, aber auch für die beteiligten Firmen. „Vorbildcharakter“ habe das Umbauprojekt nicht nur in puncto Kosten, sondern auch sonst: Bei Kontrollen auf Schwarzarbeit oder die Einhaltung des Mindestlohns habe es bisher keinerlei Beanstandungen gegeben. Nennenswerte Unfälle seien zum Glück auch ausgeblieben.

Nur mit der Kunst am Bau haperte es: Kein einziger der 99 Vorschläge dafür wollte der zuständigen Kommission gefallen (die StZ berichtete). Nun nimmt diese einen zweiten Anlauf und geht gezielt auf einzelne Künstler zu. Verstärkt wird das Auswahlgremium durch die kunstpolitischen Sprecher der vier Fraktionen, wie Klenk berichtete.

Gestalt nimmt derweil auch das neue, unterirdische Bürger- und Medienzentrum neben dem Landtagsgebäude an. Dessen Zentrum, die kreisförmige Agora, ist bereist gut erkennbar, auch die Decke wurde bereits betoniert. Bei Kosten (17,5 Millionen Euro) und Zeit liege man ebenfalls im Plan: die Eröffnung soll Anfang 2017 sein.