Am Freitag bestimmen die CDU-Mitglieder, wer für sie 2016 in den Landtag einziehen soll. Zunächst durfte sich der Vizelandrat Utz Remlinger beste Chancen ausrechnen. Jetzt deutet alles auf einen Dreikampf hin.

Murr - Er ist relativ bekannt, kann viel politische Erfahrung aufweisen, gilt als bestens vernetzt und ist mit Mitte 40 im besten Politiker-Alter: Für Utz Remlinger schien die Nominierung zum CDU-Kandidaten für den Landtag im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen eine klare Sache zu sein. Doch seit der stellvertretende Landrat bekanntgegeben hat, dass er gerne Nachfolger von Manfred Hollenbach werden will, ist einiges passiert.

 

Inzwischen, zwei Tage vor der Wahl, wird Remlinger von Insidern nur noch als einer von drei Kandidaten gehandelt, die das Rennen machen könnten. Während dem Sachsenheimer Stadtrat und Tierarzt Steffen Kappelmann und dem Dauer-Bürgermeisterbewerber Ulrich Raisch nur Außenseiterchancen eingeräumt werden, sehen manche inzwischen sogar die Mitbewerber Isabel Kling oder Fabian Gramling vorne.

Schwemme von neuen Mitgliedern

Wie immer bei derartigen Nominierungen geht es am Freitagabend in der Gemeindehalle Murr zwar auch um politische Inhalte und die Frage, wer der CDU bei der Landtagswahl die meisten Stimmen beschert. Es geht aber auch um politischen Klüngel, um Mobilisierung – und um den Aufbau einer Hausmacht in Form von möglichst vielen neuen Mitgliedern.

Zumindest in letztgenanntem Punkt scheint der aktive Jungunionist Fabian Gramling (28) dem Vizelandrat und Kreisvorsitzenden des Roten Kreuzes einiges voraus zu haben. Nach eigenen Angaben hat Gramling die stolze Zahl von 27 neuen Mitgliedern geworben, bei denen das Stimmverhalten am Freitag leicht vorhersagbar scheint. Geht man davon aus, dass 200 bis 250 Mitglieder nach Murr kommen, ist das schon mal eine starke Basis.

„Habe einen Mobilisierungsvorteil“

Er habe „durch die JU einen gewissen Mobilisierungsvorteil“, sagt Gramling. Der Sprung von der Jungen in die große Union ist kein großer. Dennoch habe er auch einige ältere Neumitglieder geworben. Der Wirtschaftsprüfer und bekennende Wirtschaftsliberale sieht darin aber nur einen Baustein seiner Vorwahltaktik. Er werde „von Mitgliedern unterstützt, die mir wichtig sind“, sagt er. Namen nennt er keine.

Isabel Kling, die als Veranstaltungsmanagerin im Landtag arbeitet und ihr Amt als Kreis-Pressesprecherin der CDU zurzeit ruhen lässt, hat nach eigenem Bekunden nicht auf Anwerbungen gesetzt. Zwei, drei neue Mitglieder habe sie per Überzeugungsarbeit aber schon geworben. Sie wolle im Falle ihrer Nominierung „überraschende Akzente setzen, die Menschen neugierig machen“.

Tagesform wird wohl entscheiden

So gehen Beobachter davon aus, dass es am Freitagabend ein offenes Rennen gibt. Den Ausschlag dürften letztlich zwei Fragen geben: Wer holt die meisten Unterstützer in die Gemeindehalle? Und: Wer präsentiert sich am besten? Fabian Gramling hat in den Vorgesprächen wohl durch seine jugendliche, unverbrauchte Art und seine schon recht konkreten politischen Vorstellungen überzeugt. Als Stärke von Isabel Kling gilt hingegen das gesprochene Wort. Als studierte Journalistin und Präsentationsprofi will sie in diesem Bereich punkten.

Und Utz Remlinger? Er, so heißt es, soll während der Vorwahlkampfwochen große Fortschritte bei seiner zu Beginn mitunter recht hölzern wirkenden Außendarstellung gemacht haben. Dass der größte Stadtverband (Bietigheim-Bissingen) ihn ebenso unterstützt wie der dortige Alt-OB Manfred List und der scheidende Abgeordnete Manfred Hollenbach, dürfte ihm helfen. Doch manche Mitglieder werfen ihm vor, dass er erst seit einem knappen Jahr CDU-Mitglied ist. Der stellvertretende Landrat selbst bezeichnet das Rennen als offen. Er wolle „mit meiner Erfahrung und meiner politischen Kompetenz“ punkten. Doch auch er soll wohl ein paar Mitglieder geworben haben.