960 Kraftwagen wurden 2018 in Baden-Württemberg entwendet – sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Warum Autofahrer in Mannheim und Heilbronn besonders auf der Hut sein sollten.

Stuttgart - Nico Weinmann wollte es genau wissen. Der FDP-Abgeordnete im Baden-Württembergischen Landtag kommt selbst aus dem Kreis Heilbronn. Dort ist der Wert der Autos, die gestohlen werden, besonders hoch. Weinmann stellte eine Kleine Anfrage an den Landtag. Unter anderem wollte der Politiker wissen, wie sich die Zahl der Autodiebstähle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim in den letzten fünf Jahren entwickelt hat und wie die Vergleichszahlen aus den anderen Präsidien aussehen.

 

Die Antwort des Innenministeriums liegt unserer Zeitung vor. Vergangenes Jahr wurden im Südwesten insgesamt 960 Autos geklaut. Die Zahl lag zwar etwas unter dem 5-Jahres-Schnitt, ist aber gegenüber 2017 gestiegen. Damals hatte es 896 Autodiebstähle gegeben.

Freiburg und Karlsruhe auf Platz zwei und drei

Am höchsten ist der Anteil im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim. Etwa jeder siebte Autodiebstahl hatte sich 2018 dort ereignet. Platz zwei und drei belegten die Zuständigkeitsbereiche der Polizeipräsidien Freiburg (rund 12 Prozent der entwendeten Autos) und Karlsruhe (rund 10 Prozent). Im Bereich Stuttgart wurden im vergangenen Jahr 50 Kraftfahrzeuge gestohlen. Das entspricht etwa 5 Prozent aller geklauten Autos im Land. Stuttgart bildet damit das Schlusslicht.

Autodiebstahl Entwicklung 2014 - 2018 als Balkendiagramm:

Durchschnittlicher Schaden im Bereich Heilbronn am höchsten

Die höchste Schadenssumme verzeichnet das Polizeipräsidium Heilbronn. 28.437 Euro betrug dort der durchschnittliche Schaden pro Fall im vergangenen Jahr. Der Wert ist fast doppelt so hoch wie noch im Jahr 2014. Der Diebstahl hochwertiger Autos mit sogenannter Keyless-Go-Funktion habe sich im Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn zuletzt gehäuft, schreibt das Innenministerium. Keyless-Go bedeutet, dass man ein Auto nicht aktiv entriegeln muss. Stattdessen öffnet sich das Auto zum Beispiel schon dann, wenn der Fahrer sich mit dem Schlüssel in der Tasche nähert.

Unter Federführung des Landeskriminalamts wurde nach Angaben des Innenministeriums nun eine Ermittlungskooperation zur Bekämpfung des Kfz-Diebstahls mit dem Schwerpunkt Keyless-Go-Fahrzeuge eingerichtet. Ziel sei die nachhaltige Zerschlagung von kriminellen Strukturen im Ausland. Es gebe Besprechungen mit Vertretern der Strafverfolgungsbehörden aus Litauen und Polen, um eine gemeinsame Bekämpfungsstrategie zu entwickeln.

Autodiebe kommen offenbar oft aus dem Ausland

Hintergrund seien Ermittlungserkenntnisse, „wonach litauische und polnische Staatsangehörige für eine Vielzahl von Kfz-Diebstählen verantwortlich sein könnten und eine Verschiebung gestohlener Kfz nach Osteuropa als wahrscheinlich angesehen wird“, heißt es in der Antwort auf Weinmanns Anfrage. Außerdem gebe es enge Verbindungen zu Europol, zu gemeinsamen Zentren der Polizei- und Zollzusammenarbeit in Polen und Tschechien sowie direkte Kontakte zu den Polizei- und Justizbehörden in diesen und weiteren Ländern.

Aus Weinmanns Sicht reicht das nicht aus. Der FDP-Abgeordnete fordert unter anderem, dass in jedem Polizeipräsidium ein zentraler Ansprechpartner vorhanden sein müsse, der die Ermittlungen bei Autodiebstählen mit den in- und ausländischen Behörden koordiniert. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei es, im Ausland sichergestellte Fahrzeuge schnell und unbürokratisch den Besitzern zurückzugeben. „Wir werden diese offenen Punkte gegenüber dem Innenministerium erneut ansprechen und um Beantwortung bitten“, sagt Weinmann.

Unter dem Strich gilt aber auch: Im bundesweiten Vergleich werden in Baden-Württemberg wenig Autos gestohlen. Etwa jedes zehntausendste kaskoversicherte Auto wurde 2017 im Südwesten geklaut. Das zeigt der Autodiebstahlreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Für 2018 liegt der Report noch nicht vor.