Am Dienstag nominieren die Grünen ihre Stuttgarter Kandidaten für die Landtagswahl 2016. Anders als etwa bei der Kreis-CDU ist bei der Ökopartei weder mit Überraschungen noch mit Kampfkandidaturen zu rechnen.

Stuttgart - Nach der Piratenpartei, die ihre Kandidaten für die Landtagswahl 2016 schon Anfang Februar nominiert hatte, wollen die Stuttgarter Grünen am Dienstag im Cannstatter Kursaal als zweite der im Rathaus vertretenen Parteien ihre Bewerber für den Urnengang am 13. März küren. Anders als etwa bei der Kreis-CDU, die am Wochenende darauf ebenfalls ihren Nominierungsparteitag abhält, sind bei der Ökopartei nach derzeitigem Stand weder Kampfkandidaturen noch sonstige Überraschungen zu erwarten. Die Partei gibt sich geschlossen und siegessicher und verlässt sich dabei vor allem auf die hohen Zustimmungswerte, die ihr Ministerpräsident Winfried Kretschmann laut Meinungsumfragen in der Bevölkerung hat. Vor fünf Jahren bei der Landtagswahl 2011 hatte das Grünen-Ergebnis in Stuttgart maßgeblich dazu beigetragen, dass Kretschmann Stefan Mappus (CDU) als Regierungschef ablösen konnte; drei von vier Wahlkreisen entschieden sie für sich. Die Wahl stand damals allerdings ganz im Zeichen der atomaren Katastrophe im japanischen Fukushima – und des Streits um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Mittlerweile hat zumindest die Parteispitze längst ihren Frieden mit dem ungeliebten Tiefbahnhof gemacht, allen voran der Ministerpräsident („Der Käs’ ist gegessen“).

 

Zwei Minister streben das Direktmandat an

Und auch Verkehrsminister Winfried Hermann, der im Filderwahlkreis (Stuttgart II) ein Landtagsmandat ergattern will, möchte nicht als „S-21-Verhinderungsminister“ wahrgenommen werden, wie er die Parteimitglieder in seiner Bewerbung um die Kandidatur wissen ließ. 2011 hatte der damalige Bundestagsabgeordnete noch mit an der Spitze der Protestbewegung gestanden. Nachdem sich die Landesvorsitzende der Grünen, Thekla Walker, die sich ebenfalls für den Wahlkreis Stuttgart II interessiert hatte, in Böblingen bewerben will, gilt Hermanns Nominierung als sicher. Er soll das Direktmandat verteidigen, das 2011 Werner Wölfe für die Grünen geholt hatte.Das muss der zweite grünen Ressortchef unter den Bewerbern erst einmal schaffen: Umweltminister Franz Untersteller hatte 2011 im Wahlkreis Stuttgart III (Nord) gegen den CDU-Mann Reinhard Löffler das Nachsehen gehabt, war aber über die Zweitmandat-Regel ins Parlament eingezogen. Mit einem Sieg im März könnte Untersteller die ihm nachgesagten Ambitionen auf die Nachfolge Kretschmanns unterstreichen.

Landtagsvizepräsidentin und Kreischefin unangefochten

Seine Nominierung ist ebenso unangefochten wie die von Brigitte Lösch im Wahlkreis IV (S-Ost, Bad Cannstatt, Neckarvororte). Die mittlerweile zur Landtagsvizepräsidentin avancierte frühere Stuttgarter Stadträtin gilt als gut vernetzt und engagiert sich in der Bildungs- und Sozialpolitik ebenso wie im Kampf gegen sexuelle Diskriminierung und für die Gleichstellung von Mann und Frau. 2011 hatte sie mit knappem Vorsprung das Direktmandat errungen. Einen ruhigen Dienstagabend verleben dürfte auch die Grünen-Kreisvorsitzende Muhterem Aras: Die finanzpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion hatte vor fünf Jahren im Stuttgarter Innenstadtwahlkreis I mit 42,5 Prozent der Wählerstimmen ein fulminantes Ergebnis eingefahren und ist in der Partei sehr beliebt.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Textes stand, dass Franz Untersteller über die Landesliste in den Landtag eingezogen war. Das ist falsch. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Vielmehr gelang Untersteller der Sprung ins Parlament über die Zweitmandat-Regelung. Diese Besonderheit des baden-württembergischen Landtagswahlrechts greift dann, wenn einer Partei mehr Mandate zustehen, als sie Wahlkreise in einem Regierungsbezirk gewonnen hat. Zweitplazierte mit dem größten Stimmenanteil rücken dann nach. So auch Franz Untersteller beim Urnengang 2011 im Wahlkreis Stuttgart III.