Landtagswahl Baden-Württemberg Frischer Wind im einstigen CDU-Revier

Wer macht das Rennen im Wahlkreis Schorndorf? Am 14. März wird gewählt. Foto: Gottfried Stoppel

Nach zwei Wahlperioden im Landtag tritt Claus Paal (CDU) nicht mehr an. Für Nachfolger Christian Gehring wird es nicht einfach, Petra Häffner ihr 2016 erstmals für die Grünen errungenes Direktmandat abzujagen.

Schorndorf - Spätestens, seitdem die Grenzen der Landtagswahlkreise nach der Kreisgebietsreform von 1973 für die Landtagswahl 1976 neu zugeschnitten worden sind, ist der Wahlkreis Schorndorf vier Jahrzehnte lang – gut schwäbisch – „a g’mäht’s Wiesle“ für den jeweiligen christdemokratischen Direktkandidaten gewesen. Guntram Palm, der vor acht Jahren verstorbene frühere Fellbacher Oberbürgermeister und Landesminister, hat den Heimatwahlkreis von FDP-Ikone und Ur-Landesvater Reinhold Maier zwischen 1980 und 1988 drei Mal gewonnen. Und Hans Heinz, Ex-Bürgermeister in Winterbach und vor zwei Jahren als Rot-Kreuz-Landesvorsitzender verabschiedet, brachte es von 1992 bis 2006 sogar auf vier eroberte Direktmandate im Wahlkreis 16.

 

2016 ging das Direktmandat an die Grünen

Just bei der vergangenen Landtagswahl hat die Vorherrschaft der CDU im einstigen Stammland der Liberalen im Remstal allerdings ein jähes Ende gefunden. Nachdem Claus Paal (53) das Direktmandat 2011 für die Christdemokraten mit rund 40 Prozent der Wählerstimmen recht souverän erobert hatte, schaffte die zwei Jahre ältere Petra Häffner für die Grünen, die anno 2011 noch rund 18 Punkte hinter dem vermeintlich dominanten Platzhirsch gelegen hatten, bei der Wahl 2016 die kleine Sensation: Sie schnappte Paal mit knappem Stimmenvorsprung das Direktmandat weg. Dieser zog über ein Zweitmandat allerdings ebenso in den Landtag ein, wie der Wahlkreis-Mitbewerber Jochen Haußmann (54) aus Kernen für die Liberalen.

Während die ebenfalls bereits seit 2011 im Landesparlament sitzende Häffner für die Grünen zur Titelverteidigung wieder antritt, hat Claus Paal für die Wahl am 14. März auf seine dritte Kandidatur verzichtet. Die neu formierte Konstellation für die Wahl 2021: neben den arrivierten Landesparlamentariern Häffner (Grüne) und Haußmann (FDP) treten bei Sozial- und Christdemokraten mit Kathrin Breitenbücher (30) und Christian Gehring (41) zwei Wahlkampfnovizen an. Speziell im Wahlkreis Schorndorf könnte Petra Häffner überdies die junge, neue und kretschmann-kritische Klimaliste – als Kandidat im Wahlkreis 16 vertreten mit dem Weinstädter Markus Koch – durchaus einige Stimmen kosten.

Der neue Hauptkonkurrent ist im Kreis noch relativ unbekannt

Andererseits ist für die einst selbst eher überraschend ins Landesparlament eingezogene polizeipolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag von Vorteil, dass ihr voraussichtlicher Hauptkonkurrent um das Direktmandat im längs durchs Remstal bis Plüderhausen und Wieslauf aufwärts bis Rudersberg reichenden Wahlkreis politisch eher unbekannt ist. Häffner blies nach ihrem Einzug in den Landtag zeitweise vor allem parteiintern kräftig Gegenwind entgegen. Speziell mit ihren Schorndorfer Parteifreunden und kommunalpolitischen Mitstreitern lag sie zeitweise heftig im Clinch.

Der CDU-Hoffnungsträger und Kriminalhauptkommissar Christian Gehring wiederum hat auf dem Weg zur Kandidatur den Langzeit-Kronprinzen in Sachen Schorndorfer Landtagsmandat, Ingo Sombrutzki, etwas überraschend aus dem Weg geräumt. Die Kandidatur im Wahlkreis Schorndorf ist in der CDU traditionell begehrt. Und bereits im Vorfeld der Landtagswahl 2011 hatte Sombrutzki, der einstige Zweitkandidat von Hans Heinz, den Kürzeren gezogen, als der langjährige Parlamentarier auf seine fünfte Kandidatur verzichtete. Damals machte parteiintern der IHK-Bezirkskammerpräsident Claus Paal das Rennen gegen den Kommunikationsberater Sombrutzki.

Bekannte Größen unterstützen virtuell

Kandidat Gehring setzt nun mit Jungunionist Felix Witzlinger (Weinstadt) als Zweitbesetzung an der Seite verstärkt auf Online-Auftritte. Etwa beim virtuellen „Viertele Remstäler“ mit etwas bekannteren überregionalen Parteifreunden wie Norbert Röttgen und Armin Laschet.

Angesichts des nach wie vor stabilen Bestands an Wählern im sogenannten Stammland der Liberalen dürfte Jochen Haußmann gute Chancen haben, ein drittes Mal über ein Zweitmandat den Sprung in den Landtag zu schaffen. Vor ihm hatte dies der einstige Weinstädter OB Jürgen Hofer zwischen 1996 und 2006 drei Mal geschafft Mit 8,4 Prozent hat der Sportsmann aus Kernen – Bestzeit über 100 Meter einst 10,7 Sekunden – für die FDP bei beim Einstand 2011 den höchsten Stimmenanteil im ganzen Land eingeheimst.

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