Die Stuttgarter Grünen ziehen mit Franz Untersteller, Winfried Hermann, Brigitte Lösch und Muhterem Aras in den Wahlkampf. Sie wollen alle vier Direktmandate gewinnen – auch für den Ministerpräsidenten.

Stuttgart - Die Stuttgarter Grünen ziehen mit breiter Brust und einem Etat von 100 000 Euro in den Wahlkampf. Hohe Zufriedenheitswerte für die grün-rote Regierungskoalition und den über die Parteigrenzen hinweg respektierten Ministerpräsidenten Kretschmann verschaffen Rückenwind für das zusätzlich mit einem Großstadt-Bonus ausgestattete Quartett.

 

Das gilt speziell für die in Anatolien geborene Muhterem Aras, die 2011 im Innenstadt-Wahlkreis 42,5 Prozent erzielte und damit Grünen-Stimmenkönigin im Land ist. Fukushima und der Streit um Stuttgart 21 haben den Erdrutschsieg in der Landeshauptstadt begünstigt, deren Weltoffenheit Aras gerne herausstreicht. Die Steuerberaterin verweist auf die solide Finanzpolitik – vier Jahre ohne Neuverschuldung habe die CDU in 58 Jahren nicht hinbekommen. Dazu beigetragen habe auch die Stärkung der Steuerbehörden.

Filderauffahrt ist ein Déja-vu

Im Wahlkampf nennt sich Verkehrsminister Winfried Hermann „Bewegungsminister“, und dies nicht nur, weil er einst in Untertürkheim Sport am Gymnasium lehrte. Er wirbt in seinen Veranstaltungen für eine neue Mobilitätskultur, fragt sich, wie man Lebensqualität und Mobilität verbinden könnte. In Debatten mit der CDU holt ihn die Vergangenheit ein. Schon vor 30 Jahren hat er gegen Straßenprojekte wie die Hedelfinger Filderauffahrt gekämpft, nun soll diese nach dem Willen der Union – diesmal im Tunnel – reanimiert werden. „Weder rechtlich noch politisch oder ökologisch“, durchsetzbar sagt Hermann dazu. Statt neuer Straßen seien in seiner ersten Amtszeit als Minister die Mittel in erster Linie in die Sanierung und Modernisierung von Straßen und Brücken geflossen. Auch sein Ministerkollege Franz Untersteller will auf Erreichtes verweisen. Der Umweltminister sieht das Land bei der Energiewende und beim Klimaschutz weit vorne. Dass er auf den Podien im nördlichen Wahlkreis auf den Aufruhr wegen einiger Windräder im Wald angesprochen wird, freut ihn. Er sagt dann, er hätte den Standort gerne geprüft, denn für eine saubere Bewertung habe sein Ministerium die Grundlagen geschaffen. Untersteller ist der einzige Grüne im Quartett ohne Direktmandat. Das müsse nicht so bleiben, würden sich die Bewerber so annähern, wie es die Demoskopen für CDU und Grüne vorhersehen.

Brigitte Lösch kämpft gegen Diskriminierung

Auf ein enges Rennen darf sich die stellvertretende Landtagspräsidentin Brigitte Lösch in den Neckarvororten einstellen. Nur wenige hundert Stimmen lag sie 2011 vor der CDU. Familie und Beruf seien dank grüner Politik mittlerweile besser vereinbar, es gebe mehr Chancengleichheit im Bildungsbereich durch den Ausbau von Kitas, Ganztags- und Gemeinschaftsschulen. Lösch kämpft seit Langem gegen die Diskriminierung von Minderheiten, sei es wegen Herkunft, Geschlecht oder sexueller Identität. Sie befürwortet deshalb den Aktionsplan für Akzeptanz und Vielfalt.