Die Große Koalition ist längst ausgemacht. Spannend bleibt das Abschneiden der Kleinparteien und welche Partei den Ministerpräsidenten stellt.

Saarbrücken - Bei den kleinen Parteien im Saarland herrscht große Nervosität: Sowohl die Liberalen als auch die Grünen standen in der geplatzten Jamaika-Koalition in der Regierungsverantwortung und könnten wieder aus dem Landtag fliegen – falls sich die Umfragewerte bewahrheiten oder im Fall der Grünen leicht verschlechtern. Am Sonntag bestimmen 800 000 wahlberechtigte Saarländer ihren aus 51 Sitzen bestehenden Landtag. Doch dem nur achtwöchigen Wahlkampf fehlten die scharfen Kontraste: Die amtierende CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und der SPD-Spitzenkandidat Heiko Maas haben sich früh auf eine Große Koalition verständigt.

 

In den Umfragen sieht es nach einem Kopf-an-Kopfrennen von CDU und SPD aus, beide liegen bei 34 Prozent, weshalb nicht ausgemacht ist, wer den Job des Ministerpräsidenten erhält: die 49-jährige Kramp-Karrenbauer, die schon im Kabinett von Peter Müller das Regieren lernte, oder der 46-jährige Maas, der einst jüngster Landesminister Deutschlands war, aber seit zwölf Jahren in der Opposition bei den Wahlen von Niederlage zu Niederlage eilte.

Die SPD setzt auf das Thema „Gute Arbeit“

AKK, wie auch Freunde sie nennen, und Maas haben signalisiert, dass sie sich im Notfall mit der Rolle des Juniorpartners in einem Kabinett begnügen würden – Hauptsache, man darf regieren. Beide sind sich einig beim Schuldenabbau, der Stärkung des Industriestandorts Saarland und der Eindämmung der Leiharbeit. Allenfalls beim gesetzlichen Mindestlohn besteht ein Dissens – ein typisches Landesthema ist dies allerdings nicht. Maas hat seinen Wahlkampf unter das Motto „Gute Arbeit“ gestellt und wirbt damit, dass nur die SPD wisse, wie man „gerecht“ sparen könne.

Genau das schreibt sich auch die von Oskar Lafontaine geführte Linkspartei auf die Fahnen, die mit satten 15 Prozent in den Umfragen die drittstärkste politische Kraft im Saarland bleibt. Die Linken wollen auch die Schuldenbremse einhalten, indem sie die Einnahmen mit einer Millionärssteuer erhöhen. Das sei zwar eine Bundesangelegenheit, aber dass sie machbar sei, „habe ich schon als Ministerpräsident gezeigt“, tönt der 68-jährige Lafontaine, der als die graue Polit-Eminenz an der Saar gilt. Maas hat Rot-Rot kategorisch ausgeschlossen, da sonst „griechische Verhältnisse“ drohten.

Kretschmann füllt für die Grünen den Saal

Bei den Saar-Grünen war nach dem Platzen der Jamaika-Koalition eine Gefühl von Wut und Ohnmacht spürbar. Die Spitzenkandidatin Simone Peter verweist beharrlich auf die gute Regierungsbilanz der Grünen in zweieinhalb Jamaika-Jahren: Energiewende eingeleitet, absolutes Rauchverbot in den Kneipen, Bildungsreform beschlossen mit den Stimmen von CDU, FDP und – man höre und staune – der Linkspartei. In Umfragen scheint das Volk die grüne Politik wenig zu honorieren, die Partei klebt an der Fünf-Prozent-Marke.

Mit einem engagierten Wahlkampf – Winfried Kretschmann lockte 250 Zuhörer nach Saarlouis, bei Jürgen Trittin und Claudia Roth in Saarbrücken waren es auch nichtl mehr – versucht die Partei das Blatt zu wenden. Darum bemüht sich auch die von Personalquerelen belastete FDP, die mit einem frischen Spitzenduo antritt: dem Bundestagsabgeordneten Oliver Luksic und der Lokalpolitikerin Natalie Zimmer. „Die CDU rückt nach links. Außer uns wird es keine bürgerliche Partei mehr im Saarland geben“, sagt Zimmer. Deshalb würden die Wähler die Liberalen nicht verschwinden lassen. Doch es gibt einen Überraschungsgast im Spektrum: Die Piratenpartei steht in den Umfragen blendend da, sie hat vier Spitzenkandidaten im Alter von 22 bis 43 Jahren, alle aus der IT-Branche.