Seit einem Jahr befindet sich der Ausdauersportler Simon Weißenfels schon im Wahlkampfmodus. „Wer ist eigentlich Simon?“ – die Frage, die eine andere Partei aufgeworfen hat, ist da wohl eher ein schlechter Witz, findet der CDU-Kandidat im Wahlkreis Göppingen.

Göppingen - „Wer ist eigentlich Simon?“ So provokant fragt derzeit die Piratenpartei auf ihren Plakaten nach dem CDU-Landtagskandidaten im Wahlkreis Göppingen, der sich selbst mit dem schlichten Schriftzug „Simon“ auf seinen Plakaten anpreist. Man kann darüber schmunzeln. Ernst gemeint ist es sicher nicht, denn eigentlich müsste jeder im unteren Filstal Simon Weißenfels längst kennen. Seit einem Jahr ist der 29-jährige passionierte Ausdauersportler auf der Ochsentour durch Vereinsversammlungen und Interessenverbänden. Kaum ein Sommerfest hat er aussgelassen, fast jeden Weihnachtsmarkt besucht.

 

Der Schatten der Eislinger Erklärung

Vor etwas mehr als Jahresfrist hatte er von den Mitgliedern der CDU als Kandidat den Vorzug vor der Abgeordneten Jutta Schiller bekommen. Damals war von einem Rechtsruck der Partei die Rede, hatte sich Weißenfels doch zuvor als Teil jener Jungen Union im Kreis hervorgetan, die in ihrer „Eislinger Erklärung“ gegen eine Islamisierung Deutschlands und gleichgeschlechtliche Partnerschaften wetterte.

„Das Thema ist erledigt“, sagt Weißenfels heute. Die „Eislinger Erklärung“ sei damals zurückgenommen worden, und zwar zu Recht, fügt er hinzu. Er sei gereift, vor allem, seit er so vielen Menschen aus seinem Wahlkreis begegnet sei, sagt Weißenfels. „Es ist spannend zu sehen, wie differenziert die Anliegen in den unterschiedlichen Gemeinden sind. Göppinger haben andere Anliegen als die Reichenbacher. In Wäschenbeuren sind die Rettungsdienste ein Thema, in Adelberg ist es die Windkraft.“

Näher an Merkel als an Stoiber

Die Chancen auf das Direktmandat stehen für einen CDU-Mann im Kreis bekanntlich bei knapp 100 Prozent. Weißenfels gibt dennoch alles. „Als junger Mann muss ich zeigen, dass ich darum kämpfe“, sagt er. Zum einen will er ein persönliches Wahlergebnis, dass nicht hinter dem Landesdurchschnitt der CDU zurückbleibt, zum zweiten hofft Weißenfels auf eine hohe Wahlbeteiligung. „Wichtig ist mir auch, dass viele Erstwähler wählen gehen. Und wenn sie dann auch nicht mich wählen, dann wenigstens hoffentlich nicht die AFD.“ Letztere habe nichts als dumpfe Parolen im Angebot.

Leider, so Weißenfels, sei das Flüchtlingsthema zurzeit das alles beherrschende Wahlthema. Dabei sei das doch eher Bundespolitik. Leicht habe er es nicht, seine Themen – Standortsicherung, Bildungspolitik und innere Sicherheit (Stichwort Polizeireform) – an den Mann zu bringen. Apropos Zuwanderung. Die müsse reduziert werden, gibt er in seinem Wahlkampfflyer bekannt. Das gehe aber nur mit einer europäischen Lösung und nicht à la Stoiber, schwenkt Weißenfels ganz auf Angela Merkels Linie ein.

Als Ministrant zu Helmut Kohl

Trotz seiner jungen Jahre ist Weißenfels im Politikgeschäft ein alter Hase. In Süßen als Stadtrat hat er sich für den Erhalt der Realschule verkämpft, kurzzeitig war er auch Kreisrat, im August hat Weißenfels, der Politik und Geschichte studiert hat, wegen seiner Kandidatur nach viereinhalb Jahren seinen Job als Leiter des Landtagsbüros des CDU-Abgeordneten Felix Schreiner niedergelegt. Untergeschlüpft ist er als Assistent der Geschäftsleitung in einem Büro für Energiemanagement in Zell, das einem Parteifreund gehört.

Als Kreisvorsitzender der Jungen Union, Stadtverbandsvorsitzender der CDU Süßen und stellvertretender Kreisvorsitzender ist er in der CDU fest verwurzelt. Schon mit neun Jahren sollen die Weichen gestellt worden sein. Da fuhr er als Ministrant zu einem Empfang im Bonner Kanzleramt. Dort sei er Helmut Kohl begegnet und das habe ihn anscheinend nachhaltig beeindruckt. „So erzählt es meine Mutter“, schmunzelt Weißenfels.

Fünf Fragen an Simon Weißenfels

Göppingen - Fünf Fragen hat die StZ-Redaktion an die Kandidaten bei der Landtagswahl geschickt. Hier sind die Antworten des CDU-Kandidaten im Wahlkreis Göppingen, Simon Weißenfels:

Wenn Sie mit dem Kandidaten einer anderen Partei einen Regentag im Zwei-Mann-Zelt verbringen müssten, wäre das?

Martin Kaess, weil er als Gärtner das Zelt sicher auch am schönsten dekorieren könnte.

Mit welcher anderen Person aus dem Landkreis würden Sie gerne für ein Jahr tauschen?

Mit der Tigerente. Sie ist ein Symbol fürGöppingen und wird generationsübergreifend gemocht.

Die überflüssigste politische Debatte 2015 war?

D
er Streit um die Realschule in Süßen und wie man versucht, ein funktionierendes lokales Bildungssystem zu demontieren. Gott sei Dank haben die Eltern das verhindert.

Wenn Sie ein Jahr freihätten, was würden Sie tun?

Ich würde mir meinen Lebenstraum erfüllen und einmal am Iron-Man-Triathlon auf Hawaii teilnehmen.

Als Hauptdarsteller wären Sie am bestengeeignet für den Film:

„The Iron Man“. Nicht, weil ich ein Superheld sein will, sondern nur wegen des Filmtitels, der wenigstens nach Ausdauersport klingt.