Landtagswahl im Wahlkreis Waiblingen CDU will das Direktmandat zurück

Nicht nur Willi Halder tritt bei der Landtagswahl nicht mehr an – die Karten im Wahlkreis Waiblingen sind fast komplett neu gemischt. Foto: Gottfried Stoppel

Zweimal haben die Christdemokraten im Wahlkreis Waiblingen zuletzt die Mehrheit der Stimmen an Willi Halder (Grüne) verloren. Doch der tritt bei der Landtagswahl 2021 nicht mehr an.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Ein CDU-Mann als Spiele-Held, der von einem dort Verunglimpften zum Kochduell herausgefordert wird, dem wiederum ein Parteiausschlussverfahren droht – der bisherige Wahlkampf im Wahlkreis Waiblingen hat durchaus spannende Facetten. Doch wie ist die Ausgangslage, welche Chancen werden den Kandidaten eingeräumt?

 

Die Grünen-Kandidatin kommt aus Remseck

Sicher ist, dass der Direktkandidat ein neuer beziehungsweise eine neue sein wird. Willi Halder, der es nicht nur bei der sogenannten „Fukushima-Wahl“ 2011 in den Landtag schaffte, sondern im traditionell schwarzen Wahlkreis fünf Jahre später gar die Mehrheit der Stimmen für die Grünen holte, tritt bekanntlich nicht mehr an. Die Kür seiner Nachfolge geriet zu einer kleinen Schlammschlacht, nicht nur, weil sich Swantje Sperling, zwar in Leutenbach geboren aber zuletzt knapp jenseits der Kreisgrenze in Remseck politisch aktiv, gegen die Lokalmatadorin Marilena Fazio durchsetzte. Deren Vater Alfonso Fazio, langgedienter Waiblinger Gemeinde- und Kreisrat, tritt zu allem Überdruss nun als Einzelkandidat an, weil er von den Grünen erst gar nicht als Kandidat nominiert wurde.

Das wiederum hat ihm nicht nur die Rolle des Wüterichs im Wahlspiel des CDU-Kandidaten Siegfried Lorek eingebracht, sondern auch noch ein Ausschlussverfahren seiner eigenen Partei. Vieles wird deshalb nun davon abhängen, wie stark sich das Grünen-affine Wahlvolk von den Streitigkeiten im Kreis- und Stadtverband auseinanderdividieren lässt und wie stark die 36-jährige Sperling klar machen kann, dass es bei der Landtagswahl um Persönlichkeit und Inhalte und nicht um eine lokale Sozialisation jenseits der Kreisgrenze gehen sollte.

Siegfried Lorek ist Sperlings größter Konkurrent

In dem CDU-Mann Siegfried Lorek dürfte sie ihren stärksten Konkurrenten haben, zudem einen, der jetzt auch eine fünfjährige Parlamentserfahrung vorweisen kann. Lorek hatte sich seinerzeit bei der Kandidatenkür seiner Partei überraschend gegen den bis dato gut vernetzten Matthias Pröfrock durchgesetzt. Bei der Landtagswahl allerdings hatte sich der einstige Polizeioberrat Willi Halder geschlagen geben und das Direktmandat zum zweiten Mal den Grünen überlassen müssen. In seinen Versprechen – „die Wirtschaft stärken, die Digitalisierung weiter voranbringen, Familien entlasten...“ – hebt er sich wenig von der politischen Konkurrenz ab, mit seiner Wahl-App „Sigi GO!!“ landete er hingegen einen kleinen medialen Coup.

Lesen Sie hier mit Abo: „Dieser Politiker macht Wahlkampf im Gameboystil“

Chancen auf ein Zweitmandat hat man im Remstal grundsätzlich auch als Vertreter der FDP. Julia Goll tritt für die Liberalen an. Und auch wenn die Waiblinger Stadt- und Kreisrätin ihre politischen Ambitionen nur sehr ungern im Zusammenhang mit ihrem Ehemann beleuchtet wissen will: Ulrich Goll hinterlässt als dreimaliger Mandatsträger und früherer Justizminister natürlich eine unübersehbare Lücke. „Die beste Bildung für unsere Kinder sichern“ nennt seine Nachfolgerin als ihr Kernthema. Als Mutter von fünf Kindern, wisse sie, wie wichtig das Thema sei, sagt die Frau, die zudem noch Richterin am Landgericht ist.

2016 war die SPD von der AfD abgehängt worden

Auch die SPD möchte wieder an ihre Zweitmandatstradition anknüpfen. Seit Bestehen des Wahlkreises haben die Genossen regelmäßig ein solches geholt – bis Katrin Altpeter, damals immerhin die Sozialministerin des Landes, vor fünf Jahren auf 13,8 Prozent abrutschte. Das war zwar noch etwas mehr als der desaströse Landesdurchschnitt ihrer Partei, reichte aber nicht für die Zuteilung eines Direktmandats. Die Fellbacher Stadträtin und Winnender Amtsleiterin Sibylle Mack, die vor vier Jahren bereits – wenn auch freilich erfolglos – für den Bundestag kandidiert hatte, will das wieder aufholen. Die Transformation der Arbeitswelt und Bewahrung der Umwelt für nachfolgende Generationen hat die Kandidatin in ihrer Bewerbungsrede als ihre wichtigsten Schwerpunkte genannt.

Überflügelt worden war die SPD bei der jüngsten Landtagswahl übrigens gar von der AfD. Deren Kandidat, Stephan Schwarz, holte fast einen Prozentpunkt mehr als Katrin Altpeter, die sich nach der Wahl aus der aktiven Politik zurückgezogen hat. Doch auch für ihn reichte es damals nicht ins Landesparlament. Das soll sich nach dem Willen der selbst ernannten Alternative mit dem Waiblinger Stadtrat Marc Maier ändern. Sein Kandidatenvorgänger Schwarz versucht es derweil im Wahlkreis Schorndorf.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Siegfried Lorek Willi Halder