Es hatte sich abgezeichnet, jetzt ist es amtlich: Stuttgart ist auf ganzer Fläche grün. Insofern hat diese Landtagswahl ein historisches Ergebnis, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Aus der Vogelperspektive betrachtet ist das, was an diesem Sonntag im politischen Stuttgart passiert ist, keine Überraschung: Die Grünen haben ihren Höhenflug fortgesetzt, die CDU hat verloren, die SPD ihren nächsten Tiefpunkt erreicht, die FDP sich so là là geschlagen und die AfD auf Anhieb ein zweistelliges Ergebnis eingefahren. All das hatten die Wahlforscher vorher gesagt – und so ist es auch gekommen. Und doch ist das nun vorliegende Ergebnis historisch: Stuttgart ist erstmals in seiner politischen Geschichte komplett grün, alle vier Direktmandate gehen an die Partei des Ministerpräsidenten, alle 23 Stadtbezirke weisen die Grünen als Nummer eins aus. Damit ist Stuttgart nicht nur die Kapitale Baden-Württembergs, sondern auch die uneingeschränkte Hauptstadt von Kretsch-Land.

 

Hier gibt es die Ergebnisse der Landtagswahl

Dass der Hobbyheimwerker bisweilen wie ein netter Großvater aus der Provinz wirkt, erweist sich selbst in der Großstadt nicht als Problem: Kretschmann hat auch in Stuttgart als Landesvater mit Herz und Verstand gepunktet. Er hat wenig falsch und eines entscheidend richtig gemacht: Er sieht die Flüchtlinge zuerst als Menschen. Mit dieser Position hat er nicht nur Angela Merkel umarmt, sondern auch zahlreichen wertorientierten Menschen in Stuttgart aus der Seele gesprochen. Nirgendwo sind die Grünen schwärzer als hierzulande.

Es tut nicht weh, wenn die Grünen regieren

Die Stuttgarter honorieren das. Sie bemerken, dass es nicht weh tut, wenn sie von Grünen regiert werden. Bestes Beispiel ist der jetzt wieder ausgerufene Feinstaubalarm. OB Kuhn und Minister Hermann wollen, dass alle ihr Auto stehen lassen, tun aber nichts dagegen, wenn man trotzdem fährt. Und in den städtischen Etatberatungen haben Grüne und Schwarze eine Große Koalition gebildet und ihre Projekte durchgepeitscht. Das war pure Machtpolitik.

Aber Vorsicht, mag man den siegestrunkenen Grünen auch in Stuttgart zurufen: Abgesehen von Muhterem Aras, die mittlerweile eine eigene Marke geworden ist, sollten die Minister Untersteller und Hermann sowie die Landtagsvizepräsidentin Lösch nicht glauben, dass ihre Ergebnisse alleine ihnen zuzuordnen sind. Wie wichtig das Zugpferd ist, haben die Stuttgarter Grünen zuletzt bei der Bundestagswahl 2013 erfahren. Da kamen sie trotz dem Bundeschef Cem Özdemir als Kandidaten auf 15,8 Prozent. Mit Winfried Kretschmann im Land sind sie mehr als doppelt so stark.

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