Mit 300 Beobachtern hat die Alternative für Deutschland (AfD) Wahllokale inspiziert. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer hat nur sehr wenige Zwischenfälle registriert.

Konzentriert lässt Gernot Schwarz den Blick über die Tische im SSB-Veranstaltungszentrum auf der Waldau schweifen, an denen mehrere hundert Helfer Briefwahlunterlagen sortieren. Als Wahlbeobachter der AfD will er am Sonntagnachmittag alles genau im Auge behalten. Die Partei hatte vor der Landtagswahl Mitglieder und Unterstützer dazu aufgerufen, Wahllokalen einen Besuch abzustatten, um so zu verhindern, dass Wahlergebnisse manipuliert werden.

 

„Mir ist bislang nicht Schlechtes aufgefallen“, sagt 75-Jährige mit der schwarz-rot-goldenen Krawatte. Alles sei in bester Ordnung. „Das hatte ich mir so gut nicht vorgestellt“, räumt er ein. Es sei aber wichtig, präsent zu sein. Rund 75 Beobachter habe die Stuttgarter AfD in zwei Kursen geschult, berichtet Schwarz. Bei 350 Wahllokalen ist das nicht viel, doch hinzu kamen weitere 237, welche die AfD-nahe Initiative Ein Prozent nach Stuttgart geschickt hat.

Drei von ihnen finden sich gegen 18 Uhr zur Auszählung im Bistro Krempels direkt neben der AfD-Wahlparty ein. Zwischendurch müssen die Wahlhelfer sie zwar um „etwas mehr Distanz“ bitten, aber am Ende sind beide Seiten ganz zufrieden. Die Wahlhelfer fühlten sich nicht gestört, auch wenn die Auszählung ein wenig länger gedauert habe. Kilian Bezold sagt souverän: „Mehr Augen sehen auch mehr.“ Und Beobachter Hans-Jörg Müller, Bundesvorsitzender des AfD-Mittelstandforums, lobt: „Das, was ich beobachtet habe, war okay.“ Das Ergebnis in dem Wahllokal 001-05 unweit der Liederhalle wird ihm allerdings weniger geschmeckt haben: Die AfD schneidet hier mit 33 von 402 gültigen Stimmen unterdurchschnittlich ab.

Alles sei ruhig geblieben, bilanziert Hermann Karpf vom Referat für Sicherheit und Ordnung der Stadt nach Schließung der Wahllokale. Es habe keinerlei Beanstandungen gegeben. Mittags hatte er mit Wahlleiter Thomas Schwarz und Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) Wahllokale besucht und dort nach dem Rechten geschaut. Von Wahlbeobachtern war zu der Zeit noch nichts zu sehen, der Wählerandrang war bereits ordentlich.

An der Liederhalle kamen allein bis zum Mittag 120 der insgesamt 950 Wähler. Und das, obwohl mehr als 200 bereits per Brief gewählt hatten. Bärbel Henning macht deutlich, dass es bislang nur sehr selten Diskussionen oder andere Zwischenfälle gegeben habe. Und die 73-Jährige hat den Überblick, schließlich ist sie seit mittlerweile 30 Jahren im Einsatz. Auch am Europaplatz haben die Helfer den Eindruck, dass am Morgen ungewöhnlich viel los war. 80 Wähler seien bis zum Mittag gekommen, berichtet Marzena-Maria Orecka, ebenfalls ein alter Wahlhelfer-Hase.

Dass Schwarz, Karpf und Schairer die Runde machten, hatte nichts mit den angekündigten Beobachtern zu tun. „Das machen wir bei jeder Wahl“, erklärt Karpf. Bisher seien Zwischenfälle rar gewesen. Einmal habe es Probleme gegeben, weil die Gegend um ein Wahllokal wegen einer Sportveranstaltung abgesperrt worden war und die Wähler schwer durchkamen.

Für die ehrenamtlichen Helfer hatte Bürgermeister Schairer viel Lob übrig. Einige von ihnen würden schon seit Jahrzehnten eine gute Arbeit machen. „Es ist ungeheuerlich, den Leuten zu unterstellen, sie würden Ergebnisse fälschen“, sagt er. Wahlhelferin Bärbel Henning nahm es mit einem Schulterzucken: „Skeptiker wird es immer geben.“