Miguel Klauß ist mit 29 Jahren der jüngste Kandidat. Er hofft auf einen Erfolg der AfD. Der Jettinger hat viel Verständnis für den umstrittenen Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke und wenig für den ausgetretenen liberalen Flügel um Bernd Lucke.

Leonberg - Miguel Klauß hat klare Vorstellungen, was er im Landtag erreichen will. Der 29-Jährige aus Jettingen stammt aus einem SPD-Elternhaus und hat die Partei früher auch in Gesprächen verteidigt. Jetzt sieht er in der Sozialdemokratie eine „Altpartei“, in der nicht mehr frei diskutiert werden kann. Deshalb hat sich der gelernte Mechatroniker, der bei Daimler arbeitet und sich zum Fachwirt weitergebildet hat, der AfD zugewandt.

 

Wie das so ist bei relativ neu gegründeten Parteien, macht er ziemlich schnell Karriere, wird erst Vize-Ortsverbandschef in Herrenberg und ist jetzt Landtagskandidat im Wahlkreis 6.

Es war die Euro-Krise, die den jungen Mann von den etablierten Parteien weggetrieben hat. Inzwischen hat die AfD im Kreis gut 150 Mitglieder – mehr als vor der Abspaltung des liberaleren Flügels. Von der Euro-Krise ist jetzt aber nicht mehr die Rede, Klauß fordert nun „klare Regeln für die Masseneinwanderung“, die allermeisten der Flüchtlinge auch aus Syrien will er wenn möglich abschieben.

Höfliches Auftreten, gebügeltes Hemd

Klauß tritt höflich auf, das weiße Hemd ist gebügelt und die Hose sitzt akkurat. Er spricht schon fast wie ein Politprofi. Nur wenn die Rede auf den umstrittenen Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke kommt, sucht er nach Worten. Höcke hatte etwa behauptet, dass die Evolution in Afrika einen „Ausbreitungstyp“ hervorgebracht habe mit einer „anderen Reproduktionsstrategie“. Klauß sagt dazu: „Er hat sich unklar und unverständlich ausgedrückt.“ Ansonsten sei er ein guter Redner und ein Patriot, der sein Land liebe. Es sei zudem erwiesen, dass Afrikaner mehr Kinder bekämen. Seine Vermutung: „Die Medien springen gerne auf Höcke an.“ Im Übrigen kenne er ihn nicht persönlich.

Auch die Äußerungen der AfD-Chefin Frauke Petry, im Notfall auf Flüchtlinge zu schießen, relativiert er: „Das hat sie so nie gesagt. Sie hat nur das Gesetz zitiert, das muss erlaubt sein.“ In dem Interview hätten es die Journalisten darauf angelegt, Petry eine solche Äußerung zu entlocken.

Überhaupt findet Klauß scharfe Worte in Richtung Medien. Den Spiegel nennt er „linksextrem“, der ARD wirf er „Hetze“ vor. Dementsprechend hat er beide von der AfD-Veranstaltung mit dem Bundeschef Jörg Meuthen in Weil der Stadt ausgeladen. Klauß: „Die ARD muss jetzt erst einmal drei Monate ihre Hetze einstellen, bevor ich mit ihr wieder rede.“

Rechter oder liberaler Flügel?

Wie ordnet er sich selbst innerhalb der Partei ein, die ja ursprünglich von rechtsliberalen Eurokritikern rund um Bernd Lucke gegründet worden war? „Ich halte das Rechts- und Linksdenken für überholt“, antwortet er, „wir sind auch gegen das Freihandelsabkommen TTIP, das ist ein linkes Thema.“ Doch dem liberalen Parteiflügel um Lucke, der nach dem Parteitag in Essen ausgetreten ist und die Alfa-Partei gegründet hat, weint er keine Träne nach. Klauß: „Ohne sie läuft alles viel ruhiger, die Karrieristen sind jetzt weg.“

Für den Wahlkreis will er die Infrastruktur und den Busverkehr ausbauen und weitere S-Bahn-Haltestellen einrichten. Sein Lieblingsthema ist aber die von ihm diagnostizierte „Einwanderung in die Sozialsysteme“. Miguel Klauß bezweifelt, dass die vielen Flüchtlinge allesamt in den Arbeitsmarkt integriert werden können, und sagt: „Wir brauchen keine Willkommenskultur, sondern eine Abschiebekultur.“

So redet er schnell und viel. Nur einmal wird er nachdenklich: Bei der Frage, wie die Million Flüchtlinge tatsächlich abgeschoben werden können, etwa nach Syrien. „Das ist schwierig“, räumt er ein, „aber gut, es herrscht ja nicht überall in Syrien Krieg.“