Die Umfragewerte der AfD sorgen in der Wirtschaft für Besorgnis. Vor der Wahl melden sich mehrere Branchenverbände zu Wort. Auch das Handelsunternehmen Edeka veröffentlicht einen Wahlaufruf.

Kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, die am Sonntag stattfinden werden, haben einige Handelsunternehmen politisch Position bezogen. Die Supermarktkette Edeka ließ einen ganzseitigen Aufruf in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, in der Wochenzeitung „Die Zeit“ und in den sozialen Netzwerken veröffentlichen. Die Anzeige ist mit dem Satz überschrieben: „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“. Damit wird auf die AfD angespielt, die Blau seit ihrer Gründung als Parteifarbe nutzt.

 

In der Anzeige werden etliche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Brokkoli, Bananen, Kirschen und Erdbeeren gezeigt. „In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt“, heißt es darin. „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl“, so der Text weiter. „In Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.“ 

AfD „bedankt“ sich bei Edeka

Zwischenzeitlich hat die AfD auf die Werbekampagne des Unternehmens reagiert: Torben Braga, der stellvertretende Sprecher des Landesvorstands Thüringen bedankte sich im sozialen Netzwerk X für die „fleißige Unterstützung“ im Wahlkampf. „Ihre Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten wählen uns auch“, so Braga.

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte sich in dieser Woche öffentlich zu Wort gemeldet. Präsident Alexander von Preen rief zur Wahl demokratischer Parteien auf. „Ich kann nur alle Akteure davor warnen, die gesellschaftlichen Spielregeln in Richtung Ausgrenzung und Hass zu verschieben. Das führt Gesellschaft und Wirtschaft nicht in eine positive Zukunft, sondern in eine Sackgasse“, sagte von Preen. 

Kritik an Björn Höcke

Derzeit sind im Einzelhandel laut HDE rund 120.000 Stellen unbesetzt. „Woher sollen die Menschen denn alle kommen, wenn Politiker an das Ruder gelangen, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen?“, so von Preen. Er bezeichnete die AfD als gefährlich und verantwortungslos: „Mit Björn Höcke hat sich eine der Führungsfiguren der AfD zum wiederholten Male selbst demaskiert, als er den Familienunternehmen, die öffentlich eine Aktion für Vielfalt in Gesellschaft und Wirtschaft unterstützen, die Insolvenz wünschte.“ 

AfD-Spitzenkandidat, Björn Höcke betritt die Bühne auf einer AfD-Wahlveranstaltung. (Archivbild) Foto: dpa/Hannes P Albert

Von Preen nimmt damit Bezug auf die von mehr als 40 deutschen Unternehmen initiierte Kampagne „Made in Germany - Made by Vielfalt“. Mit dabei sind unter anderem die Drogeriekette Rossmann, der Motorsägen- und Gartengerätehersteller Stihl, der Lebensmittelkonzern Pfeifer & Langen, der Hausgerätehersteller Vorwerk und der Audiospezialist Sennheiser. Thüringens AfD-Spitzenkandidat Höcke hatte die Kampagne bei einem Wahlkampftermin am Wochenende in Sömmerda laut einem Bericht des MDR als Heuchelei bezeichnet. „Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen“, sagte er.

Laut Umfragen erwartet AfD 30 Prozent Wählerstimmen

Auch vom Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, gibt es Gegenwind für die AfD. Er fürchte, die aggressive Ausländerfeindlichkeit der AfD werde das bestehende Problem des Fachkräftemangels in Deutschland verschärfen, sagte er der „Welt“. Eine Regierungsbeteiligung der AfD würde Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland enorm schaden. Die Partei stelle sich zu Unrecht als Stimme der mittelständischen Wirtschaft am Ort dar.

In Sachsen und Thüringen wird am Sonntag gewählt. In aktuellen Umfragen liegt die AfD in beiden Ländern bei Werten um 30 Prozent.