Der AfD-Landtagskandidat Bernd Klingler hat auf Facebook Johannes Schlichter ein „niederträchtiges Schwein“ genannt. Der CDU-Wahlkämpfer hatte bereits eine Strafanzeige formuliert, akzeptierte dann aber eine Entschuldigung.

Stuttgart - Die sozialen Netzwerke sind ein gefährliches Terrain, zumal für schnell schießende Wahlkämpfer, die erst schreiben und sich dann überlegen, ob das auch wirklich schlau gewesen ist. Das musste jetzt der AfD-Landtagskandidat Bernd Klingler erfahren. Er tritt in seinem Heimatbezirk Nord an und gilt vor allem bei der CDU wegen der guten Umfragewerte der Rechtspopulisten als Gefahr für ihren Bewerber Reinhard Löffler. Der verteidigte 2011 das einzige Direktmandat für die Union mit 6,2 Punkten Vorsprung vor Franz Untersteller. Jede Stimme für den AfD-Mann, so die einfache Rechnung der CDU-Wahlkämpfer im Norden, fehle Löffler in seinem Zweikampf gegen den wieder antretenden grünen Umweltminister.

 

Das hat auch der CDU-Bezirksbeirat Johannes Schlichter, ein unaufgeregter Graswurzelpolitiker, verinnerlicht. Als Reaktion auf Klinglers Eigenlob im Internet kritisierte er auf dessen Facebook-Seite, wer seine Aufgabe als Betreuungsstadtrat nicht wahrnehme, habe auch nichts im Landtag verloren. Klingler lasse sich „überall hineinwählen und erscheint zu keiner Sitzung im Bund des Selbstständigen“. Dieser Mensch, so schlussfolgert Schlichter, „strebt nur nach Karriere nach seinem Scheitern in der FDP“.

Klingler schrieb: „Du niederträchtiges Schwein“

Der Gescholtene, ausweislich seines Facebookauftritts der Ansicht, wer keine Argumente habe und dennoch die anderen beleidige, dem „gehört der Stuhl vor die Tür gesetzt“, antwortete kurz und schmerzhaft: „Du niederträchtiges Schwein.“ Kurz darauf löschte er zwar die Mitteilung – die Einsicht kam allerdings zu spät. Der Satz war von dritter Seite gesichert und verteilt worden. Johannes Schlichter war nicht gewillt, diese Beleidigung hinzunehmen und formulierte am Dienstag eine Strafanzeige. Diese zog er allerdings einen Tag später mit dem Hinweis zurück, der Verursacher habe sich persönlich entschuldigt.

Bernd Klingler wehrt sich gegen die Vorwürfe

Bernd Klingler räumt ein, übers Ziel hinausgeschossen zu sein; der Frust sei eben groß gewesen, weil die Ausgrenzung zunehme, er doch ständig in den Bezirken präsent sei und dem Bund der Selbstständigen (BDS) gar nicht mehr angehöre. Das bestreitet allerdings BDS-Chef und Ex-Stadtrat Reinhold Uhl: Klingler sei bis zur nächsten Wahl noch Vorstandsmitglied – aber auch nicht länger, weil er keinen „rechten Agitator“ in seinen Reihen dulden werde.

Dass Klingler im Netz kontrolliert wird, bestätigte die Linkspartei, indem sie auf zwei Fotos mit Klingler verweist: Eines zeigt ihn aktuell an der Seite von Hedwig Freifrau von Beverfoerde, Veranstalterin der „Demo für alle“ gegen den Bildungsplan – das andere vor einem Jahr als Gegner dieser Veranstaltung mit der „Schwulen-Mutter“ Laura Halding-Hoppenheit.