Die EU hat die gentechnisch veränderte Maissorte 1507 gegnehmigt. Jetzt regt sich deshalb Unbehagen an der Basis: In Kreistagen liefert das Thema Gentechnik regelmäßig Stoff für Kontroversen.

Es ist erst wenige Monate her, dass die EU den umstrittenen, gentechnisch veränderten Mais mit der Patentnummer 1507 zugelassen hat. Und schon ist das Unbehagen darüber ganz unten angekommen. Im Kreistag Ludwigsburg etwa haben die Grünen deshalb erneut eine Debatte über die Frage angestoßen, wie der Landkreis es schaffen kann, sich gegen eine mögliche Flut von Genpatenten von oben zu wappnen – Stichwort „gentechnikfreier Landkreis“.

 

Stellvertretend für viele Skeptiker brachte die Grünen-Kreisrätin Heike Tapken-Brust aus Vaihingen im Umweltausschuss des Kreistags die Bedenken auf den Punkt: „Die Natur hat sich über Jahrtausende entwickelt. Und wir Menschen denken, wir könnten nach ein paar hundert Jahren Forschung da herumpfuschen.“

CDU spricht von „Aktionismus“

Umstritten war im Kreistag allerdings die Frage, inwieweit der Kreis gegen den Anbau genmanipulierter Pflanzen überhaupt etwas tun könne – oder überhaupt müsse. „In Deutschland werden keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut. Der Kreis Ludwigsburg zählt auch zu Deutschland“, sagt Klaus Herrmann (CDU). Der Antrag der Grünen, wonach der Kreis ein Zeichen setzen solle „entbehrt jeder Grundlage und ist purer Aktionismus“. Nach Ansicht von Luise Pachaly, Leiterin des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt, ist es „extrem unwahrscheinlich, dass ein Landwirt im Kreis so etwas anbaut“.

Die Forderung, dass der Kreis ein Gentechnik-Verbot in die Pachtverträge seiner Äcker schreibe, habe begrenzte Wirkung, betonte Pachaly. Immerhin verfüge der Kreis nur über vier Hektar Ackerflächen. Der Landrat Rainer Haas sprach sich dennoch dafür aus („da spricht doch nichts dagegen“). Mangels Unterstützung von der CDU ließ er diesen Bereich aber (ohne Beschluss) in die Verantwortung der Kreisverwaltung übertragen. Ihr Amt, betonte Luise Pachaly, unterstütze eine Initiative des Kreisbauernverbands Ludwigsburg-Heilbronn, in dem Landwirte per freiwilliger Selbstverpflichtung Gentechnik eine Absage erteilen könnten.

Landwirte haben „Null Interesse“

Für Landwirte sei das Thema Gentechnik zwiespältig, sagte der Kreisbauernchef und Kreisrat Eberhard Zucker (Freie Wähler). Einerseits gebe es bereits viele praktische Beispiele, etwa bei der Baumwolle: „Ohne gentechnisch veränderte Organismen wären wir alle recht dünn bekleidet.“ Gleichzeitig sei klar: „Für Mais oder ähnliche Produkte ist bei uns kein Markt vorhanden.“ Ergo hätten Landwirte „Null Interesse daran“. Die freiwillige Selbstverpflichtung sei jedoch ein Mittel. Mehr als 50 Prozent der Bauernverbands-Mitglieder hätten bereits unterschrieben.

Auch in anderen Kreistagen war Gentechnik bereits Thema. In Böblingen wurde Ende 2013 eine Charta gegen den Anbau gentechnisch veränderter Organismen verabschiedet. Im Göppinger Kreistag wurde darüber bereits vor Jahren heftig diskutiert. Ein entsprechender Antrag der Grünen fand dort jedoch letztlich keine Mehrheit, teilt eine Behördensprecherin mit.