Die Landwirte in Mühlhausen engagieren sich mit Blütenmischungen gegen das Sterben von Bienen. Seit etwa 30 Jahren säen sie Pflanzenmischungen zur gezielten Begrünung aus.

Mühlhausen - Das Insektensterben ist in aller Munde. Auch die Landwirte in Mühlhausen kümmern sich, wie Jochen Brust erklärt. Der promovierte Agrarwissenschaftler und landwirtschaftliche Ortsobmann weiß, wenn er auf die heimischen Felder schaut, dass hier einiges getan wird. Beispielsweise im Brustschen Erdbeerfeld brummt es wegen der vielen Bienen und Hummeln, die Nektar aus dem Meer an Blüten sammeln.

 

Lebensraum für tierische Bewohner

Brust macht darauf aufmerksam, dass die Mühlhäuser Landwirte seit etwa 30 Jahren Pflanzenmischungen zur gezielten Begrünung aussäen. Diese stehen zumeist im Herbst auf dem Acker und dienen vor allem der Bodenverbesserung sowie dem Grundwasserschutz. Doch eines verbindet diese so genannten Herbstbegrünungen mit den Blühmischungen, die aktuell auf dem Feld stehen: Sie dienen als Lebensraum und Nahrungsquelle für die unterschiedlichsten tierischen Bewohner der Feldflur. „Diese Mischung aus verschiedenen Blühpflanzen haben wir Ende April gesät, so dass nun rechtzeitig, wenn Äcker und Heuwiesen beerntet wurden, wieder Nahrung und Unterschlupf für Insekten zur Verfügung stehen, bevor wir im Herbst auf dieser Fläche dann Getreide anbauen“, erklärt Brust.

Die Blühmischungen sind so zusammengestellt, so der 35-jährige Landwirt, dass sie während des gesamten Sommers bis in den Herbst ständig eine Nahrungsquelle für die Vielzahl an Blütenbesuchern bieten. Hierbei geht es nicht nur um die Honigbiene, sondern um Wildbienen, Hummeln, Schweb- und Florfliegen, aber auch andere Insekten, die meist eher unbemerkt vom menschlichen Betrachter auf der Bodenoberfläche oder darunter leben. So wohnt auf den Ackerflächen noch eine Vielzahl anderer Tiere wie etwa Laufkäfer, Ohrwürmer, Colombolen, verschiedenste Spinnen, aber auch die Regenwürmer. „Viele dieser Tiere sind für den Landwirt von hohem Nutzen, da ihr Appetit potenziell schädliche Arten daran hindert, den Wuchs der Kulturpflanzen zu beeinträchtigen. Die Larve des Marienkäfers etwa kann bis zu 150 Blattläuse täglich vertilgen, die sonst teils große Schäden an Weizen, Rüben, Erdbeeren und anderen Obst- und Beerensträuchern verursachen. „Regenwürmer können verhindern, dass Pflanzen von Pilzen der Vorkultur infiziert werden, indem sie Erntereste in ihr Röhrensystem ziehen“, so Brust.

Ganzjährige Nahrung für Insekten nötig

Durch solche nützlichen Helfer kann der Landwirt kostspielige Pflanzenschutzmittel einsparen. Damit dies funktioniert, müssen Insekten das ganze Jahr über eine verlässliche Nahrungsgrundlage haben. Aus diesem Grund werden auf den Blühflächen viele verschiedene Pflanzenarten angebaut, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen wie Sonnenblumen, Phacelia, Öllein, Ramtillkraut, Ringelblumen, Kornblumen, Koriander, Fenchel, Dill und Klatschmohn, aber auch viele Kleearten. Auch die Familie Sperling baue schon seit 15 Jahren in Mühlhausen Blühmischungen mehrjährig an. Mit solchen Maßnahmen leisten die Landwirte einen Beitrag zum Erhalt des einzigartigen Lebensraumes, so Brust, der sich gegen Begehrlichkeiten für die Freiflächen für den in der Diskussion stehenden Nord-Ost-Ring wendet. Dieser würde dieses sensible Gebiet mit seinem hohen Insektenreichtum unwiederbringlich vernichten, so Brust.