Die Bauern im Kreis Ludwigsburg wünschen sich mehr Kontakt zum Landwirtschaftsminister.

Ludwigsburg - Markus Läpple ist Landwirt. Auf seinem Hof in Ilsfeld baut er Ackergemüse an, Kohl und Kürbis, Zucchini und Kohlrabi, Radicchio und Zuckerrüben, außerdem Getreide, Sojabohnen und Wein in kleinerem Umfang – das meiste davon für die Lebensmittelindustrie. Läpple gehört zu den größeren Gemüseproduzenten im Umkreis: Etwa 120 Hektar gehören zu seinem Betrieb. „Noch“, wie er betont. Denn er geht davon aus, dass seine Felder in Zukunft immer kleiner werden. Flächenfraß ist das Schlagwort, mit dem sich viele seiner Sorgen derzeit umschreiben lassen – ebenso wie die der anderen Landwirte in der Gegend. Das ist allerdings nicht das Einzige, was die Bauern umtreibt.

 

Auch auf die neue Landesregierung sind sie nicht besonders gut zu sprechen. Man habe den Eindruck, Grün-Rot wolle keinen Kontakt mit den Landwirten, heißt es. Das beste Beispiel dafür ist laut Eberhard Zucker, dem Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg, die Einladung des Landwirtschaftsministers Alexander Bonde zum Kreisbauerntag am Freitag nach Ilsfeld. Nachdem er zunächst kommen wollte, habe er im Dezember wieder abgesagt – genauso wie bei zig anderen Kreisbauerntagen im Land: „Zwölf haben angefragt, bei neun hat er zu- und später wieder abgesagt“, berichtet Zucker empört. Für ihn ein Zeichen für den geringen Stellenwert der Landwirtschaft in Stuttgart.

Aus dem Landwirtschaftsministerium heißt es, Bonde sei ein anderer Termin dazwischen gekommen. „Das Ministerium ist mit den Abteilungen Naturschutz und Tourismus größer, die Spitze aber kleiner geworden“, erklärt Denise Burgert, Sprecherin der Behörde, die Terminkollision. Als Vertretung habe man den Ministerialdirektor Wolfgang Reimer schicken wollen. Aber der sei vom Verband wieder ausgeladen worden. „Das war für uns sehr verwunderlich“, so Burgert. Eberhard Zucker jedoch betont, als einer der größten Bauernverbände im Land mit rund 4000 Mitgliedern brauche man das persönliche Gespräch mit dem neuen Landwirtschaftsminister.

Bauern wollen Rückendeckung der Landesregierung

Denn gerade jetzt ist laut dem Verbandschef der Rückhalt der Landespolitik essenziell für die Bauern. Schließlich stünden dieses Jahr Gespräche über eine gemeinsame EU-Agrarpolitik an. Die soll vor allem ökologischer werden – und das macht den Bauern Sorge. Denn für sie bedeutet das laut Zucker Flächenverlust. Schon jetzt müssten konventionell wirtschaftende Betriebe drei so genannte „Greening“-Kriterien erfüllen, um die vollen Zuschüsse aus Brüssel zu erhalten, erklärt er. Neben dem Wechsel der Fruchtfolge und dem Verbot der Umnutzung von mehr als fünf Prozent Grünland in Ackerland müssten sieben Prozent der landwirtschaftlichen Fläche brach liegen gelassen werden. „Das tut richtig weh“, sagt der Kreisbauernchef. Zumal ökologisch wirtschaftende Betriebe diese Auflage nicht erfüllen müssten – aus seiner Sicht eine Ungerechtigkeit: „Wir bewirtschaften unsere Flächen ja auch nachhaltig“, betont er.

Hinzu kommt, dass die Landwirte ohnehin um ihre Äcker fürchten. Gewerbe-, Wohn- und Straßenbau fräßen ihre besten Böden, ärgert sich Ernst Reutter vom Vorstand des Kreisbauernverbandes. Pro Tag gehen laut Zucker 6,6 Hektar landwirtschaftliche Fläche in Baden-Württemberg verloren, deutschlandweit seien es 100 Hektar täglich. „Dagegen muss man vorgehen“, mahnt er. Zwar wollten die Bauern nicht „der Bremsblock für die Weiterentwicklung sein“, so Zucker. Aber mit den erneuerbaren Energien komme ein weiterer Flächenfraß auf sie zu. So müsse für Biogasanlagen Mais oder Grüngut angebaut werden, für ein Windrad seien Ausgleichsflächen von vier Hektar – das entspricht laut Eberle der Größe von sieben Fußballfeldern – vorgeschrieben. Aber statt diesen Ersatz in Form von Äckern und Feldern zu schaffen, werde meist eine Streuobstwiese als Ausgleich festgelegt – ein weiterer Verlust landwirtschaftlicher Fläche. „Uns ist es ja eigentlich egal, was wir anbauen, solange es wirtschaftlich ist“, gibt Helmut Eberle, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, zu bedenken. Aber letztlich gehe es doch um die Frage: Tank oder Teller? – sprich: wird der Boden für die Energie- oder für die Nahrungsmittelproduktion genutzt, spitzt er zu.

Kreisbauerntag Der Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg veranstaltet am kommenden Freitag, 27. Januar, um 14 Uhr seinen Bauerntag in der Tiefenbachhalle in Ilsfeld-Auenstein..