„Dass ein Huhn passabel Eier legt und auch ordentlich Fleisch produziert, das hatten wir vor 100 Jahren schon“, sagt Michael Grashorn, der in Hohenheim die Arbeitsgruppe Geflügelwissenschaften leitet. „Dass wir ein Huhn züchten können, das wächst wie ein Masthähnchen und legt wie eine Legehenne, das ist aber eine Illusion.“ Zudem urteilte das Oberverwaltungsgericht Münster im Mai, das Töten männlicher Küken verstoße nicht gegen das Tierschutzgesetz. Doch die Verbraucher sind hellhörig geworden, der Bund fördert die Forschung zum Zweinutzungshuhn mit 1,8 Millionen Euro.

 

Es wäre ideal, die aktuellen Hochleistungsrassen beizubehalten – ohne die männlichen Küken zu opfern. Möglich machen könnte das die Geschlechtsbestimmung im Ei: In einem Spektroskop wird dieses durchleuchtet, sein Geschlecht an der Größe der Geschlechtschromosomen erkannt. Männliche Eier können so direkt aussortiert werden, ohne Federflaum und angstvolles Piepsen. Doch die an der Uni Leipzig erforschte Technik ist längst nicht reif. Frühestens in drei Jahren, so die Planung, könnten die teuren Apparate in den Brütereien stehen.

Zweitnutzungshühner legen weniger Eier

Bleiben vorerst Bruderhahn und Zweinutzungshuhn – und deren Effizienzprobleme: Während ein moderner Hybrid-Broiler nach viereinhalb Wochen auf ein Schlachtgewicht von 1600 Gramm kommt, steht der Legehennen-Bruder 16 Wochen lang im Stall. Für jedes Kilo pickt er im Laufe seines Lebens sechs Kilo Futter, dem Hybriden genügen dafür 1,7 Kilo. Auch neu gezüchtete Zweinutzungshähne brauchen über 20 Prozent mehr Futter im Vergleich zu konventionellen Broilern; ihre Schwestern futtern für eine vergleichbare Gewichtsmenge an Eiern ebenfalls 20 Prozent mehr. Zudem sind die Zweinutzungshennen weniger legefreudig: Mehr als 260 Eier im Jahr schafft keine. Der Bauer sammelt also bei gleichem Platzbedarf ein Fünftel weniger Eier – die auch noch kleiner sind.

„Ist das also verantwortungslos, so viel Futter zu verschwenden?“, fragt Eggert Schmidt, Agrarwissenschaftler und Experte für Tierzucht an der Hochschule Weihenstephan. Mehr Platz für Ställe und höhere Energiekosten, mehr Ackerflächen zum Anbau von Futter und mehr anfallender Hühnermist sind wichtige Variablen in der Nachhaltigkeitsrechnung. „Sicher müssen wir Probleme im Tierschutz ansprechen“, sagt Schmid. „Aber es ist wichtig, immer die Relationen zu sehen.“

Ein paar Vorteile bringen die Zweinutzungsrassen allerdings: Die Eiqualität ist gut, und vom Verhalten her sind die Tiere entspannter als die oft aggressiven Hybrid-Legehennen. Die Eier der Schwester- und der Zweinutzungshennen sind trotz höherer Preise gut vermarktbar, zeigt die Erfahrung. Doch was passiert mit den Gockeln? Essen will sie niemand. Caroline von Wistinghausen-Notz führt seit 17 Jahren einen Demeter-Geflügelhof. Doch für die Zweinutzungshähne konnte sie bisher kaum Kundschaft finden. „Aus der regionalen Gastronomie kam das Urteil ‚nicht erstrebenswert‘“, berichtet die Geflügelhalterin. Der kräftigere Geschmack scheint abzuschrecken. Entspricht das also einer ganzheitlichen Nutzung? Oder landen die Hähne doch wieder im Tierfutter – nur 16 Wochen und etliche Kilo Futter später? Wistinghausen-Notz jedenfalls stellt sich die Frage: „Wollen wir wirklich diese Tiere züchten, die eigentlich keiner will oder braucht?“

„Dass ein Huhn passabel Eier legt und auch ordentlich Fleisch produziert, das hatten wir vor 100 Jahren schon“, sagt Michael Grashorn, der in Hohenheim die Arbeitsgruppe Geflügelwissenschaften leitet. „Dass wir ein Huhn züchten können, das wächst wie ein Masthähnchen und legt wie eine Legehenne, das ist aber eine Illusion.“ Zudem urteilte das Oberverwaltungsgericht Münster im Mai, das Töten männlicher Küken verstoße nicht gegen das Tierschutzgesetz. Doch die Verbraucher sind hellhörig geworden, der Bund fördert die Forschung zum Zweinutzungshuhn mit 1,8 Millionen Euro.

Es wäre ideal, die aktuellen Hochleistungsrassen beizubehalten – ohne die männlichen Küken zu opfern. Möglich machen könnte das die Geschlechtsbestimmung im Ei: In einem Spektroskop wird dieses durchleuchtet, sein Geschlecht an der Größe der Geschlechtschromosomen erkannt. Männliche Eier können so direkt aussortiert werden, ohne Federflaum und angstvolles Piepsen. Doch die an der Uni Leipzig erforschte Technik ist längst nicht reif. Frühestens in drei Jahren, so die Planung, könnten die teuren Apparate in den Brütereien stehen.

Zweitnutzungshühner legen weniger Eier

Bleiben vorerst Bruderhahn und Zweinutzungshuhn – und deren Effizienzprobleme: Während ein moderner Hybrid-Broiler nach viereinhalb Wochen auf ein Schlachtgewicht von 1600 Gramm kommt, steht der Legehennen-Bruder 16 Wochen lang im Stall. Für jedes Kilo pickt er im Laufe seines Lebens sechs Kilo Futter, dem Hybriden genügen dafür 1,7 Kilo. Auch neu gezüchtete Zweinutzungshähne brauchen über 20 Prozent mehr Futter im Vergleich zu konventionellen Broilern; ihre Schwestern futtern für eine vergleichbare Gewichtsmenge an Eiern ebenfalls 20 Prozent mehr. Zudem sind die Zweinutzungshennen weniger legefreudig: Mehr als 260 Eier im Jahr schafft keine. Der Bauer sammelt also bei gleichem Platzbedarf ein Fünftel weniger Eier – die auch noch kleiner sind.

„Ist das also verantwortungslos, so viel Futter zu verschwenden?“, fragt Eggert Schmidt, Agrarwissenschaftler und Experte für Tierzucht an der Hochschule Weihenstephan. Mehr Platz für Ställe und höhere Energiekosten, mehr Ackerflächen zum Anbau von Futter und mehr anfallender Hühnermist sind wichtige Variablen in der Nachhaltigkeitsrechnung. „Sicher müssen wir Probleme im Tierschutz ansprechen“, sagt Schmid. „Aber es ist wichtig, immer die Relationen zu sehen.“

Ein paar Vorteile bringen die Zweinutzungsrassen allerdings: Die Eiqualität ist gut, und vom Verhalten her sind die Tiere entspannter als die oft aggressiven Hybrid-Legehennen. Die Eier der Schwester- und der Zweinutzungshennen sind trotz höherer Preise gut vermarktbar, zeigt die Erfahrung. Doch was passiert mit den Gockeln? Essen will sie niemand. Caroline von Wistinghausen-Notz führt seit 17 Jahren einen Demeter-Geflügelhof. Doch für die Zweinutzungshähne konnte sie bisher kaum Kundschaft finden. „Aus der regionalen Gastronomie kam das Urteil ‚nicht erstrebenswert‘“, berichtet die Geflügelhalterin. Der kräftigere Geschmack scheint abzuschrecken. Entspricht das also einer ganzheitlichen Nutzung? Oder landen die Hähne doch wieder im Tierfutter – nur 16 Wochen und etliche Kilo Futter später? Wistinghausen-Notz jedenfalls stellt sich die Frage: „Wollen wir wirklich diese Tiere züchten, die eigentlich keiner will oder braucht?“

Das Dilemma bleibt: Aus tierethischer Sicht haben auch männliche Küken ein Recht auf Leben. Ökonomisch und ökologisch gesehen aber sind Bruderhähne und Zweinutzungshühner ziemlich ungeeignet.