Anhaltende Trockenheit macht nicht nur die Arbeit auf den Feldern anstrengender, sondern gefährdet auch die Ernte. Kartoffeln, Mais und Co. bräuchten gerade jetzt viel Wasser, um richtig zu wachsen.

Seit Wochen um die 30 Grad und kaum ein Tropfen Regen: Die Hitze und die damit verbundene Trockenheit machen den Bauern nicht zuletzt im südlichen Kreis Ludwigsburg zu schaffen. „Die Hitze ist beim Arbeiten auf dem Acker unerträglich“, berichtet der Ditzinger Landwirt Gerhard Siegle. Und nicht nur die Arbeitsbedingungen auf dem Feld leiden unter der Sonne – sondern auch die Ernte.

 

Für Landwirte wie Siegle, der Getreide, Futtermittel und Mais anbaut, ist die Hitze heuer zu früh gekommen. Besonders beim Mais sei das zu spüren, so Siegle. „Wenn die Pflanze ausgetrocknet ist, rollen sich die Blätter ein.“ Auch die Kolben würden sich nicht richtig bilden. „Der Mais ist nicht so hoch geworden wie vergangenes Jahr.“

Wo bleibt der Regen?

Das Getreide sei zwar großteils geerntet worden, aber auch dort sieht man die Auswirkungen der Dürre. Gibt es über lange Zeit zu wenig Wasser, bilden sich Kümmerkörner, die vor der Weiterverarbeitung zum Mehl in der Mühle aussortiert werden müssen. Bis zu neun Prozent sogenannten Ausputz habe es in diesem Jahr gegeben, berichtet Siegle. Was es bräuchte: Regen, laut Siegle am besten um die 50 Liter pro Quadratmeter.

Bis zu 50 Prozent Einbuße bei Kartoffeln

Betroffen sind von den aktuellen Wetterbedingungen laut Landesbauernverband besonders die Kulturen, die in der Regel erst in ein paar Wochen geerntet werden – neben dem Mais auch Zuckerrüben, Soja oder Kartoffeln. Letztere sind Hauptgeschäft von Siegles Kollegen, dem Landwirt Jörg Langer. „Die Frühkartoffeln sind reif und kein Problem“, sagt er. „Aber die Spätkartoffeln bräuchten dringend Wasser.“ Denn bei Hitze und Trockenheit setzt bei den Kartoffeln, wie auch bei anderen Pflanzen, die Notreife ein: Unter Stress mobilisieren die Pflanzen ihre letzten Kräfte, die Kartoffelknolle wird zu schnell weich, bleibt aber klein. Dieses Notprogramm sichert das Überleben der Pflanze – nicht aber den landwirtschaftlichen Ertrag.

Und noch mehr hängt an der Notreife der Kartoffeln. Eigentlich werden die Spätkartoffeln im September und Oktober geerntet. Sind sie aber notreif, müssen sie früher aus der Erde, sonst kommen Schädlinge. „Wenn ich schon im August ernten muss, dann muss ich die Kartoffeln auch kühlen“, erklärt Langer. „Sonst treiben sie wieder aus.“ Auch das kostet Geld und Lagerfläche. Mit bis zu 50 Prozent Ernteeinbußen rechnet Langer in diesem Jahr, besonders bei den trockenen Südhängen. „Über 25 Grad gibt es eigentlich kein Wachstum mehr“, sagt er.

Bewässerung lohnt sich finanziell nicht

Können die Landwirte gegensteuern? „Eine Bewässerung würde bei uns nicht funktionieren“, sagt Gerhard Siegle. Dafür bräuchte es Brunnenwasser, ein Brunnen müsste aber erst einmal gebohrt werden. Die Pumpe müsste mit Diesel betrieben werden. „Das kostet alles.“ Sinn habe eine Bewässerung eher beim Gemüseanbau.

Jörg Langer berichtet, dass er sich in seinem Betrieb über Regenwasserspeicher Gedanken mache, um mit dem gesammelten Wasser überbrücken zu können. Auch über eine Untersaat, die den Boden schattig hält, denke er nach. Aber auch hier sei Vorsicht geboten: Konkurrierende Pflanzen, die zu viele Nährstoffe und Wasser ziehen, müsse man vermeiden.

In Zukunft anders anbauen?

Jedes Jahr sei ein bisschen anders, sagt Gerhard Siegle, und erinnert an den vielen Regen im vergangenen Jahr. „Man kann schon gegensteuern“, sagt er – mit der richtigen Bodenbearbeitung nach der Ernte etwa. Er zieht aber auch die Politik zur Verantwortung. Als Beispiel nennt er die Düngeverordnung, nach der das Düngen auf vielen Flächen reduziert werden muss. „Das ist wie ein Spitzensportler, der auf Diät gesetzt wird.“