Die Landwirtschaft hat die extremen Temperaturen mit einem blauen Auge überstanden – wenn jetzt nicht noch weitere Wetterkapriolen folgen.

Kreis Ludwigsburg - Zwei Wochen lang ließen Temperaturen bis zu 22 Grad unter dem Gefrierpunkt die Menschen im Kreis Ludwigsburg zittern, vergangene Woche stieg das Thermometer dann wieder auf plus zehn Grad. Die Landwirtschaft hat unter den extremen Temperaturen gelitten. Doch es sieht so aus, als wären Bauern und Wengerter gerade noch einmal glimpflich davongekommen – wenn jetzt nicht noch weitere Wetterkapriolen folgen.

 

Eberhard Zucker, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg, rechnet damit, dass es zwar in weiten Teilen der Landwirtschaft im Kreis zu Frostschäden gekommen ist – allerdings nur zu leichten. „Aber das war schon an der Schmerzgrenze“, sagt er. Winterweizen, Wintergerste und Winterraps beispielsweise sähen rein optisch sehr schlecht aus: „Da sind alle Blätter abgefroren.“ Zucker hofft nun, dass die sogenannten Vegetationskegel der Pflanzen, aus denen der Spross wächst, dem Frost standgehalten haben.

„Bis minus 20 Grad sind die Winterkulturen robust“

Rainer Schuler, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes im Sprengel Strohgäu sowie in Korntal-Münchingen, ist optimistisch: „Bis minus 20 Grad sind die Winterkulturen robust.“ Zwar sähen die Pflanzen im Strohgäu – wo viel Getreide angebaut wird – äußerlich schlecht aus. „Aber ich habe keine Befürchtungen, dass es größere Schäden gibt“, sagt Schuler. Das sieht der Korntaler Landwirt Karl Schmid ähnlich: „Die Blätter am Wintergetreide sehen erbärmlich aus, aber entscheidend ist, dass die Wurzeln offenbar nicht erfroren sind“, sagt Schmid.

Wie groß die Schäden sind, könne man ohnehin erst in einigen Wochen beurteilen, sagt Eberhard Zucker. Zumal es darauf ankomme, wie sich das Wetter nun entwickle. Verheerend wäre es laut dem Kreisverband-Chef gewesen, wenn es über längere Zeit nachts Minusgrade gegeben hätte, tagsüber aber Temperaturen bis zu sieben Grad plus – wie es vergangene Woche einige Tage lang der Fall war. „Durch das ständige Auftauen und Gefrieren verlieren die Wurzeln der Pflanzen den Bodenkontakt und vertrocknen“, erklärt der Landwirt. Allerdings gebe es auch einige Tricks, um eventuelle Frostschäden auszumerzen, beispielsweise das Walzen. Damit werde die Pflanze zum Austreiben angeregt.

Besigheimer Felsengartenkellerei ist guter Dinge

Auf solche Maßnahmen könne man im Weinberg dagegen nicht zurückgreifen: „Wenn da etwas erfroren ist, dann ist es vorbei“, sagt Zucker. Doch zumindest bei der Besigheimer Felsengartenkellerei ist man noch guter Dinge: „Momentan rechnen wir nicht mit nachhaltigen Schäden“, sagt Sebastian Häusser, der stellvertretende technische Betriebsleiter. Es sei zwar noch zu früh, um endgültige Aussagen zu machen, aber im Januar und Februar seien solche extremen Minusgrade noch kein großes Problem. Zumindest solange die Augen – so heißen an Rebstöcken die Knospen – nicht erfroren sind. „Aber selbst dann gibt es noch schlafende Beiaugen, aus denen die Pflanze austreiben kann“, erklärt Häusser.

Beim Obst heißt es abwarten

Beim Obst ist die Lage durchwachsen. „Den Erdbeeren haben die Minusgrade auf jeden Fall wehgetan“, sagt Jürgen Stirm, Obstbauer in Marbach-Rielingshausen. Er habe die Pflanzen zwar mit Vlies abgedeckt, aber ob das etwas gebracht habe, wisse er noch nicht. Beunruhigend sei für ihn vor allem, dass der extreme Frost mit wenig Schnee einherging. Eine weiße Decke hätte seine Pflanzen besser schützen können. Doch Stirm bleibt optimistisch: Bei seinen Äpfeln, Kirschen, Johannisbeeren und Walnüssen rechnet er nicht mit Schäden.

Mit ganz anderen Problemen hatten die Milchviehhalter bei den sibirischen Temperaturen zu kämpfen. „Bei uns ist die Entmistung eingefroren“, berichtet der Hemminger Landwirt Andreas Müller. Weil die modernen Ställe nicht mehr isoliert sind, ist die Innentemperatur ähnlich der Außentemperatur. Und bei minus 15 Grad funktioniere der elektrische Abtransport des Mistes nicht mehr. „Für uns Menschen war das sehr anstrengend“, sagt Müller. Die Tiere und die Milchproduktion habe der Frost aber kaum beeinträchtigt.