Die Gewinne der bäuerlichen Betriebe sind in den vergangenen Monaten harsch eingebrochen. In dieser Situation gewinnt Gentechnik- und -analyse an Bedeutung. Mit ihrer Hilfe werden sich Landwirte schon in wenigen Jahren hocheffiziente Herden zusammenstellen können, prophezeit ein führender Tierzüchter.

Freising - Die Preise für Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Produkte sind im Keller. Im vergangenen Wirtschaftsjahr mussten viele Bauern Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. Besonders den Milchbauern – einstmals die Spitzenverdiener in der Bauernschaft – bricht das Geschäft weg. Das Russlandembargo versperrt ihnen wichtige Absatzmärkte in Osteuropa, und die sich abkühlende Konjunktur in China sorgt dafür, dass Asien an Milchprodukten, die dort immer noch als Luxuslebensmittel gelten, spart.

 

Kurz: Der ökonomische Druck auf die Landwirte steigt. Durch bessere Züchtungen und ein intensives Herden-Management sehen Agrarwissenschaftler nun eine Möglichkeit, die Bauern zu entlasten. „Der Bauer wird sich in Zukunft eine Herde zusammenstellen können, die nahezu perfekt auf seine individuellen Bedürfnisse passt“, sagt etwa Kay-Uwe Götz , Leiter des Instituts für Tierzucht an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. In Zukunft werde es möglich sein, jedem Kalb kurz nach der Geburt ein Stück Gewebe zu entnehmen und zu analysieren. „So kann der Landwirt sich eine Herde von hervorragenden Milchkühen zusammenstellen oder vielleicht eine Gruppe von Tieren heranziehen, die vielleicht etwas weniger Milch gibt, aber dafür besonders robust ist“, sagt der Experte. Nicht passende Tiere könne der Bauer an andere Bauern abgeben. Das werde dazu führen, dass sich die Landwirtschaft „weiter spezialisiert, aber auch effizienter wird“, sagt der führende Zuchtexperte.

In Ländern wie den USA oder Holland werden die Herden heute schon auf diese Art und Weise zusammengestellt. Mithilfe von Genanalyseverfahren werden bereits direkt nach der Geburt die wichtigsten Merkmale des Nutztiers bestimmt – und so seine Zukunft vorgezeichnet. Hat die Kuh ein schmales oder breites Euter? Wie viel Kilogramm wird sie wiegen? All das lässt sich ziemlich exakt bestimmen. Bis zur kompletten genetischen Bestimmung aller wichtigen Charakteristika von Rind, Schaf, Schwein und Huhn ist es nicht mehr weit.