Am Samstag fand nach dreijähriger Pandemie-Pause wieder einmal die legendäre Musik-Nacht statt. In neun angesagten Lokalen und Restaurants der Barockstadt steppte ab 21 Uhr bis tief in die Nacht hinein nicht nur der sprichwörtliche Bär.

Die beiden Damen schwingen sich bestens gelaunt und elegant tanzend zu „Labamba“ die zwei Stufen in das Ludwigsburger Restaurant Ennui hinauf. Ihre Handtaschen schwingen an den Hüften und baumeln rhythmisch mit. Drinnen sorgen Michele Tencredi und Band für eine südländische Mischung aus Latin-Jazz, Soul und Funk. Der Aperol wird im Takt gemischt, Kellner und fast alle Gäste tanzen. Niemand wippt nicht wenigstens mit dem Fuß.

 

Am Samstag fand nach dreijähriger Pandemie-Pause wieder einmal die legendäre Musik-Nacht statt. In neun angesagten Lokalen und Restaurants der Barockstadt steppte ab 21 Uhr bis tief in die Nacht hinein nicht nur der sprichwörtliche Bär. Das Event kam an wie eh und je: „Wir leben wieder“, jubelte Sandra, die mit Freundinnen unterwegs war und ergänzte: „Es hat so gefehlt und ist so toll, dass wir wieder feiern können.“ Dem konnte auch Oli im Ratskeller, um Mitternacht zwar bereits mehr lallend als akustisch klar sprechend, nur zustimmen. „Maaacht meeeegaaa Spaß!“, sagte er und reihte sich in die Reihe der Flaschen- und Gläser-Rückgabe ein.

Das Personal im Dauerstress

Die Dame hinter der Theke kam hier – wie die Kollegen bei der Getränke-Ausgabe – kaum mit ihrem Tun hinterher. Zeit für ein paar kurze Nachfragen? Keineswegs. Kopfschütteln. Wie in allen Lokalen. Das Personal war durchweg im Dauerstress. Glas, Pfandmarke, Geld, drei Flaschen, Pfandmarken, Geld – im Gegenzug zu jedem roten Chip gab’s Bares zurück. Ein steter Tauschhandel während auf der Bühne die „Firma Holunder“ Cordula Grün anstimmte und der brechend volle Saal lauthals grölend einstimmte: „Cordula Grüüüüün“.

Die Party-Kracher liefen ebenso gut wie die Getränke. Von Corona keine Spur mehr. Die Feiernden lagen sich überall in den Armen. Es wurde gemeinsam geschunkelt, gesungen und in manch dunkleren Ecken ganz heimlich gekuschelt. Zum gemütlich unterhalten musste man meist vor die Lokalitäten treten. So versammelten sich beispielsweise einige Grüppchen einfach vor dem Coffreez. Die laute stimmungsvolle Musik von „Sauvage“ hallte hier wunderbar nach draußen. Karibik-Feeling war damit trotz lediglich rund neun Grad Celsius auch auf der Straße zu spüren.

„Einfach eine tolle Stimmung“, befanden Heiko, Elke und Janina und ließen sich passend zum fast schon aufkommende Strand-Feeling einen Cocktails mixen. Drinnen kreisten unterdessen fleißig die Hüften zum Beat. „Augen schließen und ich bin im Urlaub – zumindest fast“, sagte Jeanette und hob lachend ihr Glas. Die Menge klatschte und jubelte, dann wurde zum „Dance Monkey“ eingestimmt und schon hüpften die Hüften wieder taktvoll über das Parkett.

Da vibriert sogar der Boden vor der Bar

So unterschiedlich die Musiknachtgänger waren – von etwa 20 bis sicherlich über 60 Jahren war alles dabei – so hatten allesamt die gute Laune gemein. Auch um kurz vor 1 Uhr, dem offiziellen Ende, zeigten sich die Lokalitäten noch sehr gut gefüllt. Beim Zeitlos vibrierte sogar der Boden vor der Bar zum Takt. Hier performten „Crema Latina“ die gesamte Bandbreite von Reggae, Salsa, Merengue und Bachata. Und während die Gruppe Luis Fonsis „Despacito“ zum Besten gab, kamen Arm in Arm Sula und Carmen heraus. „Schön war’s! Echt super“, lobte das Mädels-Duo. Sie hatten die Musiknacht schon mehrfach besucht. Vor Corona, nach Corona – keine Ahnung, kein Unterschied.

Hauptsache jetzt wieder wunderbar und spaßig. So auch die Meinung der meisten Befragten. Kaum wen interessierte es was vor drei Jahren war, das Jetzt zählte und das war augenscheinlich mehr als zufriedenstellend.

Bei Classic Rock von „7 More Days“ im Brauhaus, beim Rock-Feuerwerk von „Just Friends“ im Chaplins, bei einer Zeitreise durch die Musikgeschichte mit „Stake“ im BarOn, bei Flamenco-Pop von den „Gipsy Voices“ im Cheval Vapeur – alle brachten sie Gäste zum Feiern und Tanzen und vor allem bester Laune.

Hände in die Luft

Eine stimmungsvolle Partynacht, das war das Ziel des Events gewesen und das haben am Samstag auch alle bekommen. Während im Ratskeller zu Helene Fischers „Atemlos“ die Hände in die Luft flogen, sich die anderen um kurz nach 1 Uhr bereits völlig außer Puste auf dem Heimweg machten, legte im Kaisers Lounge by Dio am Karlsplatz – nachdem „Red Lounge“ mit ihren aktuellen Hits von der Bühne trat - DJ NiVaBo zur Abschlussparty auf. Die ging noch bis 3 Uhr in der Früh. Und nach drei Jahren Pause ließen sich diese Party viele nicht natürlich entgehen.

Genaue Besucherzahlen gab es am Sonntag noch nicht. Aber: Vereinzelt habe man sogar den Zugang beschränken müssen. Und im Herbst sollen dann auch wieder wie vor Corona 14 oder 15 Lokale mit dabei sein. Dieses Mal waren es nur neun – weil manche noch geschlossen haben.

Und in Marbach?

Lokalrunde
 Das Pendant zur Livenacht in Ludwigsburg war lange Zeit die Marbacher Lokalrunde. Allerdings war dem Event schon vor der Coronakrise die Puste ausgegangen, war die Mitwirkungsbereitschaft der Wirte gesunken. Letztmalig konnte man 2016 in der Schillerstadt von Kneipe zu Kneipe tingeln und dabei Live-Musik hören.

Neustart
Gibt es nun nach der Corona-Pause auch hier eine Wiederauflage? Das ist zumindest nicht ausgeschlossen. Stefanie Grams, die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, kann sich vorstellen, einen neuen Vorstoß in der Sache zu unternehmen. „Vielleicht in Kooperation mit dem Citymanagement“, sagt Grams. Zudem gebe es einige neue Gastronomen in der Stadt, sodass sich eventuell 2024 ein Neuanfang initiieren ließe. „Aber dieses Jahr wird es keine Lokalrunde geben“, erklärt Grams.