Die Lange Nacht der Museen gehört längst zur kulturellen DNA Stuttgarts. Am Samstag öffnen wieder über 80 Museen, Galerien und Kulturdenkmäler von 19 bis 2 Uhr ihre Pforten. Wir erklären, wie die Museumsnacht funktioniert.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Lange Nacht der Museen gehört mittlerweile zur kulturellen DNA der Stadt. Seit 20 Jahren schafft es der Veranstalter, das „Stuttgartmagazin Lift“, immer wieder neue Schätze für kulturelle Nachtschwärmer zu heben. Bei der Jubiläumsveranstaltung am kommenden Samstag, 23. März, klopft „Lift“ sich zum Geburtstag aber nicht selbstzufrieden auf die Schulter, sondern lässt die teilnehmenden Museen, Galerien, Off-Spaces und Industriedenkmäler für sich sprechen. Von 19 bis 2 Uhr erfahren die Besucher der Museumsnacht, wie vielfältig die hiesige Kunstszene ist. Wir liefern die Gebrauchsanweisung für eine lange und vor allem wunderschöne Nacht.

 

Tipp 1: Stuttgarts unbekannte Seiten

Man glaubt es kaum: Stuttgart liegt am Neckar – und keiner kriegt’s mit. Dabei ist gerade der Hafen, der im vergangenen Jahr seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, ein unglaublich spannender Ort, vor allem wenn er wie bei der Museumsnacht kulturell bespielt wird. Ob Kunst im Übersee-Container, die 16 Meter große Marionette „Punch Agathe“ oder eine Rundfahrt durch die Industriekulisse: Die Museumsnacht ist nicht nur für Landratten die vielleicht schönste Gelegenheit, sich den Hafen zu erschließen.

Tipp 2: Die Dauerbrenner

Auch das Porsche Museum feiert Jubiläum: Vor zehn Jahren wurden hier die ersten Besucher begrüßt. Bei der Langen Nacht der Museen gibt es in Zuffenhausen exklusive Werkstatt- und Archivführungen, Lesungen und vieles mehr. Im Mercedes-Benz-Museum steigt derweil die längste Party der Nacht: In Bad Cannstatt kann bis 4 Uhr früh gefeiert werden. Wer neben der Automobilhistorie noch mehr Geschichte erleben will: Das Haus der Geschichte beleuchtet in der Sonderschau „Vertrauensfragen“ die Anfänge der Demokratie im Südwesten.

Tipp 3: Der Debütantenball

Die Lange Nacht der Museen ist die ideale Gelegenheit, Neuzugänge der Stuttgarter Kunstszene kennenzulernen. Das Stadtpalais ist beispielsweise zum ersten Mal ganz offiziell Teil des Programms. Die Sonderausstellung zu Manfred Rommel sollte man gesehen haben. Ebenfalls zum ersten Mal dabei und immer einen Besuch wert: die Galerie Kernweine an der Tübinger Straße. Hier findet bei der Museumsnacht die Vernissage der Ausstellung mit dem vielversprechenden Titel „Stock im Arsch“/Stick up your butt“ des Künstlers Max Siedentopf statt.

Gebrauchsanweisung: So geht Museumsnacht

Mehr als 80 Kultureinrichtungen laden bei der Jubiläumsausgabe am Samstag von 19 bis 2 Uhr zur nächtlichen Rundreise ein. Bus- und Bahn-Shuttles verbinden alle teilnehmenden Häuser miteinander. Das Kinderprogramm beginnt in acht Einrichtungen bereits um 16 Uhr. Karten kosten für Erwachsene 19,–, für Kinder von 6 bis 14 Jahren 4 Euro und sind im Vorverkauf unter www.lange-nacht.de und unter der Ticket-Hotline 0711/601 54 44 erhältlich. Am Samstagabend selbst sind Ticket-Bänder bei allen beteiligten Häusern an der Abendkasse erhältlich. Das Lange-Nacht-Ticket gilt am 23. März ab 12 Uhr als VVS-Kombiticket. Die StZ präsentiert das Event und ist in der Geißstraße 5 mit der audiovisuellen Ausstellung „Herberge der Demokratie“ vertreten. Mehr Infos unter www.stuttgarter-zeitung.de/herbergederdemokratie.

Besucher:

Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten: Über eine halbe Million Besucher hatte die Lange Nacht der Museen in den vergangenen 20 Jahren. Das entspricht zehn nicht ganz so dufte besuchten Heimspielen des VfB oder der aktuellen Einwohnerzahl Stuttgarts ohne die Stadtbezirke Bad Cannstatt, Vaihingen und Plieningen. Keine schlechte Quote!

Distanz:

Beeindruckende 100 135 Kilometer haben die Busse bei der Museumsnacht in den vergangenen 20 Jahren zurückgelegt. Hätten sich die Shuttle-Fahrzeuge nicht auf die Strecken zwischen den Galerien und Museen Stuttgarts beschränkt, hätte man so auch die Welt zweieinhalb Mal umrunden können.

Wartezeit:

Mit beinahe britischer Disziplin stehen die Besucher der Langen Nacht der Museen Jahr für Jahr für den Bunker unter dem Marktplatz an, weil das ehemalige Hotel nur zur Museumsnacht seine Pforten öffnet. Laut Veranstalter beträgt die Wartezeit der vergangenen 20 Jahre 546 323 Stunden.

Frühling:

Eine der goldenen Regeln im meterologischen Bauernkalender lautet: Der Samstag, an dem die Museumsnacht stattfindet, ist der erste frühlingshafte Tag des Jahres! Leider ist das Wetter auch nicht mehr das, was es früher einmal war. Im vergangenen Jahr hat es bei der Langen Nacht der Museen geschneit. Kälter war es nur im Jahr 2009: Da bibberten kunstinteressierte Nachtschwärmer bei -5,8 Grad. 2012, die Älteren schwärmen noch heute, war es dagegen fast 20 Grad warm. Wie das Wetter am Samstag wird? Wir hoffen: mehr 2012 als 2009.