Die Tour U6 bringt Besuchern der Langen Nacht der Museen den Charme des Schick-Areals in Stuttgart-Feuerbach näher. Zu sehen gibt es Malerei, Fotografie, Latex und Motorräder.

Feuerbach - Man möchte die bunten surrealen Latex-Wesen von Susanna Messerschmidt am liebsten anfassen. Doch auch wenn der Reiz groß ist und das Material viel aushält – ohne das Okay der Künstlerin sollte man dies tunlichst unterlassen. Besuchern der Langen Nacht der Museen gewährt sie am Samstag, 25. März, dann jedoch mehr als nur einen Einblick in ihre Arbeitsweise, denn wer möchte kann mit dem ungewöhnlichen Material in Berührung kommen. Eine Stippvisite im Feuerbacher-Schick Areal lohnt in dieser Nacht auf jeden Fall. Denn auch fünf weitere Ateliers öffnen ihre Türen auf dem Kreativgelände Schrottplatz und Bahngleisen.

 

Liebevoll drapiert hängen und stehen die Latex-Objekte im lichtdurchfluteten und geräumigen Atelier der Stuttgarter Künstlerin. Vor der Tür brausen immer wieder Züge vorbei, ab und an hört man etwas Lärm aus Richtung des benachbarten Recycling Unternehmens Karle. Es hat schon einen urbanen Charme, obwohl das Schick-Areal im Feuerbacher Industriegebiet doch etwas ab vom Schuss liegt. „Es ist aber schöner als in üblichen Ateliers“, sagt Susanna Messerschmidt. Das liege vor allem an dem breiten Schaffensspektrum der Mieter. Denn neben Künstlern im engeren Sinne findet sich ein Kaffeeröster ebenso wie auch ein Siebdruckatelier. Letzteres heißt Neonow und lädt zwischen 19 und 2 Uhr in sein offenes Atelier, wo nicht nur beobachtet werden kann, wie Siebdruck gemacht wird. Wer möchte darf auch selbst Hand an die Maschine legen und beispielsweise T-Shirts drucken. Für Messerschmidt sowie die anderen Künstler stellt nebst dem vielen Platz auch der finanzielle Aspekt ein großes Plus dar. „Man zahlt hier nur halb soviel Miete wie für vergleichbare Räume in der Stuttgarter Innenstadt“, sagt sie.

Lichtobjekte und Motorräder

Nur eine Tür weiter hat Lutz Schelhorn sein Atelier. Wobei seine Räume schon etwas mehr als nur reiner Arbeitsraum sind. Hindurch durch einen hüfthohen Lattenzaun gelangt man in eine Mischung aus Küchenbar und Motorradwerkstatt samt Harleys. Hier schraubt der Fotograf und Präsident der Stuttgarter Hells Angels an seinen Maschinen. Ein weiterer Raum ist Fotostudio und Arbeitszimmer in einem. Das hat einen guten Grund: „Zum Fotografieren komme ich seltener seit ich auch Bücher schreibe“, sagt er. Sein Sachbuch „Jagd auf Rocker“ und den Fotoband „Die letzten Krieger“ gibt es zu kaufen und zu beschauen bei der Langen Nacht der Museen, ebenso wie die Bilder aus seinem schwarz-weiß Fotoband „Stuttgarter Hauptbahnhof – Eins vor 21“.

Drei weitere Ateliers, die Besuchern Einblicke gewähren, sind die Malerin Anette Braun, die Arbeiten aus der Bretagne und von der Ostsee zeigt, das Studio Gutedort & Atelier Editru, dessen Textildesignerinnen wahre Kunstwerke auf Stoff zaubern und das Atelier Uschi Lux. Letztere zeigt Malereien und Leuchten sowie Lichtobjekte, die auch vor ihrem Atelier im Feuerschein zu bestaunen sind.

Bei der Organisation hatte Lux in diesem Jahr erstmals den Hut auf. Ihr Vorgänger Wolfgang Seitz ist mit seiner Feuerbacher Kunsthalle nicht mehr dabei. „Ich finde die Veranstaltung ist eine gute Möglichkeit, an die Öffentlichkeit zu treten“, sagt die Künstlerin. Generell seien Veranstaltungen wie die Lange Nacht besonders geeignet, um Menschen Kunst und Kultur näherzubringen.

Info Das Programm der Langen Nacht der Museen gibt’s unter www.lange-nacht.de