Viel Kultur, etwas Einkaufen, kleine Köstlichkeiten und nette Begegnungen hat es bei der Langen Nacht in Fellbach gegeben – Partylaune und Küsse inklusive.

Fellbach - Es ist kurz vor Mitternacht, vor der Goldschmiede Sperling baumeln bunte Lampions in einer sanften Brise, auf der Treppe zum Laden stehen große Teelichter, und in einer ausgedienten Waschmaschinentrommel knistert ein Feuer. Achim Baumann sitzt mit seiner Partnerin ganz entspannt im Liegestuhl: „Es ist herrlich, dass um diese Uhrzeit hier noch Leute auf der Straße sind – so entspannt wie im Urlaub. Wir sind hier vorbei gekommen, und gleich hat man uns einen Cocktail angeboten“, sagt er und lehnt sich erst mal zurück.

 

Was ihn allerdings wundert: „Kulturell ist ja ganz schön was los, aber ich finde es schade, dass doch etliche Läden nicht mitmachen“, sagt er. Man dürfe in dieser Nacht nicht primär auf den Umsatz schielen, sagt Marion Hahn vom Modehaus Raithle: „Wichtig ist, dass man präsent ist, die Leute schauen rein und viele kommen dann in den nächsten Tagen gezielt wieder.“

Organisatoren machen glückliche Gesichter

Ja, Einkaufstüten sah man nur vereinzelt in der Langen Nacht Kultur und Einkaufen. Aber Besucher und Organisatoren machten rundum glückliche Gesichter, schließlich sorgten die Kultursommer-Gastländer Griechenland und Italien für mediterrane Stimmung. Und so machte man sich auf den abendlichen „Corso“: Die eine Straße hoch, die andere runter, dazwischen noch hier in ein Gässchen geschnuppert und dort auf einem Platz verweilt.

Im Foyer der Bücherei lauschten die Zuhörer der Legende vom Ozeanpianisten Novecento, am Weltladen animierte das begeisterte Publikum die Musiker Calo Rapallo und Shaun Mc Guirre zu Überstunden, im Rathaus-Innenhof brodelte sizilianisches Temperament: Die Band Giufà servierte italienische Klassiker wie „Bella ciao“ mit Bläsern und einem aufgedrehten Sänger in Balkan-Pop-Manier. Das war Weltmusik, bei der keiner ruhig blieb.

„Die Abwechslung, die bringt’s“, freute sich Florian Gruner, Geschäftsführer des Vereins Stadtmarketing Fellbach. Gerade war der Thrakische Kulturverein mit griechischen Tänzen und Liedern auf dem Kirchplatz aufgetreten, schon löste die Stadtkapelle die Tänzer ab. Vor dem Stadtmuseum mischte Giannis Ntisios griechische Volks- und aktuelle Musik, später servierte Sina Scigliano die Tarantella und andere traditionelle Tanzmusik aus Süditalien. Beides Mal hielt es die Zuschauer nicht lange auf den Bänken.

Die Polizei ist zufrieden: ein toller Abend, ein super Publikum.

Die meistgeküsste Frau des Abends war Franca, die Köchin und Wirtin der Schmiede. Jeder Geburtstagsgratulant erhielt ein Glas Prosecco, und an der langen Tafel auf der Vorderen Straße war kaum mehr ein Platz frei. Franca hatte sich keine Geschenke gewünscht, sondern Spenden für die Aktion 6666 unserer Zeitung. Auch die Ladenbesitzer in der Markthalle boten Matjes, Maultaschen, Würstchen und Obstspieße nicht zum festen Preis, sondern gegen eine Spende zugunsten der Bürgerstiftung an. Das Geschäft lief offenbar zu gut, denn schon um 22 Uhr war hier alles dicht.

„Ein toller Abend, ein super Publikum und für uns aber auch gar nichts zu tun“, sagten die beiden Polizisten, die richtig vergnügt durch die Straßen bummelten.