Dass im Langwieser See immer wieder Gepäcktrolleys vom nahen Flughafen versenkt werden, ist ein großes Ärgernis für die Pächter des Sees. Mühsam müssen sie die schweren Wagen wieder heraushieven. Weder Polizei noch Flughafen wissen konkreten Rat.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Plieningen - Für die drei Pächter des Langwieser Sees ist es ein großes Ärgernis: Immer wieder werden Gepäcktrolleys vom nahen Flughafen im See versenkt. Erst am Montagmorgen haben Walter Hafner und seine zwei Mitpächter sich verabredet, um gemeinsam den Müll aus dem See zu fischen. „Es waren auch viele Äste und anderes Grünzeug drin“, erklärt Hafner. Das sei auch normal. Nicht normal, sondern problematisch sind die drei Gepäcktrolleys, die die Männer wieder einmal herausgezogen haben. Die Wagen sind am Flughafen dafür da, um schwere Koffer zu transportieren. Ähnlich wie bei den Einkaufswagen im Supermarkt muss man dafür eine Pfandmünze einlegen.

 

Man müsste die Übeltäter in flagranti ertappen

Dass sie in den Langwieser See geraten, das erklärt sich Hafner so: „Die Leute bringen sie nicht zurück, sondern lassen sie im Parkhaus stehen.“ Dort finden Jugendliche sie dann und nehmen sie mit, mutmaßt Hafner: „Und irgendwann landen sie dann im See.“ Das Herausholen stellt sich mitnichten einfach dar: „Wir werfen einen Dreizack hinein, der hakt sich in den Trolley ein“, berichtet Walter Hafner. Das andere Ende wird an der Anhängerkupplung eines Autos befestigt und mithilfe der Pferdestärken herausgezogen. Ein Haufen Arbeit also. Beim Flughafen hat Hafner die drei Trolleys gemeldet, sie sollen nun abgeholt werden. Hafner betont: „Wenn die heute nicht abgeholt werden, liegen die morgen wieder im See.“

Seit rund anderthalb Jahren gibt es das Problem mit den Gepäcktrolleys im Langwieser See, schätzt Walter Hafner. Mehrmals im Jahr müssen Hafner und seine beiden Mitpächter ran und den Müll aus dem See holen. Die drei Männer haben von der Stadt Stuttgart den See als Fischwasser gepachtet. Sie kümmern sich um den Fischbestand und angeln dort. „Wenn wir einen Fisch nicht herausholen können, weil er feststeckt, ist es Zeit für eine Reinigungsaktion“, sagt Hafner. Bei der Polizei ist das Problem nicht bekannt, auch nicht bei den Kollegen vor Ort beim Plieninger Polizeiposten an der Garbe. Sowieso, erklärt ein Polizeisprecher, seien ihnen da die Hände gebunden: Man müsste die Verantwortlichen schon in flagranti ertappen. Walter Hafner hat die Gepäcktrolleys im See nie zur Anzeige gebracht, sagt er: „Das bringt nichts.“ Für die Polizei hat er auch nur lobende Worte übrig: „Wenn die Polizei Streife fährt und hier vorbeikommt, schaut sie auch nach dem Rechten.“

Vermisste Gepäcktrolleys sind Einzelfälle, sagt der Flughafen

Am Flughafen wundert man sich über die versenkten Gepäcktrolleys. „Vor 15 Jahren, bevor das Pfandsystem für Gepäcktrolleys eingeführt wurde, kam es häufiger vor, dass die Leute sie einfach mitgenommen haben“, sagt Beate Schleicher, die stellvertretende Pressesprecherin. Man habe die Trolleys in der Umgebung oder auch mal am Hauptbahnhof wieder einsammeln müssen. „Mittlerweile sind das aber Einzelfälle, das Pfand wird von fast allen akzeptiert“, so Schleicher. Auch der Langwieser See ist am Flughafen nicht dafür bekannt, dass sich dort Gepäcktrolleys ansammeln. Zuständig für das Einsammeln ist die Firma Airport Ground Service, ein Tochterunternehmen des Flughafens, deren Mitarbeiter sich beispielsweise auch um die Gepäcksortierung am Flughafen und das Beladen und Entladen der Flugzeuge kümmern.

Der Flughafen ist seinem Versprechen nachgekommen und hat die Trolleys am Montagnachmittag abgeholt, das bestätigt Walter Hafner. Hoffnung, dass dies das letzte Mal war, dass Gepäcktrolleys aus dem Langwieser See gefischt werden müssen, hat er dennoch nicht: „Es gibt einfach zu viele Jugendliche, die das lustig finden.“