Dass Lapp Kabel herstellt, wissen die meisten. Dass das Familienunternehmen auch eine Kunststiftung ins Leben gerufen hat, eher weniger. Die Sammlung ist auch für Besucher zugänglich.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Feinste Teller und Tassen, filigran gearbeitete Details, handgemalte Muster: Abgebildet sind auf Schüsseln und Schalen Vögel und Insekten in Wald und Wiese, es ist Meißner Porzellan und stammt aus dem mittleren bis späten 18. Jahrhundert. Vorsicht beim Umgang ist hier geboten, für seinen eigentlichen Zweck benutzt wurde das Geschirr nie. Es sind Sammlerstücke, über Jahre und über den halben Erdball zusammengesucht von Ursula Ida Lapp und ihrem Mann Oskar. Neben verschiedenen Sets aus Meißner Porzellan gehören zur Kunstsammlung der Lapps auch Porzellanfiguren, Jugendstilvasen und -lampen, japanische Elfenbeinfiguren, Skulpturen und andere Asiatika. Die Sammlung, über Jahre gewachsen, ist nun in einer Stiftung angelegt und als Ausstellung konzipiert worden. Besucher können sie sich ansehen.

 

Oskar und Ursula Ida Lapp gründeten Ende der 1950er Jahre die Firma U. I. Lapp KG – die heutige Lapp Gruppe. Während sie die Kabelbranche revolutionierten und sich mit Fleiß unternehmerisch einsetzten, schlug das Herz im Privaten für schöne Kunstgegenstände. Andreas Lapp, einer von drei Söhnen der Lapps, erinnert sich an Urlaube, in denen kein Antiquitätenladen ausgelassen wurde, beispielsweise eine Reise an die US-amerikanische Ostküste mit seiner Mutter und seiner späteren Frau: „Dort gab es in jedem Dorf einen Antiquitätenladen, und meine Mutter ging in alle. Da wusste ich dann, wir fahren erst eine Stunde später weiter.“

Aus Jadeit geschnitzt: eine Brunnenskulptur aus Shanghai, ein Lieblingsstück von Ursula Ida Lapp. Foto: Fritzsche

Mitbringsel aus den Familienurlauben

Eine dreiteilige Bodenvase stammt aus Griechenland. „Meine Eltern waren in den 1970er Jahren in Athen im Urlaub“, erzählt Andreas Lapp dazu. Dort hätten sie die Vase in einem Antiquitätengeschäft gefunden – sie hatten aber nicht genügend Geld dabei, um sie zu bezahlen. „Sie mussten dortige Lapp-Geschäftspartner ausfindig machen und diese bitten, das Geld auszulegen“, so Lapp. Diese Geschichten zu den Kunstobjekten – der Sohn kennt sie alle. „Beim gemeinsamen Familienfrühstück sonntags hat mein Vater die Geschichten zu den Stücken erzählt.“

Ähnlich wie beim Porzellan sind auch die Jugendstilvasen unbenutzt – höchstens Strohblumen habe Ursula Ida Lapp darin aufgestellt. Aber nie Blumen in Wasser – zu groß war die Gefahr, die schönen Objekte könnten Schaden nehmen. Die Lampen dagegen waren im Wohnhaus der Lapps aufgestellt und wurden benutzt. Welchen Schein sie abgeben, das ist in der Ausstellung auch zu sehen. Sie können mittels Schalter angeknipst werden.

Auch das Mobiliar stammt aus dem Lapp-Haushalt

Dass die Sammlung erhalten bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, war auch der Wunsch von Ursula Ida Lapp, die 2021 mit 90 Jahren verstorben ist. Die Sammlung ist in Räumen untergebracht, die sie selbst noch hat gestalten lassen. Dazu gehört auch der Raum, in dem sich früher der Aufsichtsrat der Lapp-Gruppe getroffen hat – inklusive großem Tisch und Stühlen. Auch weiteres Mobiliar der Ausstellung stammt aus Ursula Ida Lapps Besitz. Eigentlich sollte die Kunststiftung nicht nur Ursula Idas Namen, sondern auch Oskars tragen. Allerdings gibt es bereits eine Oskar-Lapp-Stiftung, die sich im Bereich der Kardiologie engagiert, nachdem Oskar Lapp 1987 an einem Herzinfarkt gestorben war. So ist es nun die Ursula-Ida-Lapp-Kunststiftung geworden.

Wer sich die Sammlung ansehen möchte, muss sich dazu anmelden. Dies kann man direkt bei der Kunststiftung tun unter 0711 / 78 38 33 20. „Wir versuchen dann, einen passenden Termin zu finden“, sagt Asprion. Ende Mai soll auch ein Audio Guide verfügbar sein, den man über die Internetseite aufs Handy laden kann.