Die CDU in Nordrhein-Westfalen wird jetzt von Armin Laschet geführt. Ein großer Hoffnungsträger ist der allerdings nicht, die alten Probleme bleiben nach wie vor.

Krefeld - Armin Laschet ist an diesem Tag erstaunlich beherrscht. Er lächelt immer wieder und hält das selbst bei jenen Gelegenheiten durch, in denen ihn eigentlich andere Gefühle bewegen. Das beginnt schon am Morgen, noch bevor der Landesparteitag der nordrhein-westfälischen CDU im Krefelder Königspalast eröffnet wird. Laschet möchte vor der Halle anhalten, in denen ansonsten die Pinguine um Punkte in der Eishockeybundesliga spielen und durch den Haupteingang auf die wartenden Delegierten zugehen. Doch just in diesem Moment rauscht von hinten Elmar Brok heran und fährt mit so hoher Geschwindigkeit auf den Dienstwagen des designierten CDU-Landesvorsitzenden, dass die Beteiligten hinterher nur noch den Totalschaden der Karosse feststellen können. Laschet lächelt das Ungeschick des Kollegen aus dem Europaparlament weg und scherzt: „Das war ein Wachrüttler.“

 

Eine gute Stunde später sitzt Armin Laschet oben auf dem Podium und muss dem noch für wenige Stunden amtierenden Vorsitzenden des größten CDU-Landesverbandes zuhören. Norbert Röttgen hält die letzte Rede in dieser Funktion, er hatte am Abend der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen sein Parteiamt zur Verfügung gestellt, nachdem nur noch 26 Prozent der Bürger ihr Kreuz bei den Christdemokraten gemacht hatten. An diesem Abend hatte Röttgen noch gehofft, durch die rasche Übernahme der Verantwortung und die Preisgabe des Landesvorsitzes mindestens den Ministerposten im Kabinett Merkel retten zu können; er hatte sich auch da getäuscht. So spricht er nun als schlichter Bundestagsabgeordneter zu den Delegierten und liefert einen weiteren Beleg dafür, dass ihm eine entscheidende Fähigkeit für ein Spitzenamt in der Politik fehlt. Er redet selbstbezogen und schafft es an keiner Stelle, eine emotionale Brücke zum Publikum zu schlagen. Das Wort „eigene Fehler“ streut er zwar an einer Stelle in seinen Vortrag ein, es kommt aber allenfalls als Lippenbekenntnis daher, im Kern lobt er sich unentwegt für die zurückliegenden zwei Jahre. „Ich glaube, dass wir insgesamt eine gute Arbeit geleistet haben“, lautet sein Credo, er reagiert nicht einmal, als es allenfalls höflichen Applaus gibt.

Das magere Wahlergebnis verlockt niemanden zum Jubeln

Armin Laschet erträgt die Rede seines Vorgängers, gegen den er vor zwei Jahren in einer Mitgliederbefragung knapp verloren hatte, lächelnd und wird später eine weitere Geste der Versöhnung anschließen, als er Röttgen zuruft: „Die CDU-Familie braucht dich.“ Zu diesem Zeitpunkt ist er selbst schon gewählt, mit einem Ergebnis, das niemandem zu Jubelstürmen Anlass bietet. 488 Delegierte haben sich am Ende für Laschet als Chef der nordrhein-westfälischen CDU ausgesprochen, das sind nach den Statuten der Partei exakt 80,3 Prozent und liegt haarscharf über jener Grenze, die vorher auf den Fluren als absolute Untergrenze ausgegeben worden war; wobei die Christdemokraten stets ein klein wenig mogeln, denn sie zählen die Enthaltungen nicht mit, sonst hätte Laschet nicht einmal die 80-Prozent-Marke übersprungen.

Die Basis macht Laschet verantwortlich für alte Probleme

Der neue Vorsitzende lächelt an diesem Tag solche Dinge weg. „Es hätte schlimmer ausgehen können“, analysiert er hinterher, „das ist keine Krönungsmesse.“ Dass ihm die Herzen nicht zufliegen, hatte er in den zurückliegenden Wochen gespürt, als er sich in unzähligen Basisveranstaltungen den kritischen Fragen der Mitglieder gestellt hatte. Dabei wurde ihm vorgehalten, Teil der Führungsmannschaft gewesen zu sein, die neben Röttgen die Politik der Partei und damit auch die krachende Wahlniederlage zu verantworten habe. Weil das so war, hatte im Übrigen Fraktionschef Karl Josef Laumann bis zuletzt mit dem Gedanken gespielt, selbst nach dem Parteivorsitz zu greifen. Doch am Ende hat die Kanzlerin persönlich dafür gesorgt, dass sich die beiden Kontrahenten friedlich einigen und eine Art Doppelspitze bilden: Laschet in der Partei und der allseits beliebte Laumann im Landtag. Der Münsterländer Laumann bekommt mit Abstand den meisten Applaus für seine Rede, wird gefeiert wie kein anderer im Königspalast. Armin Laschet lächelt das weg.