Lasst uns über ... Ausnahmesituationen reden Quarantäne, Streit und Chancen: Was Corona mit unseren Beziehungen macht

Was macht die Corona-Krise mit Paaren? Wie übersteht man eine gemeinsame Quarantäne? Und bietet diese Zeit eigentlich auch Chancen für Singles? Paartherapeut Oliviero Lombardi über Liebe in Zeiten von Corona.
Stuttgart - Wenn Menschen, die es sonst nicht gewohnt sind, plötzlich in einer angespannteren Lage aufeinander hocken, kann es zu zwei Auswirkungen kommen: Im besseren Fall kann einen die Krisensituation zusammenschweißen, wenn man zusammen eine Problematik überwindet; indem man beispielsweise den Partner erlebt, wie er sich kümmert und engagiert oder betroffen ist. Man kann auch mehr positive Zeit wahrnehmen, was beziehungsstiftend ist. Aber da zwischen Menschen eher das Missverständnis und die sogenannte gewaltvolle Kommunikation die Regel ist, birgt eine intensive Zeit auch Gefahren. Zum Beispiel, wenn man sich über Dinge wie Einkaufen unterhält und unterschiedliche Vorstellungen zum Tragen kommen. Dann kann es sehr schnell knallen. Wenn einem dann noch die Decke auf den Kopf fällt und es zu psychischen Bedrohungssituation kommt, kann es schnell zu Eskalationen führen. Hamsterkäufe sind nichts weiter als ein Ausdruck von Panik und Sicherheitsbedürfnis. Wenn man dann nicht gut aufpasst, ist die Eskalation sogar zu erwarten.
Zeit für sich alleine finden
Man sollte sich bewusst machen, dass eine Ausnahmesituation in der Regel nicht ohne Konflikte ablaufen wird. Deswegen ist es wichtig, Konfliktbereinigung systematisch zu einzuplanen: Das kann ein wöchentlicher Familienrat sein, bei dem alle sich austauschen und auch Probleme besprochen werden. So kann man lösungsorientiert vorgehen und gemeinsam lernen, wie man das die nächsten Wochen aushalten möchte. Auch Paar- und Individualzeiten können helfen, das Aufeinanderhocken zu entschärfen und zu entzerren. Im schlimmsten Fall geht man in getrennte Räume, so lange es noch erlaubt ist kann man auch Joggen oder Spazierengehen.
Kinder sollten den Eltern auch nicht 24 Stunden um die Ohren springen, weil das hält einfach niemand aus. Auch ein Kind muss spätestens jetzt lernen, mit sich selbst etwas anzufangen. Wenn man nicht für sich selber sorgt, dann eskaliert es in jedem Fall. Auch für Paare, die getrennt leben und ganz unterschiedliche Kreise haben, ist diese Zeit eine Herausforderung. Wie viel körperlichen Kontakt erlaube ich mir mit meinem Partner?
Konflikte entschärfen, bevor die Situation eskaliert
Die aktuelle Situation kann allerdings auch eine Chance für die Beziehung sein. Es ist paradox, Menschen haben auf einmal wieder mehr Zeit füreinander, was ja schön ist. Wenn sie in der Lage wären, diese zu nutzen, könnte es die schönste Zeit der letzten Jahre werden. Dazu gehört die richtige Einstellung und Kompetenz, miteinander richtig umzugehen, zum Beispiel Akzeptanz, Wertschätzung, Rücksichtnahme und gewaltfreie Kommunikation. Man sollte möglichst früh miteinander ins Gespräch gehen, um Konflikte zu entschärfen und nicht warten, bis die Situation eskaliert.
Medien bieten die Möglichkeit, miteinander in sicheren Kontakt zu bleiben. Um soziale Kontakte zu pflegen, was für die eigene Stabilität sehr wichtig ist, kann man so auch mit alten Freunden und einsamen Menschen telefonieren. Singles, die in Einzelisolation sind, rate ich, diese Zeit zu nutzen – etwa für digitale Kontaktbörsen. Sie haben nun die Chance, sich in Ruhe ein Profil zuzulegen und in eine durchdachte Kommunikation zu treten, um ihr Singledasein nach Corona beenden zu können.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Wenn die Arbeit wegfällt, kann man sich um Dinge kümmern, die sonst zu kurz kommen. Hobbys, Beziehungen, Bücher, Sprachen lernen – diese konstruktiven Dinge erzeugen Flow, also das Gefühl glücklich zu sein. Häufig rutschen Menschen aber schon bei dem Gedanken ans endlos Zeit haben in eine Depression und sind vom ersten Tag an genervt, weil die Arbeit als Ablenkung für Probleme wegfällt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn zu viele Gewohnheiten wegfallen, muss man sich erst neu orientieren. Menschen können die gewonnene Zeit ad hoc nicht genießen, sind frustriert oder haben Angst. Wenn man die ersten Tage überwunden hat und sich an den neuen Zustand gewöhnt, kann man ihm doch noch etwas Gutes abgewinnen.
Lesen Sie hier die anderen Teile unserer Kolumnen-Reihe „Lasst uns über ... reden“.
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