Eifersuchtsgefühle sind völlig natürlich, sagt unsere Kolumnistin Claudia Huber. Andererseits können sie Beziehungen komplett zerstören. Wie also damit umgehen?

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - „Wie, das darfst Du?“ Wenn ich erzähle, dass ich längere Zeit alleine geschäftlich ohne Partner unterwegs bin, höre ich immer wieder diese Frage. Neulich kam es noch dicker: „Ich darf nicht mal alleine mit meinem besten Kumpel ein Bier trinken gehen“, meinte eine Bekannte. Wir befinden uns in der Welt der Eifersucht. Einer ganz normalen Welt, die aber zur Hölle werden kann.

 

Erst mal: Eifersuchtsgefühle sind ganz normal. Zumindest auf neurochemischer Ebene. Wer keine neurochemische Reaktion auf das Abhandenkommen eines Partners, trägt psychopathische Züge in sich. Das sage nicht ich, das sagt die Neurowissenschaft, die Eifersucht ganz klar auf biochemischen Gehirnstoffwechsel zurückführen konnte. Warum wir so gebaut sind, hat wohl evolutionsbiologische Gründe. Als wir noch in Stämmen lebten, ging es darum, die Gruppe zu erhalten in der wir lebten und liebten. Hier ging es ums Überleben!

Mit dem Eifersuchts-Chip klarkommen

Jetzt leben heute die wenigsten von uns noch in Stammeskulturen, mit dem Eifersuchts-Chip in unserem Kopf müssen wir trotzdem klarkommen. Es ist auch gar nicht so leicht, dahinterzusteigen, was Eifersucht überhaupt ist. Angst, Traurigkeit, Wut – Eifersucht kann all das sein und ist kein fest definiertes Gefühl.

Es fängt meistens mit einem Verdachtsfall an. Ist Er oder Sie fremdverliebt? Lügt mein Partner, nur um Stress zu vermeiden? Und schon malt man sich Szenarien aus, die mit der Wirklichkeit vielleicht nicht viel zu tun haben. Solche Gedanken sind in unserer mono-romantischen Welt normal. Aber man muss sie richtig bewerten.

Worauf jeder von uns eifersüchtig reagiert, lernen wir. Nicht jeder ist auf alles gleich eifersüchtig. Das heißt, die Chemie im Kopf springt an, wie wir sie bewerten, ist gelernt. Deshalb ist es sinnvoll zu wissen, worauf wir aus welchen Gründen eifersüchtig sind. Denn wenn der Partner zur Zielscheibe der Eifersucht wird, kann es für beide anstrengend werden – so anstrengend, dass die Beziehung daran zerbrechen kann. Vor allem ständige Eifersuchtstiraden sind problematisch, wenn sie dann über die Exklusivität einer Beziehung hinausgehen und auf andere Alltagsbereiche übergreifen.

Eifersüchtig auf eine Zigarette

Ich habe mal eine Frau kennengelernt, deren Verlustängste gingen so weit, dass sie einfach auf alles eifersüchtig war – jede neue Bekanntschaft, die ihr Partner machte. Sie war sogar eifersüchtig auf eine Zigarette, die ihr Partner geraucht hatte.

Eifersucht in diesem Ausmaß hat dann vor allem mit fehlendem Selbstwertgefühl zu tun. Oder mit fixen Vorstellungen davon, wie Beziehungen zu laufen haben. In solchen Fällen ist Eifersucht dann ein Symptom einer tieferliegenden Problematik. Es ist wichtig, das zu reflektieren, um dagegen anzukommen.

Aber so extrem muss es gar nicht sein. Den Satz „Ich bin doch nur eifersüchtig, weil ich Dich liebe“ hört man häufig und viele denken, da ist doch was dran. Aber der Satz ist falsch. Denn wenn man jemanden wirklich liebt, dann gönnt man dem anderen auch Spaß – wenigstens wenn es nur darum geht, ein Bier trinken zu gehen.

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