Anatomisch gesehen ist Geschlechtsverkehr in Schwangerschaft bei gesunden Frauen unbedenklich. Psychologische Faktoren stellen Paare aber dennoch vor Herausforderungen, erklärt unsere Kolumnistin Claudia Huber.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Das erste Trimester, also so die ersten dreieinhalb Monate einer Schwangerschaft, ist für viele Frauen nicht so geil. Wenn dir kotzübel ist und sich dein Blutvolumen verdoppelt, verbraucht das soviel Energie, dass du wahrscheinlich kaum an Sex denkst. Im zweiten Trimester ändert sich das meistens. Man verspürt wieder Lust, die Hormone sind auf grün gestellt.

 

Aber sich in der Schwangerschaft sexuell austoben, geht das?

Von medizinischer Seite spricht nix dagegen. Da richte ich mich auch an die ängstlichen Männer: Dem Baby passiert nix, solange die Frau keine gesundheitlichen Probleme hat. Ich kann euch die Sorge nehmen: Euer Penis entfaltet nicht die Kräfte, denen der Gebärmutterhals ständig durch die Schwerkraft ausgesetzt ist – die Natur hat da alles schon so gebaut, dass es funktioniert.

Auch in Männerköpfen kann was verrutschen

Allerdings kann sich der Geschlechtsverkehr etwas anders anfühlen. Sowohl für die Frau als auch für den Mann. Das körperliche Empfinden der Frau verändert sich häufig mit der fortschreitenden Schwangerschaft. Es wird nicht nur beschwerlicher mit dem Bauch, auch Brüste und Genitalbereich können mehr oder weniger empfindsam werden. Auch altbewährte Praktiken funktionieren manchmal nicht mehr. Im besten Fall kann die neue Situation eine gute Einladung zum Reden sein.

Im schlechteren Fall kann die Paarbeziehung unter der Schwangerschaft aber auch leiden. Vor allem figurbewusste Frauen haben psychisch oft mit den körperlichen Veränderungen zu kämpfen, denken, das würde so bleiben oder haben prinzipiell Angst vor der Gewichtszunahme. Aber wenn der Partner, Pardon, nicht das letzte Arschloch ist, versucht er, die Frau in ihren Selbstzweifeln mit Komplimenten aufzufangen.

Aber auch in Männerköpfen kann während der Schwangerschaft der Partnerin etwas verrutschen. Manche betrachten die schwangere Frau als etwas fast Heiliges, worauf man aufpassen muss. Die Frau körperlich nicht mehr zu begehren, kann aber vor allem während der Schwangerschaft nach hinten losgehen und gerade solche „Findet er mich zu fett?“-Gedanken hervorrufen. Da kann ich den Männern nur raten: Greift jetzt zu – denn die eigentlichen Herausforderungen für euer Sexleben liegen noch vor euch!

Vom Paar zu Eltern zum Paar zurück

Denn ist die Frau fertig mit dem Schwangersein, das Kind geboren, lehnen es viele Frauen vor allem nach einer vaginalen Geburt ab, sexuell aktiv zu werden. Einmal, weil so eine Geburt körperlich nicht spurlos an einem vorbeigeht, aber auch, weil der Kopf sagt: Ich will das jetzt nicht gleich wiederholen. Außerdem sind wir Frauen danach auch hormonell krass gepolt. Chemische Unterstützung bekommt das Sexleben erst mal keine, und das kann viele Monate so gehen, bis zu etwa einem Jahr hin.

Wichtig in der Dreisamkeit ist, die Paarbeziehung nicht aus den Augen zu verlieren. Das hat unterschiedliche Aspekte – von körperlichen Kuscheleinheiten als Familie, um Nähe zu schaffen, über Gespräche, um das Thema Sexualität lebendig zu halten. Wer vom Paar zu Eltern wird, sollte irgendwann wieder anfangen, auch ein Paar zu sein.

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