Viele Beziehungen kommen an den Punkt, dass ein Partner mehr Lust auf Sex hat als der andere. Wie man damit umgehen kann und was Alltagserotik damit zu hat, erklärt unsere Kolumnistin Claudia Huber.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Eigentlich sind die heißen Tage eine gute Zeit für die Lust. Der Körper ist auf Betriebstemperatur, das Sonnenlicht versorgt uns mit Vitamin D und das Wetter lädt uns dazu ein, draußen zu sitzen und ein Bierchen zu trinken, was ja auch lockerer macht. Trotzdem geht es auch in diesem Moment Paaren so, dass sie an der Situation leiden, dass mindestens einer ziemlich wenig Lust hat, sexuell aktiv zu werden. Die Lust fällt eben nicht mehr vom Himmel, wenn sich der erste Hormonschub durch frische Verliebtheit wieder auf ein normales Level eingependelt hat.

 

Und plötzlich legen wir uns doch wieder schlafen, als Sex zu haben. Unsere anderen Bedürfnisse wiegen dann wieder mehr. Die Pärchen-Dialoge laufen dann ungefähr so:

„Mehr Sex?“

„Keine Lust.“

„Aber ich!“

Einer gibt nach.

Das sind in solchen Situationen öfter die Frauen. Daraus entsteht der Eindruck, Frauen hätten im Durchschnitt weniger Lust auf Sex. Das stimmt nicht – Frauen sind nur nicht so penetrant. Deswegen werden sie aber auch häufiger zu „leisen Fremdgängern.“

Damit es gar nicht so weit kommt, sind beide gefordert. Bei Frauen ist es oft so, dass sie nicht gelernt haben, Lust zu haben. Das ist ein kulturelles Erbe, das wir überwinden sollten. Das Stichwort hier heißt Alltagserotik.

Wenn die Temperaturen erst wieder fallen, geht es automatisch mit unserer körperlichen Grunderwärmung wieder bergab. Jeder ist bei der Arbeit auch mal gelangweilt – die Zeit kann man nutzen, auch mal in seine Genitalien reinzuspüren; den Beckenboden anspannen, entspannen.

Aber auch auf der Kopf-Ebene. Sich ernsthaft fragen: Worauf hätte ich eigentlich Lust? Und sich dabei gar nicht unbedingt so sehr aufs Machbare versteifen. Denn zuerst sollten wir unseren Fantasien und Wünschen nachgehen, um überhaupt zu lernen, wo es uns hinzieht.

Bloß keinen Sex auf Gefallen-Basis

Aber auch die Person in einer Partnerschaft, die mehr Sex will, sollte lieber behutsam an die Sache rangehen. Denn: Wenn Sex auf Gefallen-Basis passiert, arbeitet andere Person gegen ihre eigene Lust und das wird die Situation auf Dauer nur verschlimmern. Oder, noch schlimmer, die Person verfällt in die Denkschleife, immer nur ein Dienstleister zu sein und das kann ernsthaften Schaden am Selbstwertgefühl anrichten.

Viel besser ist es, die Abweisung nicht so persönlich zu nehmen, wenn der Partner keine Lust hat. Wenn die Lustlosigkeit schon Bestandteil der Beziehung ist, lohnt es sich, gemeinsam eine Lösung zu finden. „Was würde mich lustvoller machen und was möchte ich beim Sex erleben?“ ist eine Frage, die man sich wertfrei stellen kann. Da kommen schon die ein oder anderen Ideen.

Als Paar auf Entdeckungsreise zu gehen ist der Schlüssel, denn die gemeinsame Sexualität zu entwickeln, braucht manchmal mehr, als nur eine neue Stellung oder ein paar neue Dessous. Miteinander darüber reden und neue Wege der Sexualität finden, hat schon viele Paare wieder lustvoller gemacht.

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