Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen oder Reizbarkeit: Noch bevor die Menstruation beginnt, leiden einige Frauen am prämenstruellen Syndrom, kurz PMS. Was dagegen hilft und was die eigene Mutter damit zu tun hat, erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Digital Desk: Anna Röckinger (ala)

Stuttgart - Phrasen wie „Warum bist du so zickig? Du bekommst wohl deine Tage“ bekommen Frauen öfter zu hören. Aber das ist zu einfach, liebe Männer! Wenn in der zweiten Zyklushälfte zwischen Eisprung und Menstruation nämlich der Gestagenhaushalt bei einer Frau einbricht, dann passiert da etwas in ihrem Körper. Nicht ohne Grund werden dem prämenstruellen Syndrom (PMS) weit mehr als 300 Beschwerden zugeschrieben.

 

Die Beschwerden können körperlicher Art sein und reichen von Kopfschmerzen, Brustspannen bis zu Wassereinlagerungen. Viel schlimmer sind aber wohl die psychischen Leiden, die vor der Monatsblutung für einige Frauen zur Belastung werden. Reizbarkeit, Abgeschlagenheit, Heißhunger oder Stimmungsschwankungen sind nur einige Beschwerden. Da man PMS nicht einfach im Labor testen kann, wird es oft abgetan. Ein berühmter Gynäkologe sagte einmal, dass die Frauen nur schizophren seien und es PMS so gar nicht gäbe.

Das ist natürlich völliger Quatsch! Wenn eine Frau zu mir kommt und mir ihre Beschwerden schildert, dann muss ich sie ernst nehmen und schauen, wie wir das Problem lösen können.

Man geht immerhin davon aus, dass etwa zehn bis 20 Prozent aller Frauen ernsthaft unter PMS leiden – die einen mehr, die anderen weniger. Aber vermutlich ist die Zahl noch viel höher. Da viele Frauen schon früh beginnen, hormonell mit der Pille zu verhüten, werden die Symptome unterdrückt, die sie ohne Pille hätten.

PMS darf man nicht abtun

Doch auch die eigene Mutter spielt bei PMS durchaus eine Rolle. In Familien, in denen die Mutter unter PMS leidet, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass auch die Tochter darunter leidet. Denn, als junges Mädchen schaut man sich das Verhalten der Mutter ab – auch in Sachen Menstruation. Wie geht sie mit ihrer Regel um? Welche Beschwerden hat sie? Und vielleicht auch: Welche Vorteile hat sie dadurch? Frauen setzten PMS durchaus auch gezielt ein, um ein wenig Zuwendung oder Mitleid zu erfahren.

Nichtsdestotrotz darf man PMS nicht abtun und denken, dass das alles nur Einbildung sei. Es gibt Frauen, die extrem unter Beschwerden leiden und in ihrem Alltag Monat für Monat beeinträchtigt sind. Es reicht ja schon, wenn der BH plötzlich nicht mehr passt und die Brüste stark spannen und schmerzen.

Tampons haben keinen Einfluss

Aber es gibt gute und einfache Methoden, um PMS zu lindern. Die einfachste Variante ist die Einnahme der Pille oder das Einsetzen einer Hormonspirale – das ist aber natürlich nicht für jede Frau die Lösung. Einfacher hingegen sind: viel Wasser trinken, Magnesium nehmen und Sport treiben. Magnesium ist wichtig bei Krämpfen im Unterleib. Sport kann ebenfalls entkrampfend wirken und tut der Psyche gut. Momentan werden Omega-3-Fettsäuren gehyped. Ich weiß zwar nicht genau, wobei das helfen soll, aber früher haben wir gegen PMS auch Vitamin B geschluckt wie die Blöden. Da gilt das Motto: ausprobieren, was einem guttut.

Der gute alte Mönchspfeffer kann auch helfen. Ein Präparat mit dem pflanzlichen Wirkstoff stärkt die Hypophysen-Achse, die die für PMS entsprechenden Hormone steuert. Aus der homöopathischen Ecke gäbe es noch das Minzöl. Damit reibt man sich den Bauch ein – vermutlich eher eine Art der Ablenkung.

Einige Patientinnen haben mir berichtet, dass ihre Symptome besser wurden seit sie eine Menstruationstasse benutzen. Ich halte von den Dingern ja nicht viel, sicher ist aber, dass Tampons PMS nicht verstärken – im Gegensatz zu unsachlichen Phrasen!

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