Ist die Scheide zu trocken, kann das für Frauen sehr unangenehm sein – auch im Alltag. Warum das Problem oft hausgemacht ist und welche einfachen Mittel gegen die stechenden Schmerzen helfen können, erklärt Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn.

Digital Desk: Anna Röckinger (ala)

Stuttgart - Um das Thema Scheidentrockenheit zu verstehen, muss man zunächst einmal aufklären, wie feucht eine gesunde Scheide eigentlich ist. Denn Ausfluss ist ganz normal und auch wichtig. Die gebildete Flüssigkeit sorgt für die richtige Scheidenflora, in der schädliche Bakterien keine Chance haben. Leider empfinden viele Frauen ihren Ausfluss alles andere als normal und hilfreich, sondern eher als störend und tragen dagegen beispielsweise dauerhaft Tampons oder Slipeinlagen. Und das kann auf Dauer zu einer hausgemachten Scheidentrockenheit führen.

 

Auch eine extreme Intimhygiene ist nicht wirklich förderlich für eine gesunde Scheide. Es gibt immer noch Frauen, die regelmäßig Scheidenspülungen durchführen. Da wird mir ganz anders. Denn in der Scheide ist doch kein Dreck drin, den man ausspülen müsste. Und am besten geht man dann noch mit einem aggressiven Duschgel hinterher. Dadurch wird die natürliche Scheidenflora samt den wichtigen Milchsäurebakterien komplett zerstört – und das Gegenteil ist die Folge. Statt einer scheinbar gepflegten und gesunden Scheide riskiert man Infektionen und Scheidentrockenheit.

Aber nicht immer ist Frau selbst an den stechenden Schmerzen schuld. Die Gründe können vielfältig sein und sollten auf jeden Fall mit einem Arzt besprochen werden. Am häufigsten von Scheidentrockenheit betroffen sind aber ältere Frauen in und nach den Wechseljahren. Das liegt am aufkommenden Östrogenmangel. Dabei wird nicht nur die Haut am Körper mit dem Alter dünner und empfindlicher, auch die Haut in der Scheide. Und das führt dann zu den unangenehmen Schmerzen beim Fahrradfahren, Laufen und vor allem beim Sex.

Schmerzen treten vor allem beim Sex auf

Das ist sehr unangenehm für die betroffenen Frauen und leider noch immer ein Tabuthema. Dabei ist die Behandlung recht einfach. Seine Scheidenflora kann man mit einem simplen Hausmittel stärken und wieder aufbauen: Joghurt. Aber kein Stracciatella oder Erdbeere natürlich. Etwas Naturjoghurt auf die Tamponspitze geben und einführen. Dies ist auch gut an den letzten, schwachen Tagen der Periode, um Scheidentrockenheit vorzubeugen und das Milieu zu stärken. Denn ist die Scheide zu trocken, fehlt ihr meist Milchsäure, die im Joghurt enthalten ist. Beim Sex kann man einfach auf Gleitmittel zurückgreifen, um die akuten Schmerzen durch die Reibung zu lindern. Das ersetzt aber noch lange kein gutes Vorspiel!

Helfen können auch Östirol-Zäpfen, die in die Scheide eingeführt werden. Östirol ist ein weibliches Sexualhormon aus der Gruppe der Östrogene. Es wird vorzugsweise bei Scheidentrockenheit oder auch Juckreiz eingesetzt. Ebenso wie als Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Eine lokale Östrogenanwendung stellt allerdings keine Hormontherapie dar, weil Östriol nicht verstoffwechselt wird. Ob eine Frau ein Medikament nehmen möchte, kommt natürlich auf den Leidensgrad an. Im Zweifel nicht scheu sein und immer den Arzt um Rat bitten.

Unsere Kolumnen-Reihe „Lasst uns über ... reden“ über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick