In unserer neuen Kolumne geht es um Liebe, Sex und Intimes. Heute erklärt die Gynäkologin Jutta Böhmler-Hahn, warum einige Frauen sich gegen die Antibabypille entscheiden und warum der Koitus Interruptus keine Alternative ist.

Stuttgart - Sie ist klein, bequem und nimmt Frauen eine ihre größten Sorgen ab: schwanger zu werden. Aber die Sache mit der Antibabypille ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind Frauen für den Mann dadurch ständig verfügbar, auf der anderen Seite hat Frau aber alles selbst in der Hand und kann ihre Sexualität sorgenfreier ausleben. Uns Frauen wird ja mehr oder weniger von Beginn an beigebracht, dass uns eine Schwangerschaft zuläuft wie ein streunender Hund. Und das Damoklesschwert namens Schwangerschaft schwebt so bei jedem Sex über uns.

 

Trotz der Vorteile, die die Pille bietet, entscheiden sich einige Frauen bewusst gegen hormonelle Verhütung. Das sind vor allem Frauen, die in sicheren Gewässern schwimmen. Heißt: Die Ausbildung ist abgeschlossen, ein sicherer Job da, es gibt einen festen Partner und ein besseres Körpergefühl. Das merken Frauen dann und denken in dieser Phase einfach mehr über sich nach, als damals ihr 15-jähriges Ich. Das möchte vor allem eines: Bloß nicht schwanger werden! Als junge Frau schluckt man dann die Pille, ohne sie zu hinterfragen. Aber Antibabypillen sind keine Peanuts. Es gibt Risiken, über die aufgeklärt werden müssen. Nur die Frage ist dann, was bleibt davon bei einem Teenager hängen?

Viele Alternativen zur Pille, aber der „Koitus Interruptus“ ist keine

Ich halte persönlich viel von der Pille. Sie ist eine zeitgemäße Verhütungsmethode, aber es ist ein Medikament. Die Pille unterdrückt unseren Zyklus, versetzt die Eierstöcke in den Urlaubsmodus, die Lust auf Sex – gerade um den Eisprung – bleibt aus und die Risiken, zum Beispiel von Thrombosen, können steigen. Ich sag ja immer: ‚Der Liebe Gott hat uns eigentlich gemacht, um zu gebären und nicht, um zu verhüten.’

Wer dennoch auf die Pille verzichten will, der hat eine Handvoll vernünftiger Alternativen: die Spirale zum Beispiel. Jahrzehntelang wurde sie verteufelt und nur Frauen empfohlen, die bereits Kinder hatten. Heute gibt es verschiedene Varianten, die ideal für alle Frauen sind, die langfristig verhüten und nicht ständig daran denken wollen. Auch die neuste Generation des Diaphragmas wäre eine Alternative. Oder ganz klassisch: Kondome. Aber Alternativen sind immer mühsamer als die Einnahme der Pille. Abraten würde ich aber ganz bestimmt vom „Koitus Interruptus“ – oder wie wir es nennen „Vatikanisches Roulette“.