Iveco zieht von Ulm nach Madrid. Ein Abbau von 670 Stellen ist im Gespräch. Das Unternehmen dementiert.

Ulm/München - Der Lastwagenhersteller Iveco hat die Gewerkschaftsangaben über von der Schließung des Ulmer Produktionswerks betroffene Stellen als „abenteuerlich“ zurückgewiesen. „Es ist alles noch in Verhandlung“, sagte Iveco-Sprecher Manfred Kuchlmayr am Dienstag in München. Das Unternehmen hatte am Montag bekanntgegeben, die Lastwagenproduktion in Ulm nach Madrid zu verlagern. Solange die Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft liefen, wolle die angeschlagene Fiat-Tochter Iveco-Magirus keine konkreten Angaben zu den betroffenen Stellen machen.

 

In der Ulmer Lkw-Produktion arbeiten bislang etwa 1100 Beschäftigte. Die IG-Metall hatte von 670 Stellen gesprochen, die abgebaut werden sollen. „Wir können Kündigungen nicht ausschließen, wollen aber möglichst viele übernehmen und viel über den Sozialplan machen“, sagte Kuchlmayr. Es müsse individuell geguckt werden bei den Mitarbeitern etwa nach ihrem Alter und der Länge der Betriebszugehörigkeit. „Das wird ein aufwendiger und langwieriger Prozess“, sagte Kuchlmayr. Ziel sei es, den Abbau sozialverträglich zu gestalten.

Im Zuge der Neuordnung des Deutschlandgeschäfts soll in Ulm parallel zur Produktionsschließung der Bereich Brandschutz ausgebaut werden zu einem Kompetenzzentrum, dort könnten betroffene Mitarbeiter untergebracht werden. An dem Standort befindet sich auch die Abteilung Forschung und Entwicklung, auch das sei eine Option für Betroffene. „Dort arbeiten nicht nur Ingenieure“, sagte Kuchlmayr.

Die Stimmung unter den Mitarbeitern in dem Werk Ulm ist derweil angespannt. Denn noch ist unklar, welche Auswirkungen die Werksschließung für sie konkret haben wird. Am Dienstagnachmittag wollten sich Gewerkschaft und Betriebsräte vor dem Werk zu den Entwicklungen äußern.

Die Lastwagenproduktion wird nach Iveco-Angaben nach Madrid verlagert aufgrund anhaltender schwieriger Bedingungen am europäischen Lkw-Markt. Die Finanzkrise hatte Iveco stark getroffen. Die Hauptabsatzmärkte befinden sich in südeuropäischen Ländern wie Italien und Spanien. Seit mehr als drei Jahren gibt es in dem Ulmer Werk durchgehend Kurzarbeit.

Nach Expertenmeinung wird der Lastwagenhersteller Iveco auch nach der Schließung des Ulmer Standorts weiter Probleme haben. „Iveco bleibt Sorgenkind“, sagte Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen am Dienstag. Iveco sei zu stark auf den europäischen Markt konzentriert und hat daher Probleme, mit internationaler aufgestellten Nutzfahrzeugherstellern wie Daimler und MAN mitzuhalten.