Daimler Trucks hat 2012 einen operativen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro verbucht. Dies entspricht einer Umsatzrendite von 5,5 Prozent; Ziel ist jedoch eine Rendite von acht Prozent. Im zweiten Halbjahr 2013 soll es dank anziehender Verkäufe in den USA und Südamerika besser laufen als zuletzt.

Wörth - Daimler-Lastwagenchef Andreas Renschler bringt es auf eine ganz kurze Formel: „Die Risiken dämpfen die Erwartungen“, sagte der Manager, der zum 1. April den Job mit seinem Vorstandskollegen Wolfgang Bernhard tauscht. Renschler wird sich nach fast zehn Jahren im Nutzfahrzeuggeschäft wieder den Personenwagen widmen und für Produktion und Einkauf zuständig sein. Renschlers Hoffnungen richten sich eher auf das zweite Halbjahr; das erste Quartal und das erste Halbjahr werden aus seiner Sicht schwach ausfallen. Genauere Prognosen mochte der 54-Jährige nicht abgeben.

 

Die teilweise heftigen Schwankungen der Nachfrage stellen das Unternehmen vor Herausforderungen. So ist zum Beispiel im vorigen Jahr der Markt in Brasilien regelrecht eingebrochen; die Verkäufe in ganz Lateinamerika nahmen um ein Viertel ab. In diesem Jahr geht es nun wieder aufwärts, so dass Renschler für Brasilien mit einem Absatzplus von zehn Prozent rechnet. Die Folge: im vorigen Jahr wurden 1400 Produktionsmitarbeiter nach Hause geschickt, die jetzt zurückgeholt werden müssen. Darüber hinaus läuft ein Abfindungsprogramm für 850 Beschäftigte außerhalb der Produktion. Die Lastwagensparte hatte im vorigen Jahr in Brasilien etwa 13 500 Beschäftigte. In der Führung der brasilianischen Konzerngesellschaft kommt es jetzt zu einer Veränderung. Der bisherige Chef, Jürgen Ziegler, scheidet per 1. Juni aus; ihn ersetzt Philipp Schiemer, bisher Leiter Marketing der Personenwagensparte.

Im Ausland fehlen flexible Regeln

Auch in den USA hat sich der Wind gedreht. Noch vor wenigen Wochen hieß es, dass wegen einer flauen Nachfrage 1300 Produktionsmitarbeiter vorübergehend nicht mehr gebraucht würden. Nun spricht Renschler von einer „deutlich besseren Auftragslage“. Der Personalabbau wird nun geringer ausfallen; Einzelheiten will Daimler erst Ende des Monats in den USA mitteilen. Renschler bedauert, dass es im Ausland vielfach keine Möglichkeit zur Flexibilisierung von Arbeit wie in Deutschland gibt. Nach seinen Worten können im Montagewerk Wörth Auslastungsschwankungen nach oben und unten zwischen 20 und 30 Prozent ausgeglichen werden, ohne dass Personal abgebaut werden muss.

In Wörth, wo knapp 12 000 Menschen arbeiten, sowie an den vier weiteren deutschen Standorten der Sparte in Stuttgart, Mannheim, Kassel und Gaggenau bleibt es bei dem geplanten Abbau von 800 Stellen außerhalb der Produktion. Knapp die Hälfte entfällt auf das zentrale Montagewerk in der Nähe von Karlsruhe. Das Unternehmen hat den Abbau damit begründet, dass die Erneuerung der Produktpalette im Wesentlichen abgeschlossen sei. In der Produktion hat Daimler hingegen Personalbedarf. 150 befristet Beschäftigte in Wörth haben jetzt einen festen Vertrag erhalten.

Das Sparprogramm soll 1,6 Milliarden Euro bringen

Die Sparte, intern Daimler Trucks genannt, hat im vorigen Jahr einen operativen Gewinn von 1,7 (Vorjahr: 1,9) Milliarden Euro verbucht. Dies entspricht einer Umsatzrendite von 5,5 Prozent; Ziel ist jedoch eine Rendite von acht Prozent, die eigentlich schon in diesem Jahr erreicht werden sollte. Jetzt soll es 2014 so weit sein. Den Weg ebnen wird nach den Planungen ein Spar- und Effizienzprogramm im Umfang von 1,6 Milliarden Euro. Daimler ist nach Renschlers Worten seit ewigen Zeiten weltweit beim Absatz die Nummer eins in der Lastwagensparte. „Bei der Profitabilität ist Daimler bisher etwas hintendran gewesen“, räumte er ein. Um die Zukunft ist dem Manager nicht bange, denn die Nachfrage nach Lastwagen wird aus Sicht des Konzerns im Zuge des globalen Wirtschaftswachstums zunehmen: von weltweit 4,6 Millionen (2012) auf 6,8 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2020.

Kurzfristig neuen Schub erhofft sich Renschler von neuen Modellen wie dem Baulastwagen Arocs und dem kleineren Lastwagenmodell Atego, das am Mittwoch in Wörth vorgestellt wurde. Damit ist die gesamte Fahrzeugpalette auf die neue Abgasnorm Euro 6 umgestellt, die in einem Dreivierteljahr in Kraft tritt.