Die Stadt Starnberg geht gegen den Einsatz von Blasgeräten vor, Stuttgart hält an ihnen fest. Die Verwaltung verweist auf die enormen Mengen anfallenden Laubs.
Stuttgart - In Starnberg soll künftig der Rechen wieder das Laub beseitigen. Die oberbayerische Stadt hat nicht nur Laubbläser aus dem kommunalen Verkehr verbannt. Sie appelliert auch an die Bürgerschaft, es ihr gleichzutun und wieder zum Rechen zu greifen. Die örtliche Agendagruppe habe zwar schon länger gefordert, den Gebrauch der Geräte in der Kommune zu untersagen, sagt der Sprecher der Stadt, Karl Heinz Springer. „Das wurde zunächst für nicht durchsetzbar gehalten“, sagt er.
Die milden Oktobertage am Ufer des Starnberger Sees haben die Einstellung der lokalen Entscheidungsträger dann offensichtlich geändert. „Wir hatten im Rathaus tagsüber oft die Fenster geöffnet, doch die Laubbläser waren so laut, dass es kaum auszuhalten war“, sagt Karl Heinz Springer. Den Lärm, den Springer als „infernalisch“ bezeichnet, wollte der Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger nicht länger ertragen: Die Stadt untersagte ihren Hausmeistern die Verwendung von 25 Laubbläsern. Die Regelung gilt zunächst für ein Jahr.
Stuttgart hält an den Geräten fest
Zudem machte das Amtsblatt die Bürger darauf aufmerksam, dass der private Gebrauch zwar nicht verboten werden kann, aber von der Stadtverwaltung nicht gutgeheißen wird. Bei den Mitarbeitern des Starnberger Betriebshofes sei der Verzicht auf die Geräte zunächst mit Skepsis aufgefasst worden, gibt Karl Heinz Springer zu. „Das bedeutet natürlich manuelle Mehrarbeit für die Mitarbeiter, aber wir sind dafür personell auch ganz gut aufgestellt.“
Ob die Bürger dem Wunsch der Stadt Starnberg entsprächen, darüber gäbe es noch keine Erkenntnis, sagt der Sprecher der Stadt. „Ich finde, es ist seitdem viel ruhiger geworden in unserer Stadt.“
Von dem Verbot in der bayerischen Kommune mit ihren etwas mehr als 23 000 Einwohnern lässt sich die Landeshauptstadt Baden-Württembergs nicht beeindrucken. Man setze die Geräte ein, halte sich dabei aber an die Lärmvorschriften, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. In Parks werde fast ausschließlich von Hand gereinigt. In Wohngebieten dürften die Laubbläser außerdem nicht zwischen 17 und 9 Uhr betrieben werden – und auch nicht in der Mittagszeit von 13 bis 15 Uhr.
In der Landehauptstadt fallen 1500 Tonnen Laub an
Aus wirtschaftlichen Gründen empfehle sich der Einsatz von Laubbläsern dringend, heißt es bei der Stadt Stuttgart. Denn laut Stadt müssten ungefähr hundert städtische Mitarbeiter bis zu 1500 Tonnen Laub beseitigen. Die Stadt weist allerdings daraufhin, dass seit vergangenem Jahr sechs Geräte im Einsatz sind, die mit Akku betrieben werden und daher auch deutlich leiser seien. Die Stadt wolle in der Zukunft alle spritbetriebenen Geräte durch diese leiserer Variante ersetzen, heißt es in der Stellungnahme. Bereits jetzt seien zudem alle Laubbläser speziell lärmgedämmt.
Stuttgart bezieht seine Laubbläser genau wie Starnberg von dem Waiblinger Fabrikanten Stihl. Das Unternehmen sieht sich durch Reaktionen wie in Stuttgart bestätigt: Das Ende der Laubbläser sei mitnichten gekommen, sagt Mitarbeiterin Jasmin Aun. Sie hätte der Gemeinde Starnberg empfohlen, wie Stuttgart stärker auf akkubetriebene Geräte zu setzen, statt sie aus dem kommunalen Verkehr zu verbannen. „Es gibt auch Geräte, bei denen die Hausmeister sich den Akku auf den Rücken schnallen können, das erleichtert das Tragen“, sagt Jasmin Aun.
Umstieg auf den Rechen auch eine Frage des Geldes
Sie ist sich sicher, dass Starnberg in der Probezeit, die sich die Kommune selbst auferlegt hat, erkennt, dass es ohne den Einsatz von Laubgeräten nicht geht. „Die manuelle Reinigung kostet Zeit, Geld und Personal, außerdem beseitigt sie Laub nicht so gründlich, und das schränkt die Sicherheit ein“, sagt Jasmin Aun. Gerade bei großen städtischen Flächen sei eine Rückkehr zur Handarbeit für viele Kommunen undenkbar. „Die meisten Gemeinden sind ja nicht so wohlhabend wie Starnberg und können sich keine ähnliche Personaldecke leisten“, sagt Jasmin Aun. Gleichgültig, ob sich die Kommune in Oberbayern in einem Jahr für oder gegen die Geräte entscheidet: Stuttgart wird dem lästigen Laub in den Straßen und auf den Gehwegen auf absehbare Zeit nicht mit dem Rechen zu Leibe rücken.