Laura Hahn kandiert im Wahlkreis Esslingen für den Bundestag. Auch aufgrund eigener Erfahrungen lehnt es die 26-Jährige ab, Generationen gegeneinander auszuspielen und wehrt sich gegen das Klischee, die Jugend sei faul.

Volontäre: Valentin Schwarz (vas)

Auf eine besinnliche Adventszeit muss Laura Hahn in diesem Jahr wohl verzichten. Die 26-Jährige tritt als Bundestagskandidatin der FDP im Wahlkreis Esslingen an. Aufgrund des frühzeitigen Endes der Ampelkoalition findet die Wahl nun schon am 23. Februar und nicht, wie ursprünglich geplant, im Herbst des kommenden Jahres statt. Das stellt Hahn vor einige Herausforderungen – auch im Privatleben. „Meine Mutter hat mich gefragt, wie wir denn Weihnachten dieses Jahr zu organisieren haben“, erzählt die Esslingerin. Sie habe angesichts ihres sich schnell füllenden Terminkalenders geantwortet: „Das weiß ich jetzt auch noch nicht.“

 

Laura Hahns politische Neugier war nach eigener Aussage schon früh in der Kindheit spürbar. „Ich erinnere mich gut, dass ich immer wissen wollte, worüber mein Vater da in der Zeitung liest und worüber sich meine Mutter da gerade unterhält.“ Nachhaltig beeinflusst habe sie vor allem der Wirtschaftsunterricht im Gymnasium. „Da hatte ich eine ganz tolle Lehrerin, die uns mit zu Veranstaltungen genommen hat, wo ich unter anderem Angela Merkel live erleben durfte“, sagt die Jungpolitikerin.

Darum will Laura Hahn für die FDP in den Bundestag

Mit 18 Jahren trat Hahn in die FDP ein und begann, sich in der Partei zu engagieren. Zwar habe sie manchmal den Eindruck, aufgrund ihres Alters in der Politik weniger ernstgenommen zu werden als andere Kolleginnen und Kollegen. Davon lasse sie sich jedoch keineswegs unterkriegen. Denn: „Spätestens, wenn man gute Argumente liefert und mit Nachdruck einem Thema hinterher geht, dann wird man auch ernst genommen.“

Sie hofft, das künftig auch im Bundestag tun zu können. Dass Hahn für die Esslinger FDP ins Rennen geht, habe sich recht kurzfristig ergeben. Nach dem Kommunalwahlkampf im Frühjahr sei Hahn gefragt worden, ob sie denn nicht für den Bundestag kandidieren wolle. „Das habe ich sehr gerne angenommen“, sagt sie und nennt den Grund: „Wir leben in einer Zeit, in der viele richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden müssen. Als junger Mensch, als junge Frau und als Person aus dem Mittelstand ist es mir da wichtig, mit am Tisch zu sitzen.“

Die 26-Jährige hofft auf einen Sitz im neuen Bundestag. Foto: dpa/Michael Kappeler

Trotz dieser Ambitionen steht die Politik bei Hahn längst nicht immer im Mittelpunkt. Die 26-Jährige arbeitet als Unternehmensjuristin im Remstal für den Motorsägenhersteller Stihl in Waiblingen. Der Job ist Laura Hahn wichtig, sie sagt: „Ich komme aus der freien Wirtschaft und möchte, dass das auch so bleibt.“ Außerdem sitzt sie ehrenamtlich im Vorstand der Turnerschaft Esslingen.

Wie findet Hahn da überhaupt noch die Zeit, politisch aktiv zu werden und nun auch noch für den Bundestag zu kandidieren? „Natürlich ist es ein tägliches Jonglieren, aber nach getaner Arbeit beschäftige ich mich sehr gerne mit meinen Ehrenämtern“, sagt Hahn und wählt einen Vergleich: „Ich denke, es ist wie mit dem Extremsport. Wenn man für irgendetwas brennt, dann bringt man das auch unter.“

FDP-Politikerin aus Esslingen lobt die Grünen

Ab und zu stoße sie bei all den Aufgaben zwar an ihre Grenzen. „Das ist ganz menschlich, natürlich passiert mir das auch“, sagt Hahn. In diesen Fällen helfe ihr jedoch ihr Hund, der sie zwinge, mindestens dreimal am Tag eine Verschnaufpause einzulegen. „Dann gehe ich mit ihm an die frische Luft und eine Runde spazieren“, sagt die 26-Jährige. Danach sei der Kopf wieder frei.

Mit ihrem Arbeitsethos scheint Hahn, zumindest persönlich, nicht das Vorurteil von der faulen Jugend zu bestätigen. Von solchen Klischees hält die Liberale ohnehin nichts. Sie sagt: „Man sollte das gar nicht so sehr an der Generation festmachen.“ Es gebe auch unter ihren Altersgenossinnen und Altersgenossen viele, „die anpacken, die fleißig sind, die Probleme sehen und Lösungen bereithalten wollen“. Hahns Fazit: „Alt gegen Jung bringt uns nicht weiter.“ Es sei auch nicht so, dass es jüngeren Generationen am politischen Interesse mangele – im Gegenteil. Hahn verweist auf die kürzlich veröffentlichte Shell-Jugendstudie und sagt: „Da hat man gesehen, dass die jungen Leute durchaus politischer werden.“

Nachholbedarf sieht sie allerdings beim Engagement in den Parteien. Hahn sagt: „Es mangelt massiv an Vorfeldorganisationen.“ Damit meint sie Möglichkeiten, sich zunächst für einzelne Themen einzusetzen, ohne direkt in einer Partei aktiv werden zu müssen. Dieser Weg mache es jungen Menschen leichter, sich einzubringen und senke die Hemmschwelle. Laura Hahn sagt: „Da muss man die Kollegen von den Grünen loben, die haben sehr gute Vorfeldorganisationen. Ein Beispiel ist die Tierschutzorganisation Peta. So etwas fehlt mir im liberalen und im konservativen Umfeld.“

Über den Bundestagswahlkampf und weitere Themen spricht Laura Hahn im Podcast unter: https://ez-talk.esslinger-zeitung.de

Berufliche und politische Arbeit

Job
Nach der Schule absolvierte Laura Hahn zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Später studierte sie Wirtschaftsrecht an der Hochschule Nürtingen-Geislingen und war später für die Unternehmensberatung Ernst & Young tätig. Heute arbeitet sie als Juristin für Stihl in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) und kümmert sich dort hauptsächlich um bürokratische Themen.

Partei
Seit sechs Jahren lebt die aus Weinstadt stammende Hahn in Esslingen. Hier ist sie Beisitzerin im Ortsvorstand der FDP. Bei einer Abstimmung der Partei wurde sie ohne Gegenstimme zur Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 261 gewählt. Ihr Gegenkandidat hatte zuvor seine Bewerbung zurückgezogen. Hahn vertritt damit neben der Kreisstadt Esslingen unter anderem die Kommunen Aichwald, Plochingen, Denkendorf, Ostfildern, Deizisau und Wernau.