Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell ist aller Voraussicht nach an einem Herzinfarkt gestorben. Das bestätigte die Münchner Polizei am Donnerstagmorgen.

München - Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell ist aller Voraussicht nach an einem Herzinfarkt gestorben. Das bestätigte die Münchner Polizei am Donnerstagmorgen, nachdem bereits mehrere Medien vorab darüber berichtet hatten.

 

Toxikologisches Gutachten steht noch aus

Die Obduktion habe gezeigt, dass in jedem Fall ein Herzinfarkt vorgelegen habe, sagte eine Sprecherin. Eine endgültige Aussage zur Todesursache wollen die Beamten allerdings erst in ein bis zwei Wochen treffen, wenn das toxikologische Gutachten ebenfalls vorliegt und beispielsweise auch eine Vergiftung ausgeschlossen werden kann.

Amerell war am Dienstagnachmittag in einer Wohnung im Münchner Stadtteil Neuhausen im Alter von 65 Jahren tot aufgefunden worden. Die Feuerwehr hatte sich nach Hinweisen eines Bekannten Amerells über eine Drehleiter Zugang zur Wohnung des ehemaligen Schiedsrichter- Sprechers im vierten Stock verschafft.

Amerell hatte im Schiedsrichterskandal mit dem früheren Fifa-Referee Michael Kempter über Jahre hinweg abseits des Fußballplatzes für Schlagzeilen gesorgt. Auch mit dem früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger hatte er sich über Monate eine juristische Auseinandersetzung nach der nächsten geliefert, galt am Ende überhaupt als Feindfigur beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).

DFB-Präsident Zwanziger betroffen

Zwanziger reagierte mit Bedauern auf Amerells Tod. "Die Nachricht macht betroffen", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Leider ist es zu seinen Lebzeiten nicht gelungen, das Verständnis von sachgerechter Amtsausübung in Abhängigkeitsverhältnissen zwischen DFB und ihm in Übereinstimmung zu bringen." Zuletzt hatte Amerell eine Klage gegen den Verband wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte auf Schadensersatz angehen wollen, gegen Kempter war zudem ein Strafantrag wegen versuchten Prozessbetrugs in Arbeit.

Ein Mediationsverfahren zwischen Zwanziger und Amerell war noch im vergangenen Jahr gescheitert. "Schade, denn es gab zweifelsfrei auch gute Zeiten in seiner aktiven Schiedsrichter- und Funktionärslaufbahn", sagte Zwanziger. Er hatte sich in der Auseinandersetzung zwischen Amerell und Kempter früh auf die Seite des jungen Referees gestellt, der Amerell sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatte. In einem gerichtlichen Vergleich zog er später jedoch seine in mehreren Interviews getätigte Aussage zurück, Amerell klar signalisiert zu haben, keine sexuellen Kontakte zu wollen. Er habe seine Ablehnung möglicherweise nicht ausreichend wahrnehmbar ausgedrückt, so Kempter. Amerell hatte die Übergriffe stets bestritten.