Lärmbelästigungen durch Jugendgruppen, Vermüllung des Europaplatzes: Die Stadt Gerlingen will mit einem Drei-Stufen-Plan die Situation entschärfen. Stadträte sind skeptisch.

Die Zustände an der Stadtbahn-Endhaltstelle in Gerlingen laufen aus dem Ruder. Nachdem es zuletzt wieder zu zahlreichen Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigungen durch Jugendgruppen und Vermüllung des Platzes gekommen war, will die Stadt nun härter durchgreifen.

 

Mit einem Drei-Stufen-Plan, wie er zuletzt im Jahr 2020 zum Einsatz kam, nachdem es dort auch zu Fällen schwerer Körperverletzung gekommen war, soll die Situation auf dem Europaplatz befriedet werden. Das entschied am Dienstagabend nach kurzer Debatte der Gerlinger Gemeinderat. Anwohner des Areals stellen die Lage an der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie U6 als „mittlerweile unerträglich“ dar.

Möglichkeit von Bußgeldern und Aufenthaltsverboten

Demnach sollen nun in einem ersten Schritt Schilder am Platz angebracht werden, die vergleichsweise freundlich um die Vermeidung von Müll und Lärm Bitten. Sollte dies nicht fruchten, werde in einer zweiten Stufe mit weiteren Schildern auf die Möglichkeit von Bußgeldern und Aufenthaltsverboten hingewiesen.

„In der Stufe drei müssten wir dann Bußgelder und Aufenthaltsverbote aussprechen“, erklärt die zuständige Gerlinger Amtsleiterin für Sicherheit und Ordnung, Christine Klemm. Die „Endstufe heißt dann Jugendrichter“, ergänzte am Dienstag der Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) bei der Vorstellung des Drei-Stufen-Plans vor dem Gemeinderat.

Die Maßnahme war im Jahr 2020 zunächst mit einigem Erfolg umgesetzt worden, sodass die Beschwerden und Anzeigen auch im Folgejahr zurückgegangen waren. Dieser Effekt scheint jetzt allerdings verpufft zu sein.

Kontaktaufnahme mit Jugendgruppen wird schwieriger

Bei einem Runden Tisch aus Stadtverwaltung und Polizei, der Anfang Juli aufgrund der zunehmenden Probleme anberaumt worden war, sei deutlich geworden, dass sich die Situation gegenüber des Jahres 2020 verändert habe. So sei die Polizei inzwischen vor Ort vermehrt mit Jugendlichen konfrontiert, die aufgrund ihres jungen Alters nicht strafmündig seien. Auch biete der Platz zahlreiche Möglichkeiten „sich aus dem Staub zu machen“, wie die Amtsleiterin Klemm betonte. Weil die Jugendgruppen, die sich an der Endhaltestelle regelmäßig aufhalten, „heterogener und loser“ werden, sei überdies die Kontaktaufnahme erschwert.

Vor allem ältere Bewohner des Europaplatzes fühlen sich durch die Heranwachsenden zunehmend verunsichert. „Man muss es sich anschauen“, berichtet eine ältere Anwohnerin, die am Dienstagabend die Gemeinderatssitzung als Zuhörerin verfolgt hat. „Jeden Abend sind die Jugendlichen auf dem Platz und machen dort Lärm.“ Zuletzt gab es auch zwei Anzeigen bei der Polizei aufgrund von Vandalismus.

Die Erwartungen, dass dem Problem mit den bereits in der Vergangenheit eingesetzten Maßnahmenpaket beizukommen ist, nimmt im Gemeinderat freilich ab: So betonte zum Beispiel der Stadtrat Björn Maier (Grüne), dass man „auf dem Platz nicht mit Schildern weiterkommt“. Auch Annette Höhn-Thye (FDP) äußerte sich bei der Verabschiedung des Drei-Stufen-Plans skeptisch: „Der Stufenplan hat nicht nachhaltig gefruchtet“, sagte die Stadträtin. Petra Bischoff (Freie Wähler) wurde deutlicher: „Wir haben bisher an dieser Stelle versagt.“

Gemeinderat fordert weitergehende Maßnahmen

Jetzt werden im Gemeinderat Rufe nach weitergehenden Maßnahmen laut. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wann wir über weitere Stufen sprechen müssen“, sagt Dennis Uhl, Stadtrat der Fraktion Junge Gerlinger. Welche das sein könnten, wollen die Gemeinderäte nun zunächst in nichtöffentlicher Sitzung beraten.

Neben dem Brennpunkt Endhaltestelle waren bei der Polizei im laufenden Jahr auch Anzeigen von Bürgern wegen Vandalismus, Lärm und Vermüllung in der Tiefgarage Schillerstraße eingegangen. An und in der Gerlinger Breitwiesenschule kam es zu drei Fällen von „weitreichender Sachbeschädigung“.